Tokyo Revelation

(OT: „Shin Megami Tensei: Tokyo Mokushiroku“, Regie: Osamu Yamasaki, Japan, 1995)

Tokyo RevelationEs war ein ganz furchtbares Unglück: Als das Flugzeug mitten in der Luft explodiert, kommen alle Passagiere und das komplette Personal ums Leben. Ein Unglück, ja, aber kein Unfall. Vielmehr steckt Akito dahinter. Der hatte schon immer eine Schwäche für das Okkulte. Und nun, da er weiß, wie man Dämonen beschwört, sammelt er fleißig Seelen, die er einem besonders mächtigen Exemplar opfern kann. Der einzige, der ihn jetzt noch aufhalten kann, ist ausgerechnet sein alter Schulfreund Kojiro. Auch er hat Verbindungen zum Übernatürlichen, will diese aber nutzen, um die Menschen zu retten.

Mitte der 1990er begann die Videospielreihe „Shin Megami Tensei“, die Herzen der japanischen Rollenspielfans zu erobern. Da wäre es doch mal angebracht, das hungrige Volk auch mit anderen medialen Formen der Dämonensaga zu erfreuen. Das hatte man schon einmal versucht, acht Jahre zuvor: Digital Devil hieß der Titel, der nahezu zeitgleich zu der ersten Spielefassung des Horrorromans veröffentlicht wurde. Während die Spiele zumindest für Nostalgiker aber immer noch von Interesse sind, konnte man das von dem kruden Anime kaum behaupten.

Verbesserter zweiter Anlauf
Der zweite Anlauf war da schon deutlich stimmiger. An der grundsätzlichen Verbindung von Computern und Dämonen hatte sich nur wenig geändert. Immerhin schaffte man es aber diesmal, so etwas wie eine Geschichte zu erzählen. Die wurde sogar emotional etwas aufgeladen, schließlich treten hier zwei Kindheitsfreunde gegeneinander an. Und auch bei den anderen Figuren, die sich dazugesellen, wird es so manchen Konflikt geben – herzhafte Selbstaufopferungen inklusive.

Richtig viel Inhalt sollte man dennoch nicht erwarten. Tokyo Revelation ist nicht einmal eine Stunde lang. Und das merkt man. Fast nichts wird hier so richtig zu Ende erzählt. Nicht einmal die Einführungen taugen wirklich etwas. Urplötzlich tauchen alle auf, es wird viel gekämpft und geredet, erklärt jedoch weniger. Am Ende läuft es auf den alten Kampf zwischen Gut und Böse hinaus, trotz der zaghaften Versuche, Akito zu einer tragischen Figur zu machen. Und irgendwie ist alles schon vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat.

Atmosphärisch gelungen
Dafür ist das Ganze recht atmosphärisch. Regisseur Osamu Yamasaki (Hakuoki: Demon of the Fleeting Blossom – Wild Dance of Kyoto) und das Animationsstudio J.C. Staff (Darkside Blues), welches auch schon Digital Devil produziert hatte, verstanden sich darauf, das okkulte Thema in ein ansprechendes Ambiente einzubauen. Ein bisschen Sex ist auch dabei, wenngleich nicht annähernd in dem Ausmaß, wie man es von diversen 80er Jahre Horroranimes kennt. Siehe etwa Wicked City. Ein technisches Feuerwerk zünden die Japaner aber so oder so nicht, Animationen usw. sind nicht mehr als typische Direct-to-Video-Kost. Dafür gibt es ein erstes Wiedersehen mit einigen wenigen Monstern, die später zu dem Stammpersonal von „Shin Megami Tensei“ gehören sollen. Wer also neugierig ist, wie die Kultrollenspiele ihre Animeanfänge genommen hat, kann zum UK-Import greifen. Nicht-Spieler können eher auf Tokyo Revelation verzichten.



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Die zweite Animeadaption von „Megami Tensei“ macht schon mehr Laune als der frühe Vorgänger. Atmosphärisch ist „Tokyo Revelation“ recht gelungen, zudem gibt es Auftritte einiger bekannter Monster. Aufgrund der kurzen Laufzeit ist der Inhalt aber nicht weiter erwähnenswert.
5
von 10