Bambi 2
© Disney

Bambi 2 – Der Herr der Wälder

(„Bambi 2“ directed by Brian Pimental, 2006)

Bambi 2Nach dem Tod seiner Mutter steht das Rehkitz Bambi plötzlich allein da. Sein Vater, der Fürst des Waldes, lehnt es ab, sich um seinen Sohn zu kümmern, schließlich sei er zu sehr mit dem Schutz der anderen beschäftigt. Und überhaupt: Kindererziehung sei Sache der Frau. Erst als eine solche eben nicht aufzutreiben ist, die anderen haben schon hart damit zu kämpfen, den eigenen Nachwuchs durch den Winter zu bringen, erklärt er sich schließlich doch bereit, bis zum Frühjahr die Aufgabe zu übernehmen. Bambi, der seinen Vater sehr verehrt, ist überglücklich, mehr Zeit mit ihm verbringen zu dürfen, und beschließt alles dafür zu tun, um seinen Mut zu beweisen und endlich Anerkennung zu finden.

Was lange währt, wird endlich gut? In dem Fall hätte Bambi 2 ein Meisterwerk werden müssen, dauert es doch sage und schreibe fast 64 Jahre, bis der Disney-Klassiker Bambi seine Fortsetzung fand – Rekord! Wobei es Fortsetzung gar nicht so wirklich trifft. Erzählte der erste Teil die Lebensgeschichte des Rehs von der Geburt bis ins Erwachsenenalter, griff man sich hier einen Teilabschnitt – die unmittelbare Zeit nach dem Tod von Bambis Mutter – heraus und ging mehr in die Tiefe. Ein wenig zumindest.

So wahnsinnig viel erfährt man eigentlich nicht über Bambi. Die traumatische Erfahrung wird relativ schnell beiseite geschoben und nur selten wieder aufgegriffen, stattdessen steht das Verhältnis zwischen ihm und dem Vater im Vordergrund, welcher in Bambi eigentlich keine echte Rolle spielte. Und eben dieses ist der Anlass für eine Reihe von Einzelszenen, in denen Bambi sich zu beweisen versucht. Mit einem nicht immer schönen Ergebnis: Abgesehen davon, dass man über den pädagogischen Zweck einer derart erkämpften Liebe geteilter Meinung sein darf, fehlt der episodenhaften Geschichte der Spannungsbogen.

Das war im ersten Teil schon nicht wirklich anders, was aufgrund des kontinuierlichen Erwachsenwerdens von Bambi aber nicht weiter tragisch war, schließlich kam über den Coming-of-Age-Aspekt genug Entwicklung in den Film. Bei Bambi 2 entwickelt sich hingegen nur wenig. Es gibt ein paar vorsichtige Annäherungen zwischen Papa und Sohn, ansonsten aber tritt man hier auch durch den vorgegeben zeitlichen Rahmen ziemlich auf der Stelle. Manche der Szenen sind dabei sogar recht gut gelungen, gerade diejenige um das ängstliche Murmeltier, welches das Wetter vorhersagen soll, steht dem Geschehen des Vorgängers nicht wirklich nach. Vieles ist aber auch recht banal, nicht viel mehr als nette Zeitzerstreuung für die Zuschauer, welche hier noch einmal eine Ecke jünger sein sollen als im ersten Teil – sieht man einmal von einem düsteren Abschnitt zum Ende hin ab.

Begleitet wird das Ganze von nicht minder nett-belangloser Popmusik, die man wohl nur in dem Alter wirklich gut finden kann und welche den Vergleich sowohl zu den Musikklassikern Disneys wie auch dem instrumentalen Score des Vorgängers besser aus dem Weg geht. Dafür ist das Werk der berühmt-berüchtigten DisneyToon Studios, welche ausschließlich Lizenzware umsetzen, ganz hübsch geworden: Die etwas schweren Ölbilder des Klassikers sind einem sehr modernen, sehr cleanen Zeichentrickstil gewichen, mit schönen und doch angenehm gedämpften Farben. Die Animationen sind sicher nicht so revolutionär wie 1942, aber doch auf einem guten, ansehnlichen Niveau. Wirklich viel verkehrt macht dieses Midquel in der Hinsicht also nicht, so wie man allgemein nur wenig findet, über das es sich aufzuregen lohnte. Einen echten Grund zur Begeisterung liefert Bambi 2 indes aber auch nicht. Wer die liebenswerten, einst von dem Österreicher Felix Salten entworfenen Figuren des Waldes unbedingt wiedersehen möchte, den könnte es schlimmer treffen, wirklich gebraucht hat den Film aber sicher niemand.



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„Bambi 2“ ist eine hübsch anzusehende, insgesamt auch nette Quasi-Fortsetzung des Disneyklassikers, dem aber trotz einzelner gelungener Szenen und der üblichen liebenswürdigen Figuren ein echter Spannungsbogen fehlt.
5
von 10