Crypto
© Koch Films

Crypto – Angst ist die härteste Währung

Kritik

Crypto
„Crypto – Angst ist die härteste Währung“ // Deutschland-Start: 23. April 2020 (DVD/Blu-ray)

Ganz freiwillig ist Martin (Beau Knapp), der bislang an der Wall Street für ein großes Geldinstitut tätig war, sicher nicht in seine alte Heimat zurückgekehrt. Nachdem sein Boss aber nicht ganz so begeistert über dessen letzten Einsatz war, soll der gewissenhafte Martin in einer lokalen Bank nach dem Rechten sehen. Einerseits bedeutet das für ihn, seinen Bruder Caleb (Luke Hemsworth) und seinen Vater (Kurt Russell) wiedersehen zu können, zu denen er nicht mehr das beste Verhältnis hat, seitdem er fort ist und sie mit der Farm zurückgelassen hat. Doch während sich die Familie mühsam wieder annähert, entdeckt Martin, dass tatsächlich im beträchtlichen Stil mithilfe von Kryptowährung betrogen wird …

Auch wenn der ganz große Run auf Bitcoins und andere Kryptowährungen inzwischen wohl vorbei ist, das Thema selbst ist natürlich schon noch irgendwie in den Köpfen präsent – und sei es nur wegen der zahlreichen Spammails, die nach wie vor versuchen, mit verlockenden Versprechen Unwissende übers Ohr zu hauen. Da ist es eigentlich nur konsequent, wenn auch ein bisschen verspätet, einen ganzen Thriller zu dem Thema zu machen. In einer Welt, in der immer weniger mit Bargeld bezahlt wird und sich viele Finanzströme nur noch abstrakt oder virtuell gestalten, geben sich schließlich ganz andere Möglichkeiten des Geschichtenerzählens.

Mit Karacho in den Abgrund
An Fachjargon mangelt es in Crypto – Angst ist die härteste Währung dann auch nicht. Martin, der trotz seiner Banker-Tätigkeit wenig Ahnung von dem Thema Kryptowährung hat, darf zusammen mit dem Publikum einen kleinen Crashkurs belegen, damit alle Beteiligten Bescheid wissen. Das ist dann ein bisschen holprig und hastig umgesetzt, wenn der Computer-Nerd Earl (Jeremie Harris) im Hinterzimmer eines Schnapsladens sagt, was Sache ist. Es ist vielleicht sogar ein wenig unfreiwillig komisch, man scherte sich an der Stelle nicht so wirklich um Glaubwürdigkeit oder auch Tiefgang. Earl ist nur ein Mittel zum Zweck, um irgendwo den Einstieg zu finden, koste es, was es wolle.

Dennoch, ohne Reiz ist das nicht. Crypto arbeitet hier mit den klassischen Mitteln des Verschwörungsthrillers, wenn wir nach und nach hinter Geheimnisse kommen, feststellen, dass hinter der Kulisse sehr viel mehr los ist. Dafür wählte man mit Martin einen mehr oder weniger aufrechten Helden, der mit jeder Menge Idealen in einem Umfeld tätig ist, welches davon nichts hält. Wie der grundehrliche junge Mann, der zu Beginn seiner Bank aufgrund seiner Gewissenhaftigkeit ein schönes Geschäft versaut, überhaupt so weit kommen konnte, das wird nicht klar. Das Drehbuch interessiert sich kaum für die berufliche Laufbahn oder auch allgemein die Firma, für die er eigentlich tätig ist.

Mehr, mehr, mehr!
Stattdessen reichert das Drehbuchduo Carlyle Eubank und David Frigerio (The Signal) die Geschichte mit ein bisschen Familiendrama an. Das Motiv des verlorenen Sohnes, der in die Großstadt ging, um seine Träume zu verwirklichen, und die Familie in der Provinz mit ihren Problemen allein ließ, ist sicher nicht neu. Es wird vor allem aber kaum genutzt. Eine wirkliche sinnvolle Verbindung mit der eigentlichen Handlung findet nicht statt, für ein Porträt ist es wiederum nicht genug. Stattdessen ist die Familie nur ein Alibi, um später noch mal einen Gang hoch schalten zu dürfen. Schließlich hat das Thema Kryptowährung aktuelle Relevanz, ist für die Optik jedoch eher undankbar. Auf Bildschirme zu starren, ist nun einmal wenig spannend.

Mit der Schlussfolgerung, die hier gezogen wurde, tat man sich dennoch keinen Gefallen. Anstatt zu versuchen, tiefer in das Umfeld einzusteigen oder den Figuren mehr Kontur zu verleihen, wird einfach nur immer mehr hinzugefügt, mehr Themen, mehr Personen, bis das Ganze völlig überfrachtet ist. Und auch das Finale enttäuscht: Da flüchtete man sich mangels alternativer Ideen in eine konventionelle Zuspitzung, die so gar nichts mehr mit der Ausgangsituation zu tun hat. Insgesamt ist Crypto – Angst ist die härteste Währung deshalb auch nicht mehr als etwas unausgegorenes Mittelmaß, das zwar eine interessante Thematik und teils schöne Bilder vorweist, aber nicht so recht weiß, was es damit anfangen soll.

Credits

OT: „Crypto“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: John Stalberg Jr.
Drehbuch: Carlyle Eubank, David Frigerio
Musik: Nima Fakhrara
Kamera: Pieter Vermeer
Besetzung: Beau Knapp, Luke Hemsworth, Kurt Russell, Jill Hennessy, Alexis Bledel, Vincent Kartheiser

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Crypto – Angst ist die härteste Währung“ erzählt von einem jungen aufrechten Bankangestellten, der in der Provinz über einen Kryptowährungsumpf stolpert. Die Thematik ist interessant, die Bilder teilweise schön. Der Film scheitert jedoch am Inhalt und den Figuren, fügt immer mehr hinzu, anstatt mal etwas zu vertiefen, und ist zum Schluss zu konventionell.
5
von 10