Casino 1995
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Casino

Kritik

Casino 1995
„Casino“ // Deutschland-Start: 14. März 1996 (Kino) // 1. Dezember 2005 (DVD)

Anfang der 1970er Jahre bekommt der bis dahin sehr erfolgreiche Berufsspieler Sam „Ace“ Rothstein (Robert De Niro) eine einmalige Gelegenheit, denn aufgrund seiner Talente wird er von den Bossen des Chicago Outfits, eines Mafia-Syndikats, zum Leiter des Tangiers, eines Casinos in Las Vegas gemacht. Als zusätzlichen Schutz für ihre Investition wird Sam der ihm schon aus Jugendtagen bekannte Nicky Santoro (Joe Pesci) zur Seite gestellt, ein brutaler Handlanger der Bosse, der in Las Vegas schon bald sein eigenes kleines Imperium aufbaut. Währenddessen floriert das Tangiers unter der inoffiziellen Leitung Rothsteins und da die Behörden weitestgehend unter der Kontrolle des Mobs stehen, setzte Rothstein seinen drakonischen, auf jedes Detail achtenden Führungsstil durch, der es bald auch den Betrügern unmöglich macht, sein Casino auszunehmen. In dieser Zeit lernt Sam Ginger (Sharon Stone) kennen, ein sehr erfolgreiches Callgirl in Las Vegas, kennen und verliebt sich in sie. Auch wenn er weiß, dass sie immer noch emotional abhängig ist von ihrem ehemaligen Zuhälter Lester (James Woods), geht er eine Beziehung mit ihr ein und heiratet sie schließlich. Jedoch hat der stetig wachsende Erfolg seinen Preis, denn Sam hat sich durch seinen Führungsstil Feinde gemacht unter der alteingesessenen Elite der Glücksspielmetropole, die ihn am liebsten sofort aus der Stadt haben würden. Zudem wird Nickys Verhalten immer brutaler und unberechenbarer, bis dieser sich sogar auf eine Affäre mit der von Reichtum gelangweilten Ginger eingeht. Sam scheint zunehmend die Kontrolle über sein Leben zu verlieren, vor allem als die Bosse in Chicago hören, dass ihre Investition zu wackeln scheint.

Von Gewinnern und Verlierern
Für ihre insgesamt achte Zusammenarbeit ließen sich Regisseur Martin Scorsese und Schauspieler Robert de Niro vom Leben des Glücksspielers Frank „Lefty“ Rosenthal inspirieren, der mehrere sehr erfolgreiche Casinos in Las Vegas, darunter das Stardust, leitete und Verbindungen zu Chicagoer Unterwelt unterhielt. Basierend auf dem Roman Nicholas Pileggis, der bereits die Vorlage für GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia geschrieben hatte, nahmen er und Scorsese sich zwar einige kreative Freiheiten bei der Gestaltung der Figuren und der Ereignisse, zeigen aber, wie schon in ihrer vergangenen Kollaboration, die Unterwanderung des amerikanischen Traums durch die Unterwelt auf. Entstanden ist hierbei eine epische Geschichte über Gier und Eifersucht, eine Parabel auf die Umkehr des amerikanischen Mythos vom Erfolgs hin zu einem wahren amerikanischen Albtraum.

Bereits in den ersten beiden Filmen der Der Pate-Reihe war das Spielerparadies Las Vegas gleichzeitig Sinnbild für jenen Erfolgsmythos der USA aber auch für den moralischen Verfall, der sich aus Gier, Ambition und Erfolgsstreben ergibt. Zugleich, wie das von Joe Pescis Charakter eingesprochene Voice-over zu Anfang von Casino beschreibt, ist jene Stadt das Symbol für eine gewisse Form der Freiheit, einen geschützten Raum, in dem ansonsten eher zwielichtige Gestalten wie er sich zu respektablen Geschäftsleuten machen können, eine Familie gründen und alt werden können. Für Sam Rothstein ist es eine einmalige Möglichkeit innerhalb der strikten Hierarchie der Gangster sich eine Rolle zukommen zu lassen, die mit Macht und Kontrolle verbunden ist, wichtige Eckpfeiler im Leben dieses Perfektionisten. Die Wüste um die Stadt herum betont deren Sonderstatus, aber auch deren Isolation und Distanz zum Rest des Landes, wobei die auch als letzte Ruhestätte für alle „Probleme“ genutzt wird, derer man sich entledigen will.

Passend dazu inszeniert Scorsese in Zusammenarbeit mit Kameramann Robert Richardson das Casino an sich als fantastische Illusion von Erfolg und Glück, in welchem in Wahrheit nichts dem Zufall überlassen wird. Bereits früh fällt der im Kontext der Handlung prophetische Satz, dass am Ende immer die Bank gewinnt und die Spieler, mögen sie auch noch so gewieft sein, keine Chance haben. Hinter der prächtigen, bunten Kulisse befindet sich jener im Film dreimal eingefangene, im nüchternen Neonlicht gehaltene Raum, in welchem das Geld gezählt wird. Auf diesen kommt es am Ende an, ganz unabhängig von den menschlichen Schicksalen, die sich vor der Tür abspielen.

Eine große Oper der Eitelkeit
Von dieser Stadt, ihren Lichtern und Heilsversprechen, geht eine ganz besondere Aura aus, derer man sich nicht erwehren kann. Bereits die ersten Klänge der Matthäus-Passion Johann Sebastian Bachs verdeutlichen die erzählerische und audiovisuelle Größenordnung, auf welcher der Film angelegt ist. Der Erfolg und das damit verbundene Geld sowie die Verruchtheit dieser Stadt verändert den Menschen, lässt den abgebrühten Gangster wie auch den perfektionistischen Spieler verweichlichen oder falsche Entscheidungen treffen, die dann wiederum jenen Untergang einläuten, der sich in der musikalischen Untermalung bereits andeutet.

Aus schauspielerischer Hinsicht sei neben Pescis und De Niros vor allem Sharon Stones Darstellung einer Frau zu erwähnen, die ganz in der Welt von Las Vegas aufgeht, jenen Traum des Glücks und Erfolgs darstellt und lebt, in dem sie sich immer wieder verliert. Die Entwicklung ihrer Figur führt vor Augen, wie sich dieser Mythos von Las Vegas verändert und schlussendlich sein hässliches Gesicht zeigt, wenn er den Menschen arm und abhängig wie eine verbrauchte Hülle ausspuckt.

Credits

OT: „Casino“
Land: USA
Jahr: 1995
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Martin Scorsese, Nicholas Pileggi
Vorlage: Nicholas Pileggi
Musik: Diverse
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Robert De Niro, Joe Pesci, Sharon Stone, James Woods, Don Rickles, Alan King, Kevin Pollak

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1996 Beste Hauptdarstellerin Sharon Stone Nominierung
Golden Globe Awards 1996 Beste Regie Martin Scorsese Nominierung
Beste Hauptdarstellerin – Drama Sharon Stone Sieg

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"Casino" ist ein episches Drama um Gier, Erfolg und Macht. Erzählerisch und formal zeigt es Scorsese auf dem Höhepunkt seines Schaffens, alleine, wenn man sich vor Augen führt, dass trotz der Laufzeit des Films, man seine Augen nicht von diesem beinahe opernhaften Rausch aus Gewalt und Exzess abwenden kann.
9
von 10