18 Stunden bis zur Ewigkeit
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18 Stunden bis zur Ewigkeit

„Juggernaut“, USA, 1974
Regie: Richard Lester; Drehbuch: Richard Alan Simmons, Alan Plater; Musik: Ken Thorne
Darsteller: Richard Harris, Omar Sharif, David Hemmings, Anthony Hopkins, Shirley Knight, Ian Holm

„18 Stunden bis zur Ewigkeit“ ist seit 15. Juni 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Reeder Nicholas Porter (Ian Holm) erhält einen erpresserischen Anruf eines Mannes, der sich selbst Juggernaut nennt: Auf dem Kreuzfahrtschiff Britannic seien sieben Bomben platziert, die in 18 Stunden detonieren werden, sofern nicht eine halbe Million Pfund gezahlt wird. Nachdem Juggernaut seine Forderung explosiv unterstreicht, drängt Kapitän Alex Brunel (Omar Sharif) zur Zahlung, während die britische Regierung sich nicht darauf einlassen will und stattdessen ein Bombenentschärfungsteam unter der Leitung des legendären Anthony Fallon (Richard Harris) zur Britannic fliegen und gleichzeitig an Land nach Juggernaut suchen lässt.

Konstatiert ein Filmkritiker, dieser oder jener Film sei ein Flop gewesen, wird sich alsbald ein Internetexperte zu folgendem Kommentar herablassen: „Der Autor hat keine Ahnung, der Film war super!“ – nicht unbedingt in dieser orthographischen Akkuratesse. Was hierfür verstanden werden muss, ist dass die Einteilung eines Films in Hit oder Flop nichts oder höchstens mittelbar etwas mit seiner inhaltlichen und formalen Qualität zu tun hat. Fifty Shades of Grey – Befreite Lust beispielsweise darf getrost zu den schlechtesten Filmen 2018 gezählt werden, dennoch würde kein ernstzunehmender Filmkritiker von einem Flop sprechen – schließlich hat der Film beinahe das Siebenfache seines Budgets eingespielt. Damit sollte klar sein, dass sich diese Kategorien ausschließlich den finanziellen Erfolg beziehungsweise Misserfolg eines Filmes wiedergeben.

Sehenswerte Mogelpackung
Der als Katastrophenfilm beworbene 18 Stunden bis zur Ewigkeit nun ist in der Dekade der Desasterfilme seinerzeit – man möchte fast sagen: katastrophal – gefloppt. Das lag tatsächlich zu einem Großteil am schlechten Marketing. Der Trailer damals – und selbst das Cover des nun erschienenen Mediabooks – vermittelt den Eindruck von Schiffsexplosionen, stürmischer See und halsbrecherischen Fallschirmsprüngen. Ein waschechter Katastrophenfilm also, der den damaligen Zeitgeist traf und die Zuschauer ins Kino lockte. Nur wollte Publikum damals wirklich einen Film mit einer Katastrophe sehen und konnte mit dem Thriller, der 18 Stunden bis zur Ewigkeit ist, wenig anfangen. In dem Film geht es ja gerade darum, die Katastrophe zu verhindern, was damals einfach nicht ankam, 18 Stunden bis zur Ewigkeit aus heutiger Sicht aber zu einem der besten Desasterfilme dieser Zeit macht, da er nicht auf bildgewaltige Effekte sind, welche mittlerweile hoffnungslos veraltet erscheinen.

Vor allem gegen Ende hin wirkt der Film ein wenig überstürzt, als würde man schnell fertig werden wollen. Das ist insbesondere deshalb schade, weil die ein oder andere Szene oder sogar einige Nebencharaktere im Vorfeld hätten ersatzlos gestrichen werden können, wodurch dann wiederum mehr Platz für ein würdiges Finale gewesen wäre. So hat Superintendent John McCleod (Anthony Hopkins) im Prinzip ein gesteigertes Interesse daran, die Explosionen zu verhindern, da seine Frau und Kinder sich auf dem Schiff befinden, allerdings merkt man ihm dies nie wirklich an. Auch die von Shirley Knight verkörperte Geliebte des Kapitäns wirkt größtenteils wie überflüssiges Beiwerk.

Filmkritiker Christoph N. Kellerbach nennt 18 Stunden bis zur Ewigkeit im dem Mediabook beiliegenden Booklet einen „Kult-Titel der Spannungsinszenierung“ und treffender könnte man ihn kaum beschreiben. Der erste Bombenentschärfungsversuch von Fallon auf dem Schiff gehört mit zum Spannendsten, was ich je in einem Film gesehen habe. Man wünscht sich beinahe, Macher von Filmen wie Steig. Nicht. Aus! würden ihn vor ihrem nächsten Projekt eingehend studieren, um sich beispielsweise abzuschauen, wie ein Telefonat eines Erpressers spannend und gekonnt inszeniert wird.



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Mit 109 Minuten ist "18 Stunden bis zur Ewigkeit" hier und da etwas zu lang geraten, auch auf den ein oder anderen Nebencharakter hätte er zugunsten der Hauptstory verzichten können. Dennoch weiß der Thriller mit mehreren sehr gelungenen Szenen intensive Spannung zu erzeugen, die auch einige Zeit nach dem Abspann noch wirkt.
7
von 10