Matze Kebab und Sauerkraut
© ZDF/Daniela Incoronato

Matze, Kebab und Sauerkraut

Kritik

Matze Kebab und Sauerkraut
„Matze, Kebab und Sauerkraut“ // Deutschland-Start: 29. Oktober 2020 (ZDF)

Seit vielen, vielen Jahren sind Noah (Franz Dinda) und Hakim (Omar El-Saeidi) nun schon miteinander befreundet, gehen gemeinsam durch dick und dünn. Nichts könnte die beiden jemals auseinanderbringen – so dachten sie zumindest. Doch dann begegnen sie Charlotte (Christine Eixenberger) und plötzlich ist alles anders, denn beide haben sich auf Anhieb in sie verliebt. Während die zwei noch darum wetteifern, wer sie am Ende bekommt, und damit ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen, melden sich auch die jeweiligen Familien zu Wort. Schließlich ist Noah Jude, Hakim Muslim und Charlotte Christin – was auf jede Menge Widerstand stößt …

Auch wenn Liebe und Freundschaft durchaus miteinander verwandte Gefühle sind, können sie doch zu erbitterten Feinden werden. Das ist keine besonders originelle Erkenntnis. Es dürfte kaum jemanden geben, der nicht schon Erfahrungen damit gesammelt hat, wie Beziehungen Auswirkungen auf bereits zuvor bestehende Freundschaften haben können. Plötzlich hat jemand keine Zeit mehr, entwickelt andere Hobbys oder Freundeskreise, verändert sich vielleicht auch. Aber das Ganze geht noch eine Nummer schlimmer, wie Matze, Kebab und Sauerkraut vorführt: Was wenn zwei Freunde um dieselbe Liebe kämpfen? Schließlich ist bei dreien einer bekanntlich zu viel.

Aus Liebe zum Deppen
Daraus hätte man natürlich eine ganz grundsätzliche Überlegung zu der Beziehung aus Freundschaft und Partnerschaft anstellen können, die Frage stellen, welche Funktionen beide haben und wie man diese miteinander abwägt. So weit wollte man hier aber nicht gehen. Stattdessen ist Matze, Kebab und Sauerkraut eine Komödie, die ihren Spaß damit hat, die beiden Protagonisten in eine wenig beneidenswerte Situation zu bugsieren. Mehr noch: Die zwei dürfen sich so richtig zum Deppen machen, wenn der Wettstreit sie wieder zu den Kindern werden lässt, als die sie zu Freunden wurden. Klar ist das übertrieben, soll es auch sein. Hier wird genüsslich die Absurdität auf die Spitze getrieben.

Der zweite große Konfliktherd ist spiritueller Natur. Indem die drei Hauptfiguren jeweils einer anderen Religion angehören, nutzt Drehbuchautor Timothy Tremper die Gelegenheit, um mit zahlreichen Klischees zu spielen. Das kann sich mal auf den Umgang mit Liebeskummer beziehen, die Ernährung darf natürlich auch nicht fehlen. Vor allem aber beim Thema Enkel wird es schnell hakelig. Klar darf es andere Religionen geben. Aber doch nicht in meiner Familie! Matze, Kebab und Sauerkraut kombiniert auf diese Weise Culture Clash mit einer nach vielen Schwierigkeiten obligatorisch positiven Aussage, dass alles erlaubt ist, jeder mit jedem darf. Vorteile sind dafür da, abgebaut zu werden.

Sympathisch, aber nicht begeisternd
Grundsätzlich ist das dann alles in Ordnung und begrüßenswert. Auch wenn man nicht so recht weiß, wem genau man denn nun die Daumen drücken soll, so sind die beiden Kerle – so chaotisch sie auch sein mögen – doch sympathische Hallodris. Nur: Irgendwie will das mit dem Unterhaltungsgrad nicht so recht funktionieren. Die Zutaten sind alle da, sowohl im Hinblick auf das Szenario wie auch bei der Besetzung. Die jeweiligen Film-Elternpaare gehen beispielsweise in der Aufgabe auf, ihre Rollen völlig over the top zu interpretieren. Man sieht ihnen irgendwie gerne zu, wie sie sich fetzen, idiotische Vorgaben machen und sich gegenseitig ihr Leid klagen, weil es das Schicksal nicht so mit ihnen meinte wie gedacht.

Nur zünden die Gags am Ende alle nicht so wirklich. Die Klischees, die aufs Korn genommen werden sollen, sind beispielsweise schon so abgenutzt, dass ihnen jegliches Flair abhandengekommen ist. Auch bei den Situationen wäre mehr Eigenständigkeit gut gewesen. Hin und wieder reicht es bei Matze, Kebab und Sauerkraut zwar für ein Schmunzeln, aber leider nicht für wirklich mehr. Die Komödie ist einer dieser Filme, die man so gerne mögen würde und bei der man dauernd das Gefühl hat, dass jetzt der große Knaller kommt – der dann aber bis zum Schluss ausbleibt. Nett ist das dann zwar schon, genug, um sich irgendwie den Abend vor dem Fernseher zu verbringen. Zu mehr hat es aber leider nicht gereicht.

Credits

OT: „Matze, Kebab und Sauerkraut“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Christoph Schnee
Drehbuch: Timothy Tremper
Musik: Richard Ruzicka
Kamera: Christoph Krauss
Besetzung: Franz Dinda, Omar El-Saeidi, Christine Eixenberger, Andrea Sawatzki, Francis Fulton-Smith, Adnan Maral, Şiir Eloğlu

Bilder

Interview

Sind Freunde aus Kindertagen die besseren Freunde? Und was war das Verrückteste, was er mal für die Liebe getan hat? Diese und weitere Fragen haben wir Hauptdarsteller Franz Dinda in unserem Interview zu Matze, Kebab und Sauerkraut gestellt.

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In „Matze, Kebab und Sauerkraut“ verlieben sich zwei Kindheitsfreunde in dieselbe Frau und kämpfen nun darum, wer sie am Ende bekommt. Der Film kombiniert dabei den absurden Wettstreit mit Culture Clash Comedy zu einer Komödie, die schon nett ist und dabei gut besetzt, deren Gags aber nie so sehr zünden, wie man sich das wünschen würde.
6
von 10