Das Ende aller Tage Future War 198x

Das Ende aller Tage – Future War 198X

(„Future War 198X Nen“ directed by Toshio Masuda, Tomoharu Katsumata, 1982)

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„Das Ende aller Tage – Future War 198X“ ist seit 3. November auf DVD erhältlich

Während des Kalten Krieges wächst auf beiden Seiten die Furcht vor einem nuklearen Erstschlag. Um diesen zuvorzukommen, entwickeln US-Forscher daher einen Lasersatelliten, der die USA vor Atomraketenangriffen schützen soll. Das wiederum ruft die Russen auf den Plan, die nun ihrerseits ein Mittel gegen westliche Atombomben suchen – und sei es mit fremder Hilfe. Als bekannt wird, dass der Hauptentwickler des Satelliten entführt wurde, zögern die Amerikaner nicht lange und lassen das U-Boot versenken – mit dem Wissenschaftler an Bord. Immer weiter schaukeln sich die beiden Großmächte gegenseitig hoch, bis es tatsächlich zur Katastrophe kommt: Der Dritte Weltkrieg hat begonnen.

Kriege sind in Animes ein doch ganz gern mal verwendetes Szenario, um Geschichten zu erzählen. Meistens handelt es sich dabei aber um weniger realistische Versionen: Mal wird in Fantasiewelten gekämpft oder in den Weiten des Weltalls. Und wenn dann doch mal halbwegs irdische Gerätschaften zum Einsatz kommen, dann wird in Girls und Panzer ein Kleinmädchenspiel draus. Dass es auch ganz anders geht, zeigen andere Beispiele: In dem Episodenfilm The Cockpit berichtete Leiji Matsumoto von den harten Schicksalen mehrerer Soldaten, in Das Ende aller Tage – Future War 198X dürfen gleich mehrere Millionen Menschen daran glauben.

Was den bereits 1982 produzierten Anime auszeichnet, ist dass er trotz der unvorstellbar hohen Schäden und Opferzahlen nah an dem ist, was seinerzeit wirklich befürchtet wurde. Sich Das Ende aller Tage anzusehen, das bedeutet wieder die Paranoia während des Kalten Krieges durchleben zu müssen. Eine Zeit, in der die Furcht vor einem Atomkrieg zum Alltag geworden war, etwas überspitzt jeder Tag theoretisch der letzte hätte sein können. Dafür brauchte es nur den falschen Mann zur falschen Zeit am falschen Ort zu haben, eine Provokation zu viel geäußert zu haben.

Erschreckend dabei ist, wie sich das eine wirklich aus dem anderen ergibt. Sicher, die eine oder andere Übersprunghandlung würde man so im wahren Leben nicht erwarten oder zumindest erhoffen. Ebenso die geheimen Intrigen, welche selbst innerhalb der eigenen Reihen das Unglück vorantreiben. Doch trotz der unmenschlichen Folgen gelingt es dem Sci-Fi-erprobten Regieduo Toshio Masuda (Space Battleship Yamato) und Tomoharu Katsumata (Captain Future, Arcadia of My Youth) immer wieder, die menschliche Komponente zu zeigen, ihre Wünsche, Hoffnungen, Ängste.

Zeitweise wird Das Ende aller Tage dadurch etwas unübersichtlich. Gerade weil der Anime darum bemüht ist, nicht zu sehr Partei für eine der Konfliktseiten zu ergreifen und entsprechend zwischen Ländern und Protagonisten hin und her springt, ist man durch die vielen Szenenwechsel und die Vielzahl an Gesichtern gern etwas verwirrt. Letztere sind übrigens recht realistisch gehalten, so wie das Traditionsstudio Toei Animation (Galaxy Express 999, Goldorak – Kampf der Welten) allgemein sehr bodenständig an die Arbeit ging, auch nicht vor Verstümmelungen zurückschreckt. Ein visuelles Meisterwerk ist der Kriegsfilm zwar nicht, aber insgesamt doch ansprechend – zumindest in dem thematischen Rahmen –, einige Punkte wie das Schneetreiben und Spiegelungen in Autofenstern sorgen zudem für vereinzelte Höhepunkte.

Die leicht schwülstige Musik muss man ignorieren lernen, auch das Ende beschert dem Film unnötige Minuspunkte, wenn es dann doch etwas zu fantastisch und melodramatisch wird. In der Summe ist das kürzlich erstmals auf DVD veröffentlichte Das Ende aller Tage jedoch ein auch über 30 Jahre später empfehlenswerter Anime, der einem das Worst-Case-Szenario erschreckend nahe bringt.



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Was passiert, wenn eine Seite im Konflikt die Nerven passiert? Das erzählt „Das Ende aller Tage“ zwar anhand des historischen Kalten Krieges, ist aber doch realistisch genug gehalten, um auch heute noch zu erschrecken. Trotz kleiner Schönheitsflecken ist der Anime daher für Freunde etwas ernsterer Zeichentrickkunst zu empfehlen.
7
von 10