Kampf um Kautschuk
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Kampf um Kautschuk

Kritik

Kampf um Kautschuk
„Kampf um Kautschuk“ // Deutschland-Start: 29. Dezember 1967 (TV) // 17. Juli 2020 (DVD)

Im Jahre 1867 stehen die Länder Peru und Brasilien im Zentrum internationaler Interessen aufgrund ihrer reichen Kautschukressourcen. Da die Nachfrage stetig wächst und Kautschukbarone wie der wohlhabende Julio Amarco (Peter Kuiper) unermessliche Reichtümer mit dem begehrten Rohstoff erwirtschaften, auf Kosten der Ureinwohner, die sie praktisch wie Leibeigene behandeln, ist man in Europa bemüht, deren Monopol zu stürzen. Eine Schlüsselfigur soll Henry Wickham (Klausjürgen Wussow) sein, ein Pflanzer, der nicht nur über genügend botanische Kenntnisse verfügt, sondern auch einen Weg finden soll, den Kautschuk außerhalb Südamerikas, auf den Feldern britischer Kolonien zu züchten. Zwar gelingt die Expedition und verhilft Wickham zu viel Ansehen, doch bis der angepflanzte Kautschuk fertig ist und die Nachfrage bedienen kann, wird es noch eine ganze Weile dauern. Derweil haben schon andere internationale Partnerschaften einen Blick auf das Potenzial von Kautschuk geworfen, suchen gar die Partnerschaft mit Männern wie Amarco oder versuchen sich an eigenen Produktionsstätten. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges steigt die Nachfrage weiter und damit verschlechtern sich die Bedingungen für die Arbeiter auf den Plantagen wie auch im Amazonasgebiet.

Die wahre Macht des Kautschuk
Basierend auf dem Film Kautschuk (1938) sowie dem Stück aus der Feder Hans Wieses entstand Ende der 1960er Jahre diese Neuverfilmung fürs deutsche Fernsehen unter der Regie des erfahrenen Fernsehregisseurs Falk Harnack. Vorlage für beide Filme lieferten die tatsächlichen historischen Ereignisse rund um das Unternehmen des englischen Naturforschers Henry Alexander Wickham, dem es 1867 gelang, illegal Kautschuksamen aus Südamerika zu schmuggeln. Das Fernsehspiel zeigt hierbei in einer Mischung aus Dokumentation und Spielfilm die Ereignisse in chronologischer Abfolge als eine Art Beispiel für die Ausbeutung einer Bevölkerung für einen begehrten Rohstoff.

Ganz den Gepflogenheiten des Fernsehspiels folgend, zeigt sich Harnacks Inszenierung vor allem an Fakten interessiert, welche er dramatisch überhöht. Sinnbildlich stehen beispielsweise Szenen, in denen der machthungrige Amarco, gespielt von Peter Kuiper mit einer Mischung aus Hinterlist und Geschäftssinn, durch die Blume einem französischen Reporter droht. Dieser will die Wahrheit über die brutalen Methoden seiner und vieler anderer Kautschukbarone berichten und unterschreibt dabei unwissentlich sein Todesurteil. „Ein schöner Unfall“ soll ihm passieren, sagt Amarco während er lässig an seiner Zigarre pafft, ein Befehl wie er auch von einem Mafiaboss hätte kommen können.

Jedoch wird schnell klar, dass jemand wie Amarco keinesfalls nur Repräsentant, sondern vielmehr noch das Symptom eines auf Ausbeutung aufbauenden Systems darstellt. Innerhalb der chronologischen Erzählweise seiner Geschichte zeigt Harnack schlaglichtartig einzelne Stationen der Macht, die schon bald weit außerhalb des heißen Dschungels sitzen und in den großzügigen Büroräumen von Firmen und Staatsmännern gelegen sind.

Ein hungriges System
Auch wenn das Personal des Films sehr umfassend ist, bildet der von Klausjürgen Wussow mit großer Würde gespielte Henry Wickham eine besondere Rolle. Anhand seiner Person zeigt sich die Tragik einer Handlung, die eine Besserung erwirken will, aber letztlich die Lage auf lange Sicht nur noch schlimmer macht, nicht nur für die Arbeiter im Dschungel. Beinahe nostalgisch blickt er, vom Alter gezeichnet, zurück auf die Zeit der „Abenteuer“, die es nun nicht mehr gibt und die nur noch Profit und Nachfrage als zentrale Begriffe kennen.

Thematisch gesehen hat die Geschichte viel zu bieten, auch für den heutigen Zuschauer, wird sie doch mehr als eine Art Fallbeispiel behandelt für Unterdrückung und Ausbeutung im Dienste einer menschenfeindlichen Profitgier. Einzig und allein die unzeitgemäße Inszenierung wird wohl viele abschrecken, gerade in vielen Dialogszenen, bei denen der Hintergrund deutlich als Set zu erkennen ist. Darüber hinaus wirkt die Schwarz-Weiß-Ästhetik altbacken, nimmt den Handlungsorten ihren Charme und scheint mehr der Kaschierung zu dienen.

Credits

OT: „Kampf um Kautschuk“
Land: Deutschland
Jahr: 1967
Regie: Falk Harnack
Drehbuch: Falk Harnack, Hans Wiese
Kamera: Hans Staudinger
Besetzung: Klausjürgen Wussow, Peter Kuiper, Derval de Faria, Hans-Peter Thielen, Werner Bruhns

Bilder

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„Kampf um Kautschuk“ ist ein inhaltlich immer noch sehr relevantes, aber inszenatorisch überholtes Fernsehspiel. Dennoch werfen die Darstellung von Ausbeutung im Dienste der Wirtschaft bedrückende Schatten auf die heutige Zeit, verweisen auf andere Zusammenhänge, in denen ähnliche Praktiken angewandt wurden.
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von 10