Peppermint Angel of Vengeance
© Universum Film

Peppermint – Angel of Vengeance

Peppermint Angel of Vengeance DVD
„Peppermint – Angel of Vengeance“ // Deutschland-Start: 29. November 2018 (Kino) // 12. April 2019 (DVD/Blu-ray)

Von einem Tag zum nächsten ist das Leben der Bankangestellten Riley North (Jennifer Garner), wie sie es kannte, vorbei. Zwar überlebt sie selbst die Schüsse des vorbeifahrenden Autos, wenn auch schwer verletzt. Ihr Mann und ihre Tochter sterben jedoch an diesem Tag. Fünf Jahre sind seither vergangen, die meisten haben den Vorfall längst vergessen. Riley nicht. Im Gegenteil: Lange hat sie sich vorbereitet, um Rache an all denen zu üben, die für den Tod verantwortlich waren oder die Täter, die noch immer frei herumlaufen, geschützt haben. Während das FBI ihr schon bald auf den Fersen ist, ist der Zuspruch in den sozialen Medien groß, als die Geschichte bekannt wird.

In den letzten Jahren gab es praktisch kein Entkommen mehr vor diesen ganzen Rache-Thrillern, in denen irgendein Ex-Cop, Ex-Agent oder Ex-Soldat ein vergangenes Unrecht wiedergutmacht, indem der Dutzende von Menschen brutal niedermetzelt. Das war inhaltlich meist hanebüchen, der Zielgruppe schien ist das aber egal zu sein. Zumal diese offensichtlich auch groß genug ist, dass sich sogar so mancher (Ex-)Promi in dieses Subgenre verirrt hat. Immerhin, im Rahmen diese oft kaum voneinander zu unterscheidenden Filme gibt es zunehmend auch welche, in denen Frauen die Waffen in die Hand nehmen dürfen. Sogar richtig empfehlenswerte: Ob nun das düstere Destroyer oder überzogene Varianten wie Revenge oder The Villainess, da ist schon einiges dabei, das sich lohnt.

Das hätte etwas werden können …
Peppermint – Angel of Vengeance kann es mit den obigen Kolleginnen leider nicht aufnehmen, noch nicht einmal entfernt. Dabei klang die Ankündigung gar nicht mal so schlecht. Jennifer Garner ist dem Bereich des Action-Thrillers nicht gerade fremd, vor allem die Serie Alias brachte ihr seinerzeit jede Menge Ruhm. Und auch Regisseur Pierre Morel ist an und für sich nicht die schlechteste Wahl, das von ihm inszenierte 96 Hours war ja maßgeblich daran beteiligt, dass Rachestreifen auch im Mainstreamkino Fuß fassen konnten.

Umso ernüchternder ist, wie die Zusammenarbeit der zwei ausgefallen ist. Sicher, große inhaltliche Ansprüche sollte man diese Art Film grundsätzlich nicht haben. Die Geschichten sind meistens dünn, die Figuren langweilig, hinzu kommen die oft fragwürdigen Tendenzen zur Gewaltverherrlichung. Zumindest für europäische Zuschauer ist es manchmal etwas befremdlich, wenn ein Unrecht viele andere rechtfertigt, ein Mord beispielsweise 100 weitere nach sich zieht. Da muss man schon sehr abstrahieren können, um sich gut unterhalten zu lassen.

Also bitte, echt jetzt?
Peppermint – Angel of Vengeance macht es einem da teils einfacher, teils deutlich schwerer. Einfacher, weil Drehbuchautor Chad St. John – dem wir auch solche „Perlen“ wie London Has Fallen und Replicas zu verdanken haben – es tatsächlich geschafft hat, den Blödsinn noch einmal deutlich blöder zu machen. Eine Bankerin, die sich mit der Hilfe der Unterwelt darauf vorbereitet, einen Teil der Unterwelt plattzumachen? Ganz alleine? Verbrecherbosse, die so mächtig sind, dass selbst die Polizei vor ihnen Angst hat? Danke, diese Kleine-Männer-Fantasie muss man nicht ernstnehmen. Allerdings wird es so absurd, dass man gar nicht dazu kommt, das eigene Gehirn abzuschalten, weil dieses unweigerlich damit beschäftigt ist, sich zu fragen: Wie kommt man denn auf diese schwachsinnige Idee?

Wenn denn die Actionszenen wenigstens irgendwie spannend wären und man sich auf diese Weise ablenken könnte. Aber gerade da zeigt sich Peppermint irgendwie recht genügsam. Zwar werden am Ende jede Menge Opfer zu beklagen sein, Morel findet aber keine Wege, dieses Ableben auch nur irgendwie spannend zu gestalten. Am interessantesten ist der Film noch, wenn er die Reaktionen der breiten Masse thematisiert, die durchaus für die Selbstjustiz zu begeistern ist. An der Stelle lässt sich immerhin darüber streiten, ob der Film das selbst befürwortet oder kritisiert, ob er in Riley eine Heldin oder eine Mörderin sieht. Das alleine reicht aber nicht aus, um eine Empfehlung für den Action-Thriller auszusprechen, der es weder schafft, aus dem ernsten Thema, noch den eigenen Trash-Elementen wirklich Kapital zu schlagen.



(Anzeige)

Schaut mal, ein weiterer Rachethriller! Ja, aber keiner, den man gesehen haben sollte. „Peppermint – Angel of Vengeance“ schafft es tatsächlich, noch sinnbefreiter zu sein, als es das Genre meistens ist, ohne damit aber im Gegenzug Spaß zu haben. Nicht einmal die Actionszenen sind Grund genug, sich die Selbstjustiz einer ehemaligen Bankangestellten anzuschauen. Das sind allenfalls die impliziten Fragen, ob die Hauptfigur nun Heldin oder Schurkin ist.
4
von 10