Die Schoene und das Biest Weihnachtszaube
© Disney

Die Schöne und das Biest: Weihnachtszauber

(„Beauty and the Beast: The Enchanted Christmas“ directed by Andrew Knight, 1997)

Der Fluch ist endlich aufgehoben, aus dem scheußlichen Biest ist wieder der schöne Prinz Adam geworden. Und doch ist es ein bisschen mit Wehmut verbunden, wenn die Schlossbewohner zurückblicken, gerade jetzt an Weihnachten. So erinnern sie sich an das vorherige Fest, was eigentlich keins hätte sein dürfen, da das Biest jede Feier verbot. Belle ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und organisierte so hinter dem Rücken ihres Kerkermeisters ein richtiges Weihnachtsfest. Die anderen verzauberten Bewohner standen ihr damals auch tatkräftig zur Seite. Mit einer Ausnahme: die Orgel Forte. Denn der wäre es lieber, dass alles beim alten bleibt und sie auch weiterhin im Schatten das Sagen hat.

Was einmal Geld bringt, das muss doch auch ein zweites Mal ausgequetscht werden. Wenn nicht gar ein drittes Mal. Nein, zurückhaltend war Disney in den 90ern und den 00ern sicher nicht, wenn es darum ging, die eigenen goldenen Kühe gleich mehrfach in Form billig produzierter Fortsetzungen zu schlachten. Nur war das bei Die Schöne und das Biest nicht ganz so einfach. Auf der einen Seite gehört der Film zu den besten und erfolgreichsten der sogenannten Disney Renaissance. Auf der anderen war ein direkter Nachfolger nicht möglich, da die Geschichte bereits in sich abgeschlossen war. Und so machte man dann einfach ähnlich zu Bambi 2 – Der Herr der Wälder ein Midquel draus, tat so, als handelte es sich um eine Episode des ersten Films, die einfach nur bislang nicht erzählt wurde.

So richtig plausibel ist das Ergebnis jedoch nicht. Ganz abgesehen davon, dass ein solcher Film, bei dem das Ende schon von vornherein feststeht, nicht so wahnsinnig viel Spannung erlaubt, wundert es einen schon, warum der große Bösewicht Forte im Original mit keinem Wort erwähnt wurde. Schließlich hätte der fast Belle das Leben gekostet. Größere inhaltliche Ansprüche sollte man an Weihnachtszauber aber ohnehin nicht stellen. Wie bei den meisten dieser seinerzeit inflationär produzierten Sequels/Prequels/Midquels versuchte man nicht so wirklich, etwas Neues und Eigenständiges zu erschaffen. Stattdessen nahm man alte Hintergründe, setzte größtenteils dieselben Figuren davor und ließ sie eine Variation des Urabenteuers erleben. Überflüssig, ja, meistens aber eher langweilig als von Grund auf schlecht.

So auch bei Weihnachtszauber. So viele Figuren, Szenen und Ideen sind nah am Klassiker ausgelegt, dass die Kopie zumindest funktioniert. Aufgrund des Weihnachtssettings haben sich die dramatischen Elemente nun natürlich weiter in den Vordergrund gedrängt, man sollte vor Kitsch daher besser keine Angst haben. Aufgelockert wird das Ganze aber wie gewohnt durch humorvollere Einlagen, bedingt durch die vielen verzauberten Haushaltsgegenstände. Was die langweilige und vorhersehbare Geschichte jedoch zumindest noch in die Mittelprächtigkeit rettet, sind die Synchronsprecher im Original. Damals war es durchaus noch üblich, dass die bewährten Sprecher auch in den Spin-offs auftraten. Die meisten gewohnten Stimmen sind also wieder mit dabei, ergänzt um Tim Curry, der im Englischen der an und für sich lächerlichen Figur der bösen Orgel tatsächlich etwas Bedrohlich-Diabolisches gibt.

Dafür sieht sie unglaublich schäbig aus. Dass man bei Disney schon früh mit Computersequenzen experimentierte, ist bekannt, selten jedoch mit einem derart hässlichen Ergebnis wie hier. Warum ausgerechnet Forte nicht auf die herkömmliche Weise gezeichnet wurde, das wissen nur die Mäusegötter. Aber selbst wer dieses No-go ignoriert, hat hier mit der visuellen Umsetzung nur wenig Spaß. Animationen und Hintergründe der Direct-to-Video-Produktion sind eher schlicht, an vielen Stellen hat man bei den DisneyToon Studios die Elemente wohl einfach nur reinmontiert, ohne sich darum zu kümmern, ob bewegliche und unbewegliche Teile miteinander harmonieren. Und auch bei der Musik muss man sich mit weniger begnügen: Weihnachtszauber kann es mit dem vielfach ausgezeichneten Soundtrack des Originals nicht aufnehmen. Wer sich zu den größten Fans von Die Schöne und das Biest zählt und um jeden Preis einen weiteren Auftritt der beliebten Figuren braucht, kann es hiermit versuchen, besser als Belles zauberhafte Welt ist das hier allemal.



(Anzeige)

Wie bei den meisten Billig-Fortsetzungen der Disney-Klassiker so ist auch „Weihnachtszauber“ eine in jeder Hinsicht schlechtere Variante des Originals: Optik und Musik sind schwächer, die Geschichte langweilig. Lediglich die Synchronsprecher der englischen Fassung lassen das Weihnachts-Spin-off erträglich werden.
5
von 10