Wie werden Filmtiere für die Hauptrolle trainiert?

Lassie, Flipper, Kommissar Rex und Schweinchen Babe begeisterten in ihren Rollen Jung und Alt. Doch was kaum einer ahnt ist, wie viel Training hinter einem solchen Auftritt steckt. Das gilt übrigens auch für Serien und Filme, in denen Tiere als Nebendarsteller agieren wie etwa die Eule Hedwig in den Harry Potter-Filmen. In der Regel teilen sich mehrere Tierdarsteller dieselbe Rolle, damit die Arbeitsbelastung geteilt wird und weil jedes Tier etwas Spezielles beherrscht. Um die Tierdarsteller perfekt vorzubereiten, gibt es verschiedene Trainingsmethoden, die sich hinsichtlich der Tierart unterscheiden.

Das Casting

Um den perfekten Tierdarsteller für die Rolle zu finden, werden wie für menschliche Schauspieler Castings abgehalten. Bei der Suche nach einem Kommissar Rex bewarben sich 300 Hunde, von denen nur 15 in die engere Auswahl kamen. Die Hunde müssen nicht nur aussehen wie die gewünschte Filmrolle, sondern auch perfekt gehorchen. Im Gegensatz zu anderen Bereichen ist es in der Filmbranche wichtig, dass sie auf Handzeichen reagieren können. Laute Kommandos würden am Set stören. Weitere wichtige Eigenschaften sind Neugier, Selbstbewusstsein, ein gelassenes und gutmütiges Naturell und eine Vorliebe für Leckerlis.

So trainiert man Hunde

Damit ein Hund für eine Rolle infrage kommt, muss er sehr gut erzogen sein. Der Hund muss außerdem körperlich sehr fit und Menschen und anderen Tieren gegenüber umgänglich sein. Auch in Stresssituationen ist Gelassenheit und Konzentrationsfähigkeit unabdingbar. Zur Filmausbildung gehört das Erlernen aller wichtigen Kommandos, die Desensibilisierung von Lärm und Licht, sowie die Fixierung auf den Trainer trotz möglicher Ablenkungen. Mischlinge und Border Collies gelten als die am besten geeigneten Rassen für eine Filmhundeausbildung.

Das Training mit Katzen und Pferden

Katzen lassen sich bekanntermaßen nur schwer trainieren. Hier hat sich das Clicker-Training sehr bewährt. Eine Katze muss außerdem Spaß an ihren Aufgaben haben, damit sie auch wirklich mitarbeitet. Da sie meistens wenig Geduld aufbringen, gilt Katzenminze als Geheimtipp. Für die Rolle einer Katze werden mehrere Katzen benötigt. Pferde sind oft in historischen Filmen und Kinderfilmen gefragt. Besonders unruhige Szenen wie Kampfszenen müssen lange trainiert werden. Damit Pferde im Film und Fernsehen auftreten können, müssen sie in der Lage sein, auch zu Fremden Vertrauen aufzubauen.

Vogel-Training

Das Training mit Vögeln, insbesondere mit Greifvögeln ist ebenfalls sehr anspruchsvoll. So wurden die Eulen aus Harry Potter vom Tiertrainer bereits im Filmstudio groß gezogen. Vögel kann man darauf trainieren, dass sie von einem Ort zum anderen fliegen und gegebenenfalls Gegenstände transportieren. Bei Greifvögeln ist dabei immer Vorsicht geboten, weil sie Menschen verletzen können. Raben und Krähen sind sehr intelligent und lassen sich gut mit Futter locken und trainieren.

Allgemeine Trainingsmethoden

Die beste Trainingsmethode ist die Arbeit mit Lob, anstatt mit Strafe. Durch die positive Verstärkung motiviert man das Tier zur besten Mitarbeit. Zwang und Druck hingegen helfen überhaupt nicht. Sehr erfolgreich ist ein Clicker-Training, das auch immer mehr normale Hundehalter im Alltag anwenden, um den Vierbeiner zu erziehen. Das Tier wird dabei auf das Click-Geräusch geprägt, sodass das Click automatisch als Zeichen für ein Lob wahrgenommen wird. Der Vorteil daran ist, dass das Signal unmittelbar nach dem gewünschten Verhalten erfolgen kann und vom Tier richtig verstanden wird. Darüber hinaus ist eine ca. einjährige Grundausbildung notwendig, in welcher verschiedene Kommandos erlernt und später in Distanz durchgeführt werden.

Tierschutz beim Filmdreh

Ein besonders wichtiges Thema im Filmgeschäft mit Tieren ist der Tierschutz. Leider war das nicht immer so und einige ältere Produktionen arbeiteten mit Tieren, ohne sich an Tierschutz-Standards zu halten. Damit so etwas nicht mehr passiert, gibt es in Deutschland bestimmte Regeln, an die es sich zu halten gilt. Nach § 11 des Tierschutzgesetzes ist eine Genehmigung vom Veterinäramt erforderlich, sofern man Tiere vorführen möchte. Dazu benötigt man einen Sachkundenachweis. Der 2005 gegründete Bundesverband freischaffender Filmtiertrainer setzt sich außerdem für gewisse Grundvoraussetzungen beim Dreh mit Tieren ein.

Gewöhnung an Set und Darsteller

Bevor der Dreh starten kann, muss sich das Tier an das Set und die Darsteller gewöhnen. Das gelingt nicht bei jeder Tierart gleichermaßen gut. Vögel gewöhnen sich häufig nur schlecht an fremde Menschen. Um das Ganze zu vereinfachen, arbeitet man mit dem sog. Imprinting. Dabei wird das Tier auf eine bestimmte Person geprägt. Die Arbeit mit Schweinen ist ebenfalls nicht einfach, weil sie schnell in Angst geraten. Ein Vertrauen lässt sich nur nach und nach aufbauen. Wo gedreht wird, da ist es häufig unruhig. Ein Filmtier muss auch auf laute Geräusche und Unruhe sensibilisiert sein.

Nach dem Dreh

Nach dem Dreh ist plötzlich alles anders. Der Film ist vorbei, es geht nicht mehr regelmäßig ans Set und die Aufmerksamkeit lässt nach. Jetzt muss das Tier entwöhnt werden, sonst droht es ihm, psychisch in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Hier muss das Training Stück für Stück reduziert werden. Der Kontakt zu unterschiedlichen Menschen sollte aber zunächst nach wie vor mithilfe von Freunden oder Familie gewährleistet sein.



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