The Mermaid

(„Mei ren yu“ directed by Stephen Chow, 2016)

„The Mermaid“ erscheint am 17. November 2017 auf DVD und Blu-ray

Aus niedrigsten Verhältnissen hat sich Liu Xuan (Chao Deng) emporgekämpft, die ganze Welt steht dem schwerreichen Unternehmer und Frauenheld zur Verfügung. Zur Not zückt er eben seinen Geldbeutel und kauft sich, was er will. Sein letztes Schnäppchen: ein Naturschutzgebiet, das er mithilfe von Sonartechnologie von ungeliebten Meeresbewohnern befreien will. Dabei ahnt er nicht, dass sich auch eine Kolonie von Meerjungfrauen dort niedergelassen hat und nicht kampflos zusehen will, wie ihre Heimat zerstört wird. Und so hat nun die junge Shan (Jelly Lin) die ehrenvolle Aufgabe, den Feind zu verführen und zu töten. Doch das ist leichter gesagt denn getan. Irgendwie will jeder Anschlag danebengehen. Und plötzlich sind da auch noch so komische Gefühle im Weg.

Eines muss man Stephen Chow ja lassen: Seitdem er seine Schauspielkarriere an den Nagel gehängt hat und sich als Regisseur und Drehbuchautor durchs filmische Leben schlägt, hat er ein ums andere Mal bewiesen, dass er sich wirklich über alles und jeden lustig machen kann und will. Erst nahm er in Shaolin Soccer den Fußball ins Visier, anschließend brachte er mit Kung Fu Hustle die Massen zum Lachen, zwischendurch musste in Journey to the West: Conquering the Demons sogar eine heilige Kuh der chinesischen Literaturgeschichte dran glauben. Nun sind also Meerjungfrauen an der Reihe. Die verbindet man zwar meistens mit der westlichen Mythologie, aber auch im Reich der Mitte gibt es diese alten Sagen von Meerbewohnern, halb Mensch, halb Fisch.

Eine Meerjungfrau in geheimer Mission
Wobei man der nicht immer ganz holden Maid in The Mermaid diesen Körpermix relativ selten ansieht. Die meiste Zeit über bemüht sich die Protagonistin schließlich, in die Nähe von Xuan zu gelangen, dabei möglichst wenig aufzufallen und in bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit abzumurksen. Das mit der Unauffälligkeit gestaltet sich jedoch etwas schwierig: Anders als etwa in Arielle, die Meerjungfrau, wo sich die Heldin an Land in einen Menschen verwandelt, behält Shan ihren Fischschwanz. Den verbirgt sie zwar in ihrer Kleidung, zumindest das Publikum weiß aber, warum sich die hübsche junge Frau beim Gehen etwas ungelenk anstellt.

Wenn Shan durch die Gegend wackelt, ist das nur einer von vielen visuell ausgelegten Gags, die Chows Komödie kennzeichnen. Insgesamt vertraut der chinesische Filmemacher schon sehr auf optischen Slapstick. Teilweise ist der tatsächlich auch recht lustig, etwa bei den diversen Anschlägen auf Xuans Leben, die jedes Mal aufgrund ungünstiger Umstände schrecklich daneben gehen. Und auch die Szene, wenn der Unternehmer versucht, der Polizei die Natur seiner Angreifer deutlich zu machen, dabei aber nur auf Unverständnis stößt, gehört zu den Höhepunkten des Films. Aber nicht alles, was in dem Beitrag vom Fantasy Filmfest 2017 lustig sein soll, ist es am Ende auch. Vor allem die regelmäßigen Auftritte von Shans „Onkel“ (Show Luo), einem auf Blut sinnenden Oktopus, sind eher anstrengend als erheiternd. Die Antagonistin Ruolan (Yuqi Zhang) wiederum bleibt dafür zu blass. Gut möglich, dass viele Witze auch zu sehr auf ein heimisches Publikum ausgerichtet waren und deshalb übersetzt nicht funktionieren.

Ein Volltreffer daheim, viele Gags gehen aber daneben
Es ist aber nicht nur dieser Hit-and-Miss-Humor, der für den Film zu einem Problem wird. Da wäre auch der Kitsch später, wenn die anfänglichen Gegner nach nur wenigen Sätzen Gefühle füreinander haben. Die sehr aufdringliche und konventionell erzählte Ökobotschaft. Und auch die plumpen Spezialeffekte, die dem Fantasyaspekt das Märchenhafte entreißen, sind im Jahr 2017 eigentlich nicht mehr tragbar. Hätte man diesen Trashfaktor wenigstens kultiviert, so wie es der polnische Meerjungfrau-Kollege Sirenengesang getan hat, das Ergebnis wäre vielleicht unterhaltsamer gewesen. So bleibt aber eine halbgare Mischung aus Romanze, Komödie, Action und Fantasy, die zeitweise schön überdreht ist, zeitweise aber zu ernst gemeint. Eine Mischung, bei der insgesamt nicht ganz klar ist, weshalb sie der erfolgreichste chinesische Film aller Zeiten wurden und die chinesischen Jahrescharts 2016 anführte. Wer dennoch neugierig ist, was sich hinter dem Hype verbirgt, vielleicht auch eine Vorliebe hat für bewusst albernen, farbenfrohen Humor: Der Film wird im Juni im Rahmen des 5. Chinesische Filmfests in München gezeigt.



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Weder Fisch, noch Fleisch: „The Mermaid“ kombiniert Komödie, Action, Romanze und Fantasy zu einem abgedrehten Spektakel, das in China sämtliche Rekorde gebrochen hat. Aus westlicher Sicht ist das nur zum Teil nachzuvollziehen, denn der absurden Albernheit stehen furchtbare Spezialeffekte, Kitsch und eine plumpe Ökobotschaft gegenüber.
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von 10