Im Schatten der Utopie

Im Schatten der Utopie

„Im Schatten der Utopie“, Österreich, 2017
Regie: Antoinette Zwirchmayr; Text: Angelika Reitzer; Musik: Matthias Peyker

Im Schatten der Utopie
„Im Schatten der Utopie“ läuft im Rahmen der 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin (15. bis 25. Februar 2018)

Im Idealfall ergänzen sich ja Bild und Ton in einem Film, erzählen jeder auf seine Weise dieselbe Geschichte. Problematisch wird es jedoch, wenn das Gleichgewicht nicht stimmt. Wenn beispielsweise die Dialoge das aussagen, was wir ohnehin schon sehen, das eine das andere überflüssig macht. Oder auch wenn eine komplett unpassende Musik ertönt, die wir nicht mit der gezeigten Stimmung in Einklang bringen können. Die Diskrepanz kann aber auch interessant oder zumindest befremdlich sein. Das wird jeder bestätigen können, der in einer Karaokebox versucht hat, Rocklieder zum Besten zu geben, während zeitgleich ein verliebtes Pärchen den Strang entlangspaziert.

Auch in Im Schatten der Utopie, welches während der Berlinale 2018 seine internationale Premiere feiert, stimmen Bilder und das gesprochene Wort oft nicht überein. Zumindest dürften die meisten Zuschauer so ihre Probleme haben, die stummen roten Lippen auf der Leinwand mit der unabhängig davon zu hörenden Mädchenstimme vereinen zu können, die von indianischen Waffen in einem kleinen Spukhaus in Salzburg erzählt. Anders als bei den unfreiwillig komischen Beispielen oben, setzt Antoinette Zwirchmayr diese Schere aber bewusst ein, auf eine durchaus faszinierende Weise.

Flüchtige Vergangenheitssuche
Der Kurzfilm der österreichischen Regisseurin stellt dabei den Abschluss einer Trilogie dar, in der sie sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt. Hier erzählt sie von ihrer Kindheit in Brasilien, tut dies mit Aufnahmen von Wäldern und vom Meer, tut dies mit poetischer Sprache, flüchtig wie der Wind. Es ist ein sehr sinnlicher Film, der stärker erlebt und erfahren wird, weniger rational begriffen. Ein Film, der von einer realen Vergangenheit berichtet und doch eher wie ein Traum wirkt – etwa wenn mal wieder diverse Edelsteine zitiert werden, einer nach dem anderen. Im Anschluss ist man als Zuschauer vielleicht nicht unbedingt schlauer geworden. Aber doch um den einen oder anderen Sinnesschatz reicher.



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In ihrem Abschluss der eigenen Familiensaga nimmt uns Antoinette Zwirchmayr mit in ihre Kindheit in Brasilien. Sie hat viel zu erzählen und viel zu zeigen, ohne dass Bild und Ton jedoch zwangsweise dieselbe Geschichte erzählen. Das ist faszinierend bis poetisch, in der Realität verankert und gleichzeitig kaum fassbar.