Seom Die Insel The Isle
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Seom – Die Insel

Kritik

Seom Die Insel The Isle
„Seom – Die Insel“ // Deutschland-Start: 17. Januar 2002 (Kino) // 8. Mai 2015 (Blu-ray)

Hee-jin (Jung Suh ) ist die stumme Betreiberin eines idyllischen Angelreservats, welches von vielen, meist männlichen Kunden besucht wird. Auf den kleinen Hütten, die auf einem See auf Flößen treiben, ziehen diese sich gerne zurück, um zu angeln, aber auch um Karten zu spielen und um das ein oder andere Mal die Liebesdienste Prostituierter oder bisweilen auch Hee-jins in Anspruch zu nehmen. Daneben lebt diese ein ruhiges, ein zurückgezogenes Leben. Ihre Routine wird jedoch gestört mit dem Eintreffen Hyun-shiks (Yoosuk Kim), der ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Immer wieder beobachtet Hee-jin diesen Einzelgänger, der nicht angelt und den sie sogar dabei sieht, wie er weint. Diese Annäherungsversuche will der junge Mann gar nicht zulassen, verstößt die junge Frau immer wieder, kann sich aber auch nicht der Anziehungskraft zwischen ihnen widersetzen.

Definitionen von Glück und Schönheit
Bereits in einem Interview am Set seines insgesamt vierten Films bezweifelt Regisseur Ki-duk Kim (Pieta, Frühling, Sommer, Herbst, Winter … und Frühling), dass Seom – Die Insel auf viel Gegenliebe im Publikum stoßen wird. So sollte es dann auch sein, gilt der Film bis heute als ein kontroverses Werk des südkoreanischen Filmemachers, das insbesondere durch die Darstellung von Gewalt gegen Tiere und einiger recht blutiger Szenen für sehr viele Diskussionen in seinem Heimatland und darüber hinaus sorgte. Brutalität, Glück und Liebe, so Ki-duk Kim, gehen einher, sind untrennbar miteinander verbunden – auch wenn wir meist diese Aspekte voneinander trennen –, sodass in einem Film, der diese Themen behandelt diese eine visuell-narrative Symbiose erfahren.

Generell lässt sich sagen, dass jene Szenen, die bis heute für Diskussionsstoff sorgen, dem Zuschauer wirklich einiges abverlangen. Gerade solche, in denen Tieren Gewalt angetan wird, werden dem ein oder anderen sicherlich wenig bekommen und Widerwillen verursachen. Trotz allem kann man Seom aka. The Isle keinesfalls eine künstlerische Vision absprechen, vielmehr lohnt es sich, den Film in Verbindung zu setzen mit den Werken eines Lars von Trier (Nymph( )maniac I + II, Antichrist), dessen Schaffen einen ähnlichen Bogen zwischen drastischen, extremen Gewaltdarstellungen zur überbordender Emotion und Schönheit schlägt.

Damit verbunden ist die Vorliebe Ki-duk Kims für einen formalen Minimalismus, der sich vor allem in den sparsamen Dialogen widerspiegelt. Worte oder Konversationen führen nicht nur zu Missverständnissen, sondern betonen meist die mangelnde Notwendigkeit der Sprache, die Geltungssucht des Sprechers und die Fallgruben, die wir uns selbst bauen, wenn wir sprechen. Speziell Kim Yoosuks Charakter durchläuft einen Prozess, eine Art Heilung, wenn man so will, der sich in der zunehmenden Reduktion seiner Sprache niederschlägt. Jene extremen Gesten sind gleichbedeutend mit Gefühlen, die man nicht in Worte fassen kann, die direkter, ehrlicher, aber nichtsdestotrotz auch verwirrend sein können. Es ist jene Suche nach dieser gemeinsamen Sprache, die den Paaren in Ki-duk Kims Filmen eine verzweifelte Romantik gibt, die zwischen Momenten großer Zärtlichkeit und großen Schmerz pendelt.

Szenen der Natur
Neben diesen Themen zeigt sich auch in diesem Film die Faszination des Regisseurs für die Verbindung des Menschen zur Natur. Während Hee-jin sich in der Idylle dieser Natur eingefunden hat, in perfekter Symbiose mit dieser lebt, wirken die „Städter“ eher wie Fremdkörper, die den See als Art der Regression betrachten, in dem man seinen Tag zwischen Nickerchen, Angeln, Glücksspiel und Fremdgehen definieren kann.

Als solcher Metapher versteht sich der stete Wechsel in der Natur – das Wetter, die Jahreszeiten – als eine Art Spiegel der Emotionen von Hee-jin und später dann Hyun-shik. Die prächtigen Aufnahmen Seo-shik Hwangs in Verbindung mit Sang-yun Jeons Musik unterlegen Gefühle wie Liebe, Wut, Eifersucht und Trauer, finden passende Bilder und Melodien zu diesen, welche dem aufmerksamen Zuschauer bestimmt nicht entgehen.

Credits

OT: „Seom“
IT: „The Isle“
Land: Südkorea
Jahr: 2000
Regie: Ki-duk Kim
Drehbuch: Ki-duk Kim
Kamera: Seo-shik Hwang
Musik: Sang-yun Jeon
Besetzung: Jung Suh , Yoosuk Kim, Sung-hee Park, Jae-hyun Cho

Bilder

Filmfeste

Venedig 2000
Toronto International Film Festival 2000
Sundance Film Festival 2001
International Film Festival Rotterdam 2001

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"Seom – Die Insel" ist eine poetische Mischung aus Liebesfilm und Drama. Trotz der drastischen Bilder ist dies ein Werk von einnehmender Schönheit und beachtlicher Stärke, dem man ein aufmerksames, offenes Publikum wünscht.
6
von 10