Das Leben ist ein Spiel Rien ne va plus
© Moune Jamet

Das Leben ist ein Spiel

Kritik

Das Leben ist ein Spiel Rien ne va plus
„Das Leben ist ein Spiel“ // Deutschland-Start: 8. Januar 1998 (Kino) // 7. April 2004 (DVD)

Elizabeth (Isabelle Huppert) und Victor (Michel Serrault) bilden ein eingespieltes, erfolgreiches Team: Während sie sich an Männer heranmacht und sie verführt, räumt er ihre Brieftaschen aus – allerdings immer nur so viel, dass die Opfer nichts merken. Mit dieser Masche fahren die beiden seit Jahren schon ganz gut, auch wenn ihr Leben nicht unbedingt luxuriös ist. Nun hat Victor eine weitere potenzielle Einnahmequelle ausgemacht: ein Zahnarztkongress in der Schweiz. Doch Elizabeth verfolgt andere Pläne und hat mit Maurice (François Cluzet) angebandelt, der für einen Gangsterboss fünf Millionen Schweizer Franken transportieren soll. Ein hübsches Sümmchen, mit denen die zwei ihre kleinen Gaunereien aufgeben könnten. Aber es kommt anders …

Claude Chabrol war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Vertreter der Nouvelle Vague – und einer der produktivsten. Mehrere Dutzend Filme hat der Regisseur inszeniert, vor allem seine zahlreichen Krimis und Thriller, die von Alfred Hitchock inspiriert wurden, machten den Franzosen berühmt. Wobei der Filmemacher das Genreumfeld zuweilen auch etwas ausdehnte, beispielsweise um etwas über die Gesellschaft zu sagen. Oder er konzentrierte sich stärker auf seine Figuren, leuchtete deren Abgründe aus, wie in Die Hölle (1994) über einen Mann, der eifersüchtig über seine Frau wacht und dabei zunehmend wahnsinnig wird.

Drei Gauner unter sich
Drei Jahre später tat sich Chabrol erneut mit dessen Hauptdarsteller zusammen, dem hierzulande vor allem aus Ziemlich beste Freunde bekannten Francois Cluzet. Zur Verstärkung holte er sich zudem Isabelle Huppert hinzu, seine Muse, mit der er viele Male in seiner Karriere arbeitete. Dritter im Bund wurde Michel Serrault (Die Fantome des Hutmachers), ebenfalls ein schauspielerisches Schwergewicht, das in über 130 Filmen zu sehen war. Um diese drei dreht sich dann alles in Das Leben ist ein Spiel. Andere Figuren tauchen natürlich auf, sind aber meistens nur Stichwortgeber, müssen mitansehen, wie das Trio das Geschehen nach Belieben bestimmt – selbst wenn es die Figuren nicht merken.

Nun ist bei drei bekanntlich meistens einer zu viel. Tatsächlich liegt der Reiz von Das Leben ist ein Spiel auch weniger in dem Coup an sich, als vielmehr der Frage, wer da eigentlich mit wem zusammenarbeitet. Nicht allein, dass es sich bei allen drei um Gauner handelt, womit das Einhalten von Regeln und Abmachungen grundsätzlich fraglich ist. Chabrol lässt auch offen, in welcher Beziehung sie genau zueinander stehen. Schon bei Elizabeth, liebevoll Betty genannt, und dem rund 30 Jahre älteren Victor ist man sich nie ganz sicher. Sind sie tatsächlich ein Paar? Sind sie befreundet? Verwandt? Chabrol arbeitet hier mit Andeutungen, ohne sich je völlig festzulegen. Gleiches gilt für das Verhältnis zwischen Elizabeth und Maurice, das immer von Romantik begleitet zu scheint. Aber ob es eine echte ist oder auch nur vorgetäuscht, das bleibt nebulös.

Spaß am Verbrechen
Das ist auf eine gewisse Weise spannend, da man bis zum Schluss nicht weiß, wer nun wen austrickst und am Ende die fette Kohle erhält. Chabrol machte aus dem Stoff aber keinen klassischen Thriller, sondern nahm die von ihm verfasste Geschichte mit viel Humor. Immer wieder gibt es beispielsweise kleine Seitenhiebe. Aber auch herkömmliche Gags baute der Altmeister ein, wenn sich Victor beispielsweise vor einer aufdringlichen Touristin verstecken muss oder er anderweitig mit Hotelgästen hadert. Die Stimmung von Das Leben ist ein Spiel ist, trotz der hohen Einsätze, über weite Strecken auch so heiter, dass der Film stärker an Gaunerkomödien wie Zwei hinreißend verdorbene Schurken erinnert als an die Werke, die man sonst so von Chabrol gewohnt ist.

Den großen Nervenkitzel sollte man sich hiervon daher nicht versprechen. Der Unterhaltungsfaktor stimmt aber durchaus. Vor allem das Wechselspiel innerhalb des Trios macht Spaß, etwa Huppert, die ihre Rolle als verführerische Sphinx auskostet. Hinzu kommt, dass ein Großteil des Geschehens an Luxusorten stattfindet, damit das Paar auch schön die Leute ausnehmen kann, weshalb das Publikum mit ansprechenden Bildern verwöhnt wird. Mit den großen Werken Chabrols kann es das Leichtgewicht zwar nicht unbedingt aufnehmen, Das Leben ist ein Spiel bietet aber doch genug, um sich einen vergnüglichen Abend zu machen.

Credits

OT: „Rien ne va plus“
IT: „The Swindle“
Land: Frankreich, Schweiz
Jahr: 1997
Regie: Claude Chabrol
Drehbuch: Claude Chabrol
Musik: Matthieu Chabrol
Kamera: Eduardo Serra
Besetzung: Isabelle Huppert, Michel Serrault, François Cluzet

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Prix Lumières 1998 Bester Hauptdarsteller Michel Serrault Sieg

Filmfeste

International Film Festival Rotterdam 1998

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In „Das Leben ist ein Spiel“ versucht sich ein Gaunerpaar, das bislang eher versteckt Männer ausgenommen hat, an einem großen Coup. Der Film setzt dabei jedoch weniger auf Nervenkitzel als vielmehr Humor, macht dank seines spielfreudigen Trios Spaß – und der Neugierde, wer hier am Ende wen hintergeht.
7
von 10