Operation Mekong
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Operation Mekong

Operation Mekong
„Operation Mekong“ // Deutschland-Start: 26. September 2019 (DVD/Blu-ray)

Die Angreifer waren ebenso schnell wie kaltblütig: Als im Oktober 2011 zwei chinesische Frachtschiffe auf dem Mekong unterwegs sind, werden diese von unbekannten Männern überfallen und die komplette Besatzung ermordet. Der von der chinesischen Regierung entsandte Captain Gao Gang (Hanyu Zhang) soll der Sache auf den Grund gehen und die Täter ausfindig machen. Die Spur führt dabei zum brutalen Kartellführer Naw Khar (Pawarith Monkolpisit) in Myanmar, der bei seinen Geschäften über Leichen geht. Und eben diesem soll eine eigens gebildete Spezialeinheit das Handwerk legen. Doch das ist gar nicht so einfach, hat der sich doch mit seinen Männern mitten im Dschungel verbarrikadiert …

Actionfilme aus China haben es inzwischen hierzulande eher schwer. Die früher so beliebten historischen Martial-Arts-Schlachten sind aus der Mode gekommen, auch die gute alte Hongkong-Action findet so nicht mehr statt. An Alternativen mangelt es zwar nicht unbedingt, das Reich der Mitte mag es schon gern mal etwas heftiger und spektakulärer. Doch der Export hakt ein wenig. Ein Grund dafür: Die Blockbuster von heute sind schon sehr patriotisch, wenn nicht gar nationalistisch gestaltet, was Kassenschlager wie Wolf Warrior bzw. Wolf Warrior 2 ein wenig befremdlich werden lässt – zumindest für Nicht-Chinesen.

Wir sind das Gesetz!
Ganz frei von diesen Untertönen ist Operation Mekong nicht, ein weiterer dieser groß angelegten Actionspektakel Made in China. Dass bei der dem Film zugrundeliegenden Jagd auf Naw Khar andere Länder eine größere Rolle spielen, das wird hier ein wenig verschwiegen. Stattdessen sind es in erster Linie die Chinesen, welche für Recht und Ordnung sorgen können. Und auch, dass an Bord der angegriffenen Schiffe Drogenspuren gefunden wurden, muss im Publikum niemand wissen. Das verhindert nur die Schwarzweiß-Zeichnung, welche uns ganz genau sagt, wer gut und wer böse. Und das müssen wir doch wissen, damit wir kräftig anfeuern können.

Wobei, ganz so wichtig war das Regisseur Dante Lam und seinen vier Co-Autoren dann doch nicht. Figurenzeichnung gehört sicherlich nicht zu den großen Stärken von Operation Mekong. Der Drogenbaron, dessen Bekanntschaft wir später noch machen dürfen, ist so ziemlich genau das, was wir uns unter einem Drogenbaron vorstellen. Und auch bei den Nebenfiguren arbeitet das Drehbuchteam hauptsächlich mit Klischees und stereotypen Beschreibungen, sofern es überhaupt etwas auszusagen versucht. Ein bisschen mehr geschieht bei den Aushängeschildern der Aktion, wozu auch der Undercover-Experte Fang Xinwu (Eddie Peng) zählen. Tragische Vorgeschichten sind jetzt aber auch nicht das interessanteste Mittel, um aus Buchstaben Menschen zu machen.

Kampf um Kampf um Kampf
Am besten sollte man die Figuren daher gleich ignorieren können und auch jegliche Ansprüche an historische Genauigkeit außen vorlassen. Operation Mekong will es in erster Linie krachen lassen. Und das tut der Beitrag vom Chinesischen Filmfest 2017 auch oft und gern. Er tut es auch gut. Lam, der hierzulande auch durch Operation Red Sea einige Fans haben dürfte, macht ebenso wenig Gefangene wie Naw Khar. Ob nun Nahkampf oder Beschuss aus der Ferne, Schlachten auf offenem Feld oder im dichten Dschungel, der Film fährt so ziemlich alles auf, was das Szenario vorgibt und behält dabei ein hohes Tempo bei. Durchschnaufen ist Luxus, sowohl für die harten Männer auf dem Bildschirm wie auch das Publikum, das sich das Gemetzel bequem daheim anschauen kann.

Anspruchsvoll ist das natürlich nicht, soll es auch gar nicht sein. Ebenso wenig sollte man sich Eleganz oder Kunstfertigkeit erhoffen. Operation Mekong überzeugt durch Kraft und enorme Energie. Das ist gern etwas überzogen, ohne dadurch aber gleich wieder zu einer trashigen Karikatur zu werden. Es wird auch nie so peinlich wie etwa Rambo: Last Blood, das derzeit sowohl inhaltlich wie auch actiontechnisch für Entsetzen sorgt. Wer einen vergleichbar altmodischen Hirn-aus-Actionstreifen sucht, der dann aber auch optisch was hermacht, der fährt hier tatsächlich deutlich besser. Fans aufwendiger Kämpfe sollten mal reinschauen.



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„Operation Mekong“ mag auf einer wahren Geschichte basieren, interessiert sich für diese aber ebenso wenig wie für die eigenen Charaktere. Der Sturm einer (chinesischen) Sondereinheit auf eine Drogenfestung im Dschungel von Myanmar bietet nicht viel Inhalt, dafür viele Kämpfe, die ebenso tempo- wie abwechslungsreich sind.
6
von 10