Dark Figure of Crime Amsusarin
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Dark Figure of Crime

Kritik

Dark Figure of Crime Amsusarin
„Dark Figure of Crime“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Das hatte sich Hyung-min Kim (Yoon-seok Kim) eigentlich anders gedacht: Der Polizist war gerade dabei, Tae-oh Kang (Ji-hoon Ju) als Informanten für die Drogenabteilung zu gewinnen, da wird der von Kollegen verhaftet, weil er seine Freundin ermordet haben soll. Doch damit findet die Geschichte noch nicht ihr Ende. Einige Monate später wird Kim von dem inhaftierten Kang kontaktiert, der behauptet, noch sechs weitere Menschen ermordet zu haben, aber nur ihm davon erzählen will. Daraufhin wechselt Kim selbst zur Mordabteilung, um die alten Fälle noch einmal auszugraben. Einfach ist das aber nicht: So sind die Kollegen alles andere als begeistert darüber, wenn in der Vergangenheit herumgekramt wird, Kang wiederum beschränkt sich auf vage Anspielungen und genießt sein Katz-und-Maus-Spiel …

Krimi mal anders herum
Normalerweise sind die die Höhepunkte eines Krimis: die Geständnisse. Wenn der Täter oder die Täterin das eigene Verbrechen zugibt, dann hat die gute Seite gesiegt, sowohl die ermittelnden Figuren wie auch das Publikum können sich beruhigt zurücklehnen, in dem Wissen, dass der Gerechtigkeit genüge getan wurde. In Dark Figure of Crime ist das anders. Hier stehen am Anfang eine Reihe von Geständnisse, sie alle haben mit Morden zu tun. Nur sind diese kaum verwertbar. Zum einen handelt es sich nur um Bruchstücke von Informationen, zum anderen fehlen die dazugehörigen Beweise. Es ist nicht einmal so, dass diese Geständnisse zwingend wahr sein müssten. Tatsächlich ist längere Zeit nicht klar, ob sich Kang diese Sachen nur ausgedacht, alternativ eingebildet hat.

Regisseur und Co-Autor Tae-gyun Kim dreht auf diese Weise das Prinzip eines Krimis auf den Kopf. Wo normalerweise am Anfang das Verbrechen steht und die Suche nach den Verantwortlichen folgt, steht hier zu Beginn der Mörder fest, während die Ermittlungen sich auf die Suche nach den Verbrechen konzentrieren. Später, als Kim zumindest teilweise Erfolg hat bei der Rekonstruktion der Verbrechen, steht immer noch die Frage im Raum: Und wie sollen wir das alles beweisen? Dark Figure of Crime nimmt hier Elemente des Gerichtsdramas auf, wenn es mehr um das Prozedere geht, um Grenzen des Rechtsstaates und grundsätzliche Überlegungen, wie weit die Polizei bei ihrem Kampf um Gerechtigkeit gehen sollte.

Das ist durchaus spannend, wenngleich nicht so, wie man es bei einem solchen Film erwarten könnte. Da der Täter bereits hinter Gittern sitzt, gibt es keine Gefahr weiterer Morde. Es müssen keine irgendwo eingesperrten Opfer befreit werden. Nicht einmal die Verjährungsfrist spielt bei den meisten Fällen eine Rolle, durch die noch das Gefühl von Dringlichkeit erzeugt werden könnte. Spannung entsteht hier eher durch die Fragen, ob es diese gestandenen Morde gibt, ob sie aufgedeckt und bewiesen werden können. Aber auch: Warum genau macht Kang das überhaupt? Dass er ein Ziel bei allem verfolgt, das ist zwar zu vermuten, jedoch nicht, welches das sein könnte.

Melancholisches Katz-und-Maus-Spiel
Das Ergebnis ist ein schönes Katz-und-Maus-Spiel zweier ungleicher Gegner. Auf der einen Seite steht der von Yoon-seok Kim (The Fortress) gespielte Polizist, ruhig, zurückhaltend und melancholisch, der von dem Wunsch getrieben wird, den Opfern und deren Angehörigen die Möglichkeit eines Abschlusses zu geben. Ihm gegenüber ist der von Ji-hoon Ju (Kingdom) verkörperte Verbrecher, der die Situation sichtlich genießt, in seiner Mischung aus Arroganz und Wahnsinn auf unterhaltsame Weise widerwärtig auftritt. Drumherum tummeln sich viele weitere Figuren, die jedoch nur Randerscheinungen sind. Allenfalls die Auftritte der Angehörigen, traumatisiert durch die Verluste und durch die Unsicherheit gelähmt, bleiben einem da in Erinnerung.

Zum Teil ist der Beitrag vom Project K Filmfestival 2018 dann auch mehr Drama als Krimi oder gar Thriller. Lose basierend auf realen Fällen, die in Südkorea nie aufgeklärt wurden, erzählt Tae-gyun Kim von der Trauer der Zurückgelassenen, von dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und davon, von allen im Stich gelassen worden zu sein. Wenn sein Protagonist durch die Gegend stapft, unter Einsatz privater Mittel und entgegen aller Hindernisse, dann ist das zugleich ein Kampf gegen das Vergessen in einer Gesellschaft, in der niemand mehr füreinander einsteht, viele verloren gegangen sind. Dark Figure of Crime ist deshalb wie so viele südkoreanische Genrebeiträge mehr als nur Verbrechensbekämpfung, sondern zugleich Porträt einer düsteren Welt.

Credits

OT: „Amsusarin“
Land: Südkorea
Jahr: 2018
Regie: Tae-gyun Kim
Drehbuch: Tae-gyun Kim, Kyung-taek Kwak
Musik: Young-jin Mok
Kamera: Ki-suk Hwang
Besetzung: Yoon-seok Kim, Ji-hoon Ju, Seon-kyu Jin

Bilder

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In „Dark Figure of Crime“ verrät ein des Mordes verurteilter Verbrecher einem Polizisten, dass er noch sechs weitere Menschen umgebracht hat. Der Film ist dabei einerseits spannendes Katz-und-Maus-Spiel, gleichzeitig aber auch das düstere Porträt einer Gesellschaft, in der die Opfer keine echte Rolle spielen und jeder auf sich alleine gestellt ist.
7
von 10