The Vipers Hex

The Viper’s Hex

„The Viper’s Hex“, Japan, 2017
Regie: Addison Heath, Jasmine Jakupi; Drehbuch: Addison Heath, Jasmine Jakupi, Bill Clare, Dylan Heath; Musik: Jesse Breckon-Thomas
Darsteller: Saya Minami, Yoji Yamada, Kenji Shimada

The Vipers Hex
„The Viper’s Hex“ läuft im Rahmen des 19. Japan-Filmfests Hamburg (23. bis 27. Mai 2018)

Das Leben meint es nicht wirklich gut mit Kiyo (Saya Minami). Das Verhältnis zur Familie ist bescheiden, ihre Zukunftsaussichten noch viel trüber. Als Hostess verdient sie ihr Geld, muss sich als junges Dienstmädchen verkleiden, um auf diese Weise die Männer zu erfreuen. Für ihre eigene Freude bleibt da nicht mehr viel übrig, umso mehr, da ihr Zuhälter Tetsuya (Yoji Yamada) kein freundliches Wort für sie hat. Zum Glück ist da aber noch Anchin (Kenji Shimada), mit dem sie so manche schöne Stunde verbracht hat und der sie aufrichtig liebt. So denkt sie. Nach einer unschönen gemeinsamen Nacht ist aber auch dieser Traum vorbei. Nur eine ist ihr noch geblieben, der rachsüchtige Geist Viper, der sie ihr ganzes Leben begleitet.

Die Zeit, da Horror aus Japan weltweit ein Publikum in Atem hielt, die ist nun schon eine Weile vorbei. Originalwerke aus Fernost werden so gut wie gar nicht mehr hierzulande veröffentlicht, auch die einst so eifrig gedrehten Hollywood-Remakes gehören der Vergangenheit an. Letztes Jahr wurde zwar mal wieder versucht, mit Rings an vergangene ruhmreiche Tage anzuschließen. Doch das endete in einem Desaster.

Japanhorror made in Australia
Ein bisschen überrascht durfte man daher schon sein, als sich Addison Heath dieses Erbes annehmen wollte. Und auch neugierig. Ein australischer Indie-Filmemacher, der sich anschickt, seine eigene Version der fernöstlichen Spukgeschichten zu erzählen, da will man dann schon wissen, was da genau passieren soll. Viel Geld stand ihm dabei nicht zur Verfügung, eine Crowdfunding-Kampagne war notwendig, um überhaupt das Projekt finanzieren zu können. Das muss nicht unbedingt ein Problem sein, guter Horror kann ja auch darin bestehen, dass man nichts sieht. Und was man nicht sieht, das kostet auch nicht viel.

Nun war Heath aber der Ansicht, diesen hartnäckigen Rachegeist zeigen zu müssen, der Kiyo schon so lange verfolgt. Eine sehr unglückliche Entscheidung, wie sich bald herausstellt. Stark geschminkt und in ein traditionelleres Gewand gehüllt, sollte dadurch wohl der Eindruck verstärken, es mit einem Wesen aus einer früheren Zeit zu tun zu haben. Es sieht aber eher nach Cosplay und billiger Schminke aus. Furchteinflößend ist das nicht. Sich wohlig gruselnd im Sessel zu verkriechen, ist da eher nicht angesagt. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, laut aufzulachen. Und wenn zum Schluss Taten folgen sollen, blutige Taten, dann verkommt The Viper’s Hex endgültig zum Trash.

Mehr Drama als Grusel
Glücklicherweise wollte Heath aber auch keinen reinen Horrorfilm drehen. Stattdessen versucht er hier, klassische Motive mit einem Drama zu kombinieren. Und ein bisschen Leid tun kann einem Kiyo ja schon, wie sie hier von der Familie verlassen wird, von ihrer großen Liebe zurückgestoßen, von ihrem Zuhälter misshandelt. Selbst wenn mal keiner ihr das Leben zur Hölle macht, ist sie eine traurige Gestalt. Schließlich ist sie viel zu alt für diese Dienstmädchen-Kleidung, in die sie sich jeden Tag zwängen muss, in der Hoffnung, irgendwelche Typen abschleppen zu können. Sie darin zu sehen, um einen großen Bruder bettelnd, das ist schon ein elender Anblick.

Dennoch, so richtig überzeugend ist das alles nicht. Oder auch interessant. An den Figuren ist nicht viel dran, was es lohnenswert machen würde, ihnen zuzusehen. Der Film sieht außerdem zu deutlich selbstgemacht aus, ohne dass er dadurch die raue Qualität eines dokumentarischen Alltagsdramas gewinnen würde. Dafür ist es dann doch zu künstlich. Wer das Japan-Filmfest Hamburg 2018 besucht, wo The Viper’s Hex seine internationale Premiere feiert, der findet gleich in zweifacher Hinsicht Besseres. Swaying Mariko ist die gelungenere Variante einer Frau, die im Leben untergeht. Bamy wiederum zeigt, wie man auch ohne viel Geld stimmungsvollen Horror erzeugen kann. Der Versuch, beides zu sein, ist als Gedanke nicht verkehrt, in der konkreten Umsetzung dann aber doch ziemlich langweilig.



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In „The Viper’s Hex“ wird eine Hostess von praktisch jedem Menschen, dem sie begegnet, verraten oder im Stich gelassen, und entdeckt dadurch die dunkle Seite in sich. Die Idee, persönliches Drama und traditionellen Horror kombinieren zu wollen, ist so schlecht nicht. Es hapert jedoch an der Umsetzung: Die Figuren sind langweilig, die Gruselmomente unfreiwillig komisch und der Film insgesamt zu offensichtlich billig.
4
von 10