Null Motivation
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Null Motivation – Willkommen in der Armee

(„Zero Motivation“ directed by Talya Lavie, 2014)

„Null Motivation – Willkommen in der Armee“ läuft im Rahmen der FEMMES TOTALES Filmtour seit 24. November im Kino

Kaffee kochen, Papiere schreddern und ansonsten versuchen, die Rekorde von Computerspielen zu brechen – man kann nicht unbedingt sagen, dass der Alltag für die israelischen Soldatinnen in einer abgelegenen Militärbasis sonderlich aufregend ist. Während Daffi (Nelly Tagar) schon seit Langem davon träumt, nach Tel Aviv versetzt zu werden und unentwegt Briefe an die Oberen schreibt, hat sich Zoher (Dana Ivgy) ganz gut mit der Situation abgefunden. Ihr Problem ist vielmehr persönlicher Natur: Noch immer ist sie Jungfrau. Und dann wäre da natürlich noch deren Chefin Rama (Shani Klein), die ursprünglich deutlich größere Ambitionen für ihre Militärlaufbahn pflegte, diese aber regelmäßig an der Unfähigkeit und Faulheit der Soldatinnen scheitert.

Wenn Filme Soldaten zu ihren Protagonisten machen, dann oft, um sie in spannenden Kämpfen zu zeigen oder auch etwas über den Schrecken des Krieges zu erzählen. Null Motivation ist da anders, und das nicht nur, weil die Hauptfiguren ausnahmslos weiblich sind. Vielmehr führt uns die israelische Produktion den Schrecken des Alltags vor Augen. Das, was hinter den Kulissen passiert, zu erbärmlich oder auch zu banal ist, um normalerweise den Weg auf die Leinwand zu finden. Dass statt tödlicher Kämpfe eine tödliche Langeweile das Leben bestimmt.

Meistens wählt Regisseurin und Drehbuchautorin Talya Lavie, welche hier ihr Spielfilmdebüt gibt, den Weg des Humors, um uns das Schicksal ihrer nicht-ganz-Heldinnen näherzubringen. Innerhalb dieses Rahmens nutzt die israelische Filmemacherin dafür das gesamte Spektrum, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Teilweise wird es in Null Motivation unglaublich absurd, manchmal gar surreal, an anderen Stellen begnügt sich Lavie mit harmlos-albernen Späßen – wenn sich die Soldatinnen gegenseitig Streiche spielen oder mit kleineren Gemeinheiten um sich werfen, dann könnte man meinen, in einer High-School-Comedy gelandet zu sein. Krieg? Eine unbarmherzige Wüste? Das mag es geben, aber irgendwo da draußen ganz weit weg. Hier drinnen ist es wichtiger, an Spielrekorden zu arbeiten, den wertvollen Tacker zu beschützen und vielleicht die Aufmerksamkeit eines hübschen Soldaten zu erringen.

Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Lavie, die hier eigene Erfahrungen im israelischen Militär verarbeitet, zwischendurch nicht auch mal etwas zu sagen hätte. Die patriarchischen, überaus sexistischen Strukturen innerhalb der Armee sind so verfestigt, dass sie keiner je in Frage stellt. Härter noch sind aber die persönlichen Momente, gerade bei den zwei heftigen Szenen, in denen es eigentlich um ein romantisches Näherkommen von Mann und Frau gehen sollte, die jedoch beide tragisch enden. Tragisch ist aber auch die Figur von Rama, die irgendwie von niemandem ernstgenommen wird – nicht von den Männern, nicht von den Frauen.

Und so ist Null Motivation dann auch ein Film, der irgendwie die ganze Bandbreite abdecken will, von satirisch über nachdenklich bis zu traurig. Das gelingt der Tragikomödie auch relativ gut, wenngleich durch die starken Stimmungsschwankungen und den episodischen Aufbau ein wenig der Fokus fehlt, nicht klar wird, worauf der Film eigentlich hinaus wollte. Dafür stimmt der Unterhaltungsfaktor: Für die nicht immer sympathischen, manchmal sogar sehr anstrengenden Soldatinnen mag der Alltag ein Alptraum sein, aus der Außenperspektive hat er aber viele vergnügliche Szenen zu bieten.



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Einsatz an der Front? Gefährliche Gefechte? Die gibt es in „Null Motivation“ nicht, vielmehr kämpfen die israelischen Soldatinnen vor allem durch ihr loses Mundwerk; der tragikomische Alltag zwischen Computerspielen, Kaffeekochen, Bevormundung und Zickenkrieg mag nicht immer ein Ziel haben, ist dafür aber sehr unterhaltsam.
7
von 10