Das Tier II Howling 2
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Das Tier II

Inhalt / Kritik

Das Tier II Howling 2
„Das Tier II“ // Deutschland-Start: 11. Februar 2021 (Mediabook)

Journalistin Karen (Dee Wallace) verwandelte sich vor laufenden Kameras in einen Werwolf und wurde schließlich erschossen. Werwolf-Experte Crosscoe (Christopher Lee) passt nach der Beerdigung Karens deren Freundin Jenny (Annie McEnroe) und Karens Bruder Ben (Reb Brown) ab und offenbart ihnen, dass Karen ganz und gar nicht tot sei und es nur einen Weg gibt, sie wirklich zu töten: Eine silberne Nadel muss ihr ins Herz gestoßen werden. Gesagt, getan. Anschließende überzeugt er die beiden, mit ihm nach Transsylvanien zu reisen und es mit der Werwolfkönigin Stirba (Sybil Danning) aufzunehmen, die die Menschheit – man ahnt es – mit einer Werwolfarmee unterjochen will.

Aufmarsch der Werwölfe

Aus irgendwelchen Gründen gab es in den 80ern eine Schwemme an Werwolf-Filmen. Floppte Michael Wadleighs Wolfen im Juli 1981 noch, rollte John Landis’ American Werewolf in London nur wenige Monate später die Kinocharts auf und wurde zum Kultfilm. Ende des Jahres kam mit Full Moon High auch schon die erste schundige Genrepersiflage in die Kinos (wobei dieser Film bereits 1979 gedreht worden war und erst durch den Erfolg von American Werewolf veröffentlicht wurde). Mit Die Zeit der Wölfe (1984), Teen Wolf 1 & 2 (1985 & 1987) und Der Werwolf von Tarker Mills (1985) wurde der Hype weiter befeuert. Auch heute noch tauchen immer wieder die Werwölfe im Kino auf, sei es das Underworld-Universum, der tolle Late Phases (2015) oder der echte Geheimtipp Howl von 2016.

Was einen Kultfilm zu einem eben solchen macht, kann viele Gründe haben. Eine besondere Geschichte über die Entstehung, ein bisher ungekannter Grad an Gewalt oder Sex, der Entstehungszeitraum, das vermittelte Flair, ein einzigartiges Ereignis, das eingefangen wird oder ein bisher ungekannter Grad an Inkompetenz. Ja und dann gibt es noch diese kleinen trashigen Filme, die es geschafft haben, sich irgendwie durchzumogeln und einfach da sind. Das Tier 2 ist ein solcher Film. Denn bei erneuter Sichtung will einem partout nicht in den Kopf gehen, warum gerade dieser C-Film es schaffte, eine Anhängerschaft um sich zu scharen, die ihn bis heute verehrt. Oder sind es gerade diese ganzen Unzulänglichkeiten, die den Film zu etwas besonderem machen?

Ein Film, bei dem nichts zusammenpasst

War Das Tier noch ein im Grunde klassischer Werwolf-Film, inszeniert von keinem Geringeren als Gremlins Erfinder Joe Dante (bei dem sich Christopher Lee für sein Mitwirken an Teil 2 entschuldigte, als sie sich 1990 bei den Dreharbeiten zu Gremlins 2 trafen), ist Das Tier 2 eine seltsame Seherfahrung. Eine Mischung aus 80er New Wave, Sexploitation und Creature Feature. Dazu eine eingeölte und schwer sexy agierende Sybil Danning in Fetischklamotten, bizarrer Werwolf-Sex, bei dem man nicht weiß, ob man lachen darf oder soll und ein gar nicht so schlechter Titelsong, der zu Anfang und Ende des Films – und immer wieder dazwischen – von der Wave Band Babel vor Publikum (!) performed wird. Was passiert hier? Dass die Werwölfe eher wie Affen als Wölfe aussehen, ist übrigens dem Umstand geschuldet, dass versehentlich die falschen Kostüme ans Set in Tschechien geliefert wurden. Kann natürlich passieren. Wischblenden-Übergänge, die eine seltsam märchenhafte Grundstimmung bewirken, runden das Bild einer absolut wilden Achterbahnfahrt ab. Anschnallen nicht vergessen. Das Tier 2 ist eine Seherfahrung, die man nicht unvorbereitet erleben sollte. Man fühlt sich immer wieder wie Alex in Uhrwerk Orange, wenn der der „Ludovico-Methode“ ausgesetzt wird; man kann nicht weggucken, obwohl man möchte.

Was bei der Sichtung von Das Tier 2 auffällt, ist der fast schon exzessive Einsatz von Kunstblut. Im Gegensatz dazu gibt es keine wirkliche Verwandlungsszene. Es werden immer nur wieder schlaglichtartige Ausschnitte von Werwolfmasken bzw. Ganzkörperkostümen gezeigt. Das eigentliche Herzstück eines jeden Werwolffilms, der etwas auf sich hält, fehlt somit. Als Entschädigung gibt es dafür platzende Augäpfel und diverse herumfliegende Gliedmaßen. Fans werden sich über diese Räudigkeit freuen, doch fehlt ohne Verwandlung einfach etwas.

Schöner Bonus

Das edel aufgemachte Mediabook von Koch Media enthält zusätzlich zum Hauptfilm die tolle Doku Scream Queens – Horror Heroines Exposed von 2014, die alleine den Kauf rechtfertigt. In der abendfüllenden Doku sprechen Schauspielerinnen wie Danielle Harris (Hatchet, Halloween), Adrienne King (Freitag, der 13.), Lynn Lowry (Shivers, The Crazies) oder Sybil Danning darüber, was eine Scream Queen ausmacht und wie sie selbst als eine solche dazu wurden. Zusätzlich gibt es ein schönes Booklet, Interviews mit Regisseur Phillipe Mora, Reb Brown, Sybil Danning und den Make-Up-Artists Steve Johnson und Scott Wheeler. Ein alternativer Anfang und ein neues Ende, Foto-Galerie, Trailer und ein kurzes Featurette runden das üppige Bonusmaterial ab. Ach ja, beim Abspann unbedingt sitzen bleiben.

Credits

OT: „Howling II“
Land: USA
Jahr: 1985
Regie: Phillipe Mora
Drehbuch: Robert Sarno, Gary Brandner
Musik: Stephen W. Parsons
Kamera: Geoffrey Stephenson
Besetzung: Christoper Lee, Annie McEnroe, Reb Brown, Sybil Danning

Bilder

Trailer

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Für Trash-Fans ist „Das Tier II“ ein gefundenes – hüstel – Fressen. Amateurhafte Darsteller stolpern mit gestandenen Mimen Seite an Seite durch eine Ansammlung von Klischees, handwerklich unterdurchschnittlichen Szenen und einem Soundtrack, der gefühlt aus einem einzigen Song besteht.
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von 10