High Speed Free Starting Days
© Ohji Kouji/Kyoto Animation/High Speed the Movie Production Committee

High Speed! – Free! Starting Days

(„High Speed! – Free! Starting Days“ directed by Yasuhiro Takemoto, 2015)

Für Haruka gibt es nichts Schöneres im Leben als das Schwimmen. Nur wenn er im Wasser ist, fühlt er sich wie sich selbst. Andere Menschen sind hingegen nicht ganz so wichtig. Mit Makoto ist er prinzipiell gut befreundet. Seit ihrem Wechsel an die Mittelschule und der Aufteilung in zwei verschiedene Klassen sehen die zwei sich jedoch nicht mehr so oft. Und auf seine Mitschüler im Schwimmclub kann er gleich ganz verzichten. Wettkämpfe bestreitet er am liebsten allein, damit er sich von niemandem abhängig macht. Und das auch nur im Freistil, alles andere kommt für ihn nicht infrage. Doch das führt immer wieder zu Konflikten, da sich keiner auf den anderen einlassen möchte und der Teamgeist darunter leidet.

Was erfolgreich ist, muss fortgesetzt werden – das gilt nicht nur in Hollywood, auch in Japan werden Kühe gern mal bis zum Umfallen gemolken. Und die Anime-Schwimmserie Free! war offensichtlich so erfolgreich, dass sie neben einer zweiten Staffel (Free! Eternal Summer) auch für einen Film gut war. Nun endete die zweite Staffel aber mit dem Abschluss der High School, was das Ende des liebgewonnenen Schwimmclubs bedeutete. Was sollte es da also noch zu erzählen geben? Bis wir das erfahren dürfen, wird noch eine Weile vergehen, Take Your Marks ist in Japan erst für das vierte Quartal 2017 angekündigt. In der Zwischenzeit gibt es ja aber noch Free! Starting Days, der auf der zweiten Volume der Light Novel von Kōji Ōji basiert und die Vorgeschichte der Serie erzählt.

Mehr Drama, weniger Humor
Passend zum Neustart gab es auch auf dem Regiestuhl einen Wechsel. Dieses Mal ist es Yasuhiro Takemoto (Full Metal Panic! The Second Raid, Full Metal Panic? Fumoffu), der uns durch die Nöte und Freuden halbnackter Schwimmgötter führt. Wobei erstere klar im Vordergrund stehen. Schon beim zweiten Auftritt des Clubs war der Humoranteil spürbar zurückgefahren wurden. Eine Tendenz, die sich hier noch verstärkt, zum Leidwesen des Unterhaltungsfaktors. Ganz auf komische Elemente muss man nicht verzichten. Beispielsweise darf hier erneut ein neuer Mitschüler beim Versuch zu schwimmen nahezu absaufen. Und die erzwungene Höflichkeit von Dauermuffel Haruka ist ebenfalls ein netter Running Gag. Mit dem animierten Einstieg anno 2013 kann oder will man es hier gagmäßig aber zu keiner Zeit aufnehmen, was auch maßgeblich damit zusammenhängt, dass einige der ausgeprägteren Figuren – oder auch bescheuerten – hier maximal Gastauftritte haben. Schließlich sollen noch Jahre vergehen, bis die Freunde sich das erste Mal wirklich begegnen.

Um Zukunft geht es in High Speed! – Free! Starting Days dann auch weniger, mehr um die Vergangenheit. Eine unschöne Vergangenheit. Alle vier Figuren – Haruka und Makoto werden um Asahi und Ikuya ergänzt – haben mit etwas zu knabbern. Mit sich selbst. Mit den anderen. Mit der Familie. Dass diese ganzen Traumata und (Selbst-)Zweifel erst einmal verarbeitet werden wollen, ist klar, nur wer mit seinem Leben im Reinen ist, kann auch beim Wettkampf glänzen. Das ist sicher nicht die originellste Idee, neigt zudem dazu, manchmal etwas übertrieben zu sein. Freunde der etwas melodramatischeren Ausrichtung von Animes werden aber auf ihre Kosten kommen, wenn sich kleine Jungs mit großen Gefühlen auseinandersetzen müssen – die üblichen homoerotischen Tendenzen miteingeschlossen.

Ein echter Hinkucker
Fleischbeschau gibt es jedoch weniger, glücklicherweise, schließlich sind die Jungs hier noch ein bisschen zu jung für sexuelle Fantasien. Zu sehen gibt es dennoch mehr als genug. Das Studio Kyoto Animation (Beyond the Boundary, Love, Chunibyo & Other Delusions!) hatte ja schon in der Serie viel mit Wassereffekten und Lichtspielereien geglänzt. Dem steht die Filmversion in nichts nach. Die Figuren sind zwar erneut etwas eintönig gestaltet, sieht man von der Vielzahl an Haarfarben ab. Ansonsten ist der manchmal von fetziger Rockmusik unterlegte Anime aber mehr als ansehnlich, liefert sehr schöne Hintergründe und experimentiert zwischendurch auch mal mit der Perspektive. Wer stärker personenbezogene Sportanimes mag – die Wettbewerbe sind hier eher zweitrangig – dürfte also seinen Spaß haben. Große Fans der Serie machen bei der Filmversion ohnehin nichts verkehrt.



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Weniger Humor, dafür mehr Drama: Das Prequel zu Schwimm-Animeserie konzentriert sich stärker auf die zu überwindenden Probleme der Figuren. Das ist weniger unterhaltsam, wird aber Freunden großer Gefühle japanischer Machart gefallen. An der Optik ist wie üblich ohnehin kaum etwas auszusetzen.
6
von 10