Arsenal
© Universum Film

Arsenal

(OT: Arsenal, Regie: Steven C. Miller, USA, 2017)

„Arsenal“ ist ab 10. November 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Gangsterboss Eddie King (Nicolas Cage) entführt den Kleinkriminellen Mikey (Johnathon Schaech), um von dessen jüngeren Bruder JP (Adrian Grenier), einem aufstrebenden Bauunternehmer, Lösegeld zu erpressen. Während JPs Umfeld ihn warnt und sich sicher ist, dass Mikey mit King gemeinsame Sache macht, um an Kohle zu kommen, ist für JP die Bruderliebe wichtiger und er glaubt daran, dass Mikey in echter Gefahr ist. Das Geld zu besorgen ist Ehrensache, doch leider nicht so leicht, wie JP sich das vorgestellt hat.

Den Großteil des ersten Aktes habe ich damit verbracht, zu überlegen woher ich den Hauptdarsteller Adrian Grenier (Trash Fire) kenne. Da der Film nichts dafür getan hat, mein Interesse zu wecken, war das Grübeln eine willkommene Abwechslung. Um die 30-Minuten-Marke herum kam mir schließlich die Erleuchtung: Das ist Vincent Chase aus der grandiosen Serie Entourage! Während der nächsten Viertelstunde widmete ich mich den Erinnerungen an meine Bingewatchingsessions aller Staffeln im letzten Jahr und dem Gedanken, dass der gleichnamige Film von 2015 ziemlich gut war, auch wenn er bei vielen Hardcorefans durchfiel. Das alles lenkte mich nicht im Geringsten davon ab, Arsenal weiter zu folgen, weil der Film keine große Aufmerksamkeit verlangt.

Begegnung aus der Ferne
Das ist vielleicht sogar seine Stärke, denn damit lässt sich wunderbar kaschieren, was sich bei genauerer Betrachtung unweigerlich offenbart: Die Kameraführung und die Farbkorrektur sind auf dem Niveau von Independentfilmen, was für ein Erstsemesterprojekt sicher noch okay wäre, bei einem Vollpreistitel aber ziemlich peinlich ist. Fast alle Dialoge sind überwiegend in langweiligen Schuss-Gegenschuss-Closeups aufgelöst und generell sieht man nur sehr selten mehrere Personen gleichzeitig mit Gesicht im Bild. Während die meisten Schauspieler hier noch routiniert genug sind, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, sie wären abgesetzt von ihren Spielpartner gefilmt worden – auch wenn ich das für die meiste Zeit als gegeben ansehe –, drängt sich vor allem in einer Szene mit Nicolas Cages Charakter und dessen Bruder (Christopher Coppola) der Verdacht auf, dass die beiden Darsteller sich dafür wirklich nicht am Set begegnet sind, was hauptsächlich an letzterem liegt.

Dazu gibt es bei Regisseur Steven C. Miller (Aggression Scale) einige bemühte Slowmotions, welche nur in einem Fall einigermaßen gerechtfertigt sind und ansonsten nach „gewollt und nicht gekonnt“ wirken. Ähnlich verhält es sich mit den visuellen und den Spezialeffekten, die in wenigen Ausnahmefällen überzeugen und angemessen sind, überwiegend aber auch faul zusammengeschustert erscheinen, wie um möglichst schnell fertig zu werden.

Schauspielerisch fragwürdig
Über das durchwachsene schauspielerische Wirken von Nicolas Cage sind ganze Epen geschrieben worden und ich möchte hier darauf verzichten, eine weitere Fußnote zu dieser Chronik beizutragen. John Cusacks Auftritt in Arsenal aber regt zum Nachdenken an. Hauptsächlich über die Frage, wieso er überhaupt mitmacht. Die Rolle ist so klein, dass sie auch von einem wesentlich unbekannteren und untalentierteren – und somit günstigeren – Mimen hätte übernommen werden können. Nicht nur das, sie ist sogar komplett überflüssig. Man könnte sie aus dem Film streichen und es würde nichts fehlen, außer vielleicht ein bisschen Exposition. Cusacks Gesicht sieht man auch eher selten, er trägt immer eine schwarze Kopfbedeckung in verschiedenen Varianten und fast immer eine Sonnenbrille, so als wolle er nicht erkannt werden. Der Eindruck drängt sich auf, dass hier jemand für einen halben Tag minimaler Arbeit einen leicht verdienten Scheck eingestrichen hat. Das Beste, was sich über Arsenal sagen lässt, ist dass die Grundidee – wenn auch nicht neu – nicht die schlechteste ist. Die Prämisse der zwei unterschiedlichen Brüder, die trotzdem zusammenhalten, ist sogar beinahe nobel. Das war es aber auch schon.



(Anzeige)

"Arsenal" ist langweilig und bemüht, aber auch nicht so schlecht, dass man Energie ins Benutzen der Fernbedienung investieren müsste, wenn man auf dem Sofa versumpft ist und im Fernsehen über die Ausstrahlung stolpert.
4
von 10