One Piece 13 Stampede
© Eiichiro Oda/2019 “One Piece” production committee

One Piece – 13. Film: Stampede

One Piece 13 Stampede
„One Piece: Stampede“ // Deutschland-Start: 24. September 2019 (Kino) // 22. Juni 2020 (DVD/Blu-ray)

Für jeden Pirat, der etwas auf sich hält, ist es eines der Ereignisse des Jahres schlechthin: die Piraten-Expo! Aus allen Teilen der Welt kommen die größten und kleinsten Schurken zusammen, um sich auszutauschen, ein bisschen Spaß zu haben – und natürlich einen Schatz abzustauben. Das lassen sich Ruffy und der Rest der Strohhutbande nicht zweimal sagen, nur zu gern folgen sie der Einladung. Von einem friedlichen Beisammensein kann jedoch nicht die Rede sein, als plötzlich unerwartete Besucher auftauchen. Und dann wäre da noch der legendäre Schatz, der niemand Geringerem als Gol. D. Roger gehört haben soll, dem größten Piraten aller Zeiten …

In Sachen Manga macht One Piece so leicht niemand etwas vor. 454 Millionen Ausgaben wurden von der mittlerweile 93 Ausgaben umfassenden Reihe verkauft. Die führt damit nicht nur seit Jahren schon die jährlichen Verkaufscharts in Japan an. Keine andere Comic-Reihe eines einzelnen Künstlers wurde so oft verkauft wie die um eine Gruppe kurioser Piraten, die auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz sind. Während die begleitende Animeserie ebenfalls gut mit dabei ist und es nunmehr auf über 900 Folgen bringt, ist die Filmreihe vergleichsweise bescheiden. Anders als sonstige Dauerbrenner aus dem Land der aufgehenden Sonne wie Detektiv Conan oder Doraemon kommen nur alle paar Jahre neue Kinofilme auf den Markt.

Der Run auf die Insel
Wenn es dann doch mal so weit ist, ist der Film dafür ein ziemliches Ereignis. So auch One Piece: Stampede, der 13. Teil der hiesigen Rechnung – der 30 Minuten lange CGI-Film Straw Hat Chase wird bei uns nicht gezählt. Als der im August in Japan startete, sahen ihn am ersten Tag mehr Leute als jeder andere Film im laufenden Kinojahr. Nach vier Tagen wurden schon 1,25 Millionen Zuschauer erreicht, inzwischen sind es über 3,7 Millionen. Das reicht dann zwar nicht, um in den Jahrescharts Makoto Shinkais Weathering With You gefährlich werden zu können. Aber es zeigt doch, dass das Publikum nicht genug bekommen kann von Ruffy und den anderen. Und das obwohl die Filme ohne Auswirkungen auf die Hauptgeschichte sind und sich gerne mal ein bisschen wiederholen.

Aber das ist ja egal, so lange das Ganze auch Spaß macht. Und das kann man bei Stampede mit Sicherheit bestätigen. Natürlich ist auch das neueste Abenteuer irgendwo etwas belanglos, wenn nichts Relevantes geschehen darf. Dass hier mal ein bisschen Gol D. Roger Luft geschnuppert werden kann, ist natürlich schön und weckt so ein wenig den Eindruck, dass wir unserem Ziel näherkommen. Doch es bleibt eine Nebelkerze. In Wahrheit geht es nur darum, dass sich möglichst viele kräftig eins auf die Mütze geben dürfen und am Ende Ruffy gewinnt, selbst wenn es lange nicht danach aussieht. Kreativ ist das sicherlich nicht, immerhin wurden aber auf die zwischenzeitlich obligatorischen Nebenfiguren mit furchtbar tragischen Vorgeschichten weggelassen, die den gut gelaunten Blödsinn mit Pathos aufwerten wollten.

Lasst die Kämpfe beginnen!
Am spaßigsten ist One Piece: Stampede dann auch, wenn einfach nur die Figuren aufeinandergehetzt werden, eine kurioser als die andere. Das funktioniert bei Fans natürlich besser, die bereits mit Ruffy & Co. vertraut sind. Wer das nicht von sich behaupten kann, könnte ein wenig verwirrt werden: Der Film versucht nicht einmal, sie als Charaktere zu etablieren, sondern verlässt sich darauf, dass das Publikum weiß, worum es geht und wer die einzelnen Leute sind. Vor allem aber, warum die alle so komische Superkräfte haben. Komisch im doppelten Wortsinn, einiges ist hier schon herrlich überzogen. Die Kuriosität der Ereignisse ist einer der Gründe, warum man sich das Inselabenteuer gut anschauen kann: Da es hier fast ausschließlich Piraten gibt, ist eigentlich keiner normal, zudem heißt es dann noch jeder gegen jeden. Da wartet ja schließlich noch ein Schatz!

Aber auch die Optik ist überraschend gut gelungen. Nach dem eher computerlastigen letzten Teil Gold ist hier vieles wieder klassischer – mit Ausnahme von manchen Massenszenen, die dann doch sehr offensichtlich nicht mehr Zeichentrick sind. Und doch macht das neueste Werk des Traditionsstudios Toei Animation (Dragon Ball Super: Broly, Die Schatzinsel) eine prima Figur. Die Animationen sind überraschend flüssig, bei den großen Kämpfen wurde nicht mit Spezialeffekten gegeizt, Eiichirō Odas Charakterdesigns sind so eigenwillig wie eh und je – der Film baut auf der langlebigen Serie auf, ist aber anders als so mancher Vorgänger tatsächlich aufwendiger. Fans sollten sich das trotz der eher spärlichen Geschichte nicht entgehen lassen, Neueinsteiger, für die das Prinzip von over-the-top-Piratenkämpfen reizvoll klingt, können es zumindest mal versuchen.



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Nichts Neues von der Piratengang: Inhaltlich hat „One Piece: Stampede“ nicht so wahnsinnig viel zu bieten, bringt weder die Figuren noch die Geschichten voran. Trotzdem macht das Abenteuer rund um einen groß angelegten Massenkampf im Rahmen einer Piraten-Expo Spaß, sofern man sich an kuriosen Figuren und übertriebenen Kämpfen erfreut. Neueinsteiger können ebenfalls vorbeischauen und die gute Optik genießen, auch wenn für sie hier nichts wirklich Sinn ergeben dürfte.
7
von 10