Wolf Warrior
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Wolf Warrior

(OT: „Zhàn láng“, Regie: Jing Wu, China, 2015)

Wolf WarriorOperation gelungen, Feind tot. So könnte man denken. Tatsächlich war das chinesische Militär aber nur wenig erbaut, als der Scharfschütze Feng Leng (Jing Wu) während eines Einsatz beschließt, die Bedrohung zu liquidieren. Das war erfolgreich, aber eben doch gegen den Befehl. Und darauf steht nun mal Knast. Eine zweite Chance bekommt er aber doch: Lieutenant Colonel Xiaoyun Long (Nan Yu) bietet ihm an, Teil ihrer streng geheimen Eliteeinheit zu werden. Das lässt sich Leng nicht zweimal sagen. Doch schon kurz nach seinem Beitritt in der Truppe droht neuer Ärger. Oder besser: alter Ärger. Deng Ming (Dahong Ni), Drogenbaron und Bruder des Erschossenen, rückt mit diversen ausländischen Söldnern an, darunter Tom Cat (Scott Adkins). Schließlich muss der Tod der Familie gesühnt werden.

Als Schauspieler hatte Jing Wu, bei manchen als Jacky Wu bekannt, dem chinesischen Kino schon mehrfach seinen Dienst erwiesen. Offensichtlich war er der Ansicht, dass er dem Reich der Mitte auf dem Regiestuhl aber noch deutlich nützlicher sein könnte. Und so ließ er es sich 2015 nicht nehmen, sieben Jahre nach Legendary Assassin ein weiteres Mal ein Werk zu inszenieren. Mehr noch: Am Drehbuch schrieb er ebenfalls mit, die Hauptrolle ließ er sich ohnehin nicht nehmen. So etwas kann natürlich schnell danebengehen. Aber selbst der pessimistischste Zuschauer dürfte kaum erwartet haben, was einem Wu hier zumuten würde.

Kämpfe gut, alles gut?
Die schlechte Nachricht vorweg: Wus Martial-Arts-Künste sind ebenso wie die von Scott Adkins hier kaum gefragt. Erst spät dürfen die Kontrahenten aufeinander losgehen, sich mit Waffen und anderen Körperteilen gegenseitig traktieren. Diese Kampfszene ist ganz ansehnlich, wenn auch relativ kurz. Stattdessen konzentriert sich Wolf Warrior auf Schusswechsel. Die sind schon weniger ansehnlich, eher kurios denn packend. Aber es geht auch richtig hässlich: Wenn sich die Spezialeinheit passen zu ihrem Namen eines Wolfsrudels erwehren müssen, dann stellt man sich schon die Frage, ob die fürchterlichen CGI-Effekte eine Art Meta-Humor darstellen sollen.

Wer angesichts dieser wenig schmeichelhaften Beschreibungen auf das „aber“ wartet, auf die tatsächliche Stärke des Films: keine Chance. Warum auch, wenn es dem Zuschauer nicht besser geht? Tatsächlich sind die unfreiwillig komischen Momente noch die sehenswerten von Wolf Warrior. Denn alles, was nicht reine Kampfhandlung ist, wird schnell zu einer Zumutung. Zu einer Beleidung eines jeden Menschen, der in einem Streifen zumindest den Anschein von Inhalt haben möchte. Dass die Figuren fleischgewordene Nichtigkeiten sind, das ließe sich noch verkraften. Actionstreifen brauchen selten ausgefeilte Charaktere. Ein gewisses Mindestmaß an Natürlichkeit oder Dialogfestigkeit sollten sie aber schon mitbringen. Anders gesagt: Hätten sie doch besser nichts gesagt.

Patriotismus mit dem Pathos-Holzhammer
Wirklich unangenehm ist an Wolf Warrior aber weder, dass die Dialoge dumm sind, die Geschichte hanebüchen und jede Figur ein reines Mittel zum Zweck ist. Es ist vielmehr dieser Zweck, der als Nicht-Chinese nur schwer erträglich ist. Sicher, Patriotismus haben auch andere für sich filmisch gepachtet. Ob es nun in die USA geht oder nach Fernost, fragwürdige Glorifizierungen gibt es überall. Selbst ein Regisseur vom Schlage eines Christopher Nolan gibt sich dem nationalen Schulterklopfen gern mal hin, wie er unlängst in Dunkirk bewies.

So penetrant wie hier und mit einer vergleichbar vor Pathos triefenden Holzhammervorgehensweise ist das aber nur selten verbunden. Die gnadenlos übertriebenen Reden, die dreist konstruierten Hintergrundgeschichten, die extreme Schwarz-Weiß-Färbung, die auch ein Donald Trump nicht besser hinbekommen hätte – das muss man erst mal schlucken. Wer das kann und wirklich nur auf die Actionszenen scharf ist, wird hier vielleicht trotz allem nicht ganz verkehrt sein. In dem nicht gerade an Alternativen armen Genre fehlt es aber an einem echten Grund, sich das antun zu wollen.



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Die Figuren sind nichtssagend, die Geschichte hanebüchen, die Kämpfe nur zum Teil überzeugend: „Wolf Warrior“ wäre so oder so kein guter Actionfilm gewesen. Kommt dann aber noch ein derart penetranter Patriotismus hinzu, gibt es als Nicht-Chinese eigentlich keinen wirklichen Grund, sich das hier anschauen zu wollen.
3
von 10