The Third Wife
© Mayfair Pictures

May, die dritte Frau

Inhalt / Kritik

May die dritte Frau
„May, die dritte Frau“ // Deutschland-Start: 10. Juni 2021 (Kino) // 7. April 2022 (DVD)

May (Nguyen Phuong Tra My) mag erst 14 Jahre alt sein, doch ihr Leben ist schon genau festgelegt. Ihr Schicksal: den deutlich älteren Grundbesitzer (Le Vu Long) heiraten. Der hat zwar schon zwei Frauen, ist aber immer an weiteren interessiert – vor allem wenn sie so jung sind wie May und damit weitere männliche Nachkommen zeugen können. Darauf lässt sich die Jugendliche auch bereitwillig ein, könnte sie damit doch ihren Status im Haus erhöhen. Einfach ist das Leben dennoch nicht, denn immer wieder melden sich auch eigene Bedürfnisse zu Wort.

Es gibt viele Punkte, anhand derer sich der Wert eines Menschen festmachen lassen könnte. Errungenschaften beispielsweise, Fähigkeiten oder auch körperliche Attribute. Einer, der früher von großer Bedeutung war, bezog sich auf die Fähigkeit von Frauen, männliche Nachkommen zu zeugen. Dass dies biologisch nicht unbedingt auf den weiblichen Part zurückzuführen ist, spielte damals keine Rolle. Das Ergebnis war es, das zählt.

Einblick in eine Gesellschaft

Das durften wir kürzlich auch wieder im Kino erfahren, wo Maria Stuart, Königin von Schottland unter anderem auch von der Thronfolgerfixierung sprach. Nur wenn eine der beiden Königinnen einen Sohn hat, der das Land leiten kann, ist dort die Welt in Ordnung. Ganz so extrem geht es in The Third Wife aka May, die dritte Frau nicht zu, das uns in das ländliche Vietnam des 19. Jahrhunderts mitnimmt. Das hängt aber auch damit zusammen, dass selbst die mächtigsten Männer hier nicht so wirklich wichtig sind. Der Film ist mehr ein Gesellschaftsporträt, als dass es um Individuen ginge, zeigt diese stellvertretend für ein ganzes Land.

Das Drama, welches auf dem Toronto International Film Festival 2018 seine Weltpremiere feierte, ist ohnehin eine sehr ruhige Angelegenheit. Da darf zwischendurch mal ein scharfes Wort fallen, auch eine körperliche Bestrafung ist drin, wenn sich mal wieder jemand nicht an die Gepflogenheiten hält. Die meiste Zeit geht es jedoch recht harmonisch zu. So wird May von den beiden älteren Mit-Ehefrauen überraschend warmherzig empfangen, der zu erwartende Kleinkrieg zwischen vermeintlichen Konkurrentinnen bleibt aus. Selbstsuche steht auf dem Programm, ein wenig Introspektion.

Auf sinnlicher Tuchfühlung

Die Handlung ist in The Third Wife dabei eher Nebensache. Regisseurin Ash Mayfair, die hier nach mehreren Kurzfilmen ihr Spielfilmdebüt gibt, hat ein sehr sinnliches Werk vorgelegt, das sehr von den Bildern eines vergangenen Vietnams lebt. Die Hektik, die sich heute in dem südostasiatischen Land findet, die ist hier noch weit weg. Dafür gibt es hier sehr viel Natur, gern auch in Nahaufnahme. Was nicht damit gleichzusetzen ist, dass der Film Wert darauf legt, natürlich zu sein. Vielmehr darf sich das Publikum auf eine Postkartenidylle freuen, ein etwas märchenhaftes Ambiente. Und eine Liebeserklärung an die Frauen, die trotz der Einschränkungen durch eine patriarchische Welt zumindest im kleinen Kreis vollwertige Menschen sein dürfen, mit eigenen Träumen, Ansichten und Bedürfnissen.

Credits

OT: „The Third Wife“
Land: Vietnam
Jahr: 2018
Regie: Ash Mayfair
Drehbuch:  Ash Mayfair
Kamera: Chananun Chotrungroj
Musik: An Ton That
Besetzung: Le Vu Long, Tran Nu Yen Khe, Mai Thu Huong Maya, Nguyen Phuong Tra My

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May, die dritte Frau
Fazit
„The Third Wife“ nimmt uns mit ins ländliche Vietnam des 19. Jahrhunderts, wo eine 14-Jährige an einen älteren Mann verheiratet wird. Das hat einiges über die Gesellschaft zu sagen, auch wenn das ruhige Drama sich – trotz einiger tragischer Elemente – lieber in einer märchenhaften Idylle inmitten der Natur aufhält, als sich die Hände schmutzig zu machen.
7
von 10