Galaxy Express 999 Eternal Fantasy

Galaxy Express 999: Eternal Fantasy

(„Ginga Tetsudo 999: Eternal Fantasy“ directed by Konosuke Uda, 1998)

galaxy-express-999-eternal-fantasyDie Menschheit kommt einfach nicht zur Ruhe: Auch wenn sie erbitterten Widerstand geleistet hat, am Ende waren es doch die Roboter, welche die Oberhand behielten. Die gesamte Erde befindet sich nun in der Hand der künstlichen Lebensformen. Und auch Tetsuro, der einst so heldenhaft gegen die Maschinenmenschen gekämpft hat, ist in Gefangenschaft und soll nun sogar hingerichtet werden. Doch im letzten Moment wird er von einem alten Bekannten gerettet: Der Galaxy Express 999 durchbricht die Mauern und nimmt den Jungen mit zu neuen Abenteuern und neuen Planeten, aber auch alten Mitstreitern.

Damit hatten wohl auch die größten Fans nicht mehr gerechnet: 15 Jahre nachdem Manga und Animeserie endeten, 15 Jahre auch nach Adieu Galaxy Express 999 setzte sich das Science-Fiction-Urgestein Leiji Matsumoto doch noch an eine Fortsetzung seines großen Klassikers Galaxy Express 999. Und das gleich mehrfach: Eine neue Mangareihe begann, die zwei Jahre später als Eternal Fantasy auch in Animeform umgesetzt wurde, zudem als Bindeglied zur später erschienenen Serie Galaxy Railways diente. Viel Stoff also für den Anhänger des Veteranen. Und mehr Stoff, als es dem bislang letzten Film der Reihe gut tat.

Zunächst einmal darf man hier schon mit den Augen rollen, dass – zum wiederholten Mal – der Status Quo zu Beginn wiederhergestellt wurde, als ob nichts gewesen wäre. Der Kampf gegen Königin Prometheum war letztendlich genauso wirkungslos wie der Sieg über Faust, am Ende ist doch wieder alles beim alten. Die offenen Fragen von Adieu Galaxy Express 999 werden ohnehin nicht beantwortet, stattdessen kommen lauter neue hinzu. Denn das ist das größte Problem an Eternal Fantasy: Es funktioniert nicht als eigenständiges Werk. Stattdessen besteht der Anime größtenteils aus Flashbacks und Reminiszenzen an die ersten beiden Filme, man darf auch Fanservice dazu sagen. Dass beispielsweise der Titelheld aus Captain Harlock – zum wiederholten Mal – immer dann auftaucht, wenn der Galaxy Express 999 in Schwierigkeiten gerät, das hat schon was von einem Running Gag. Und just in dem Moment, wo dann doch einmal eine eigene Geschichte sich andeutet, ist der Film bereits vorbei, nach 55 Minuten ist plötzlich Schluss.

Für die existenziellen Überlegungen des ersten Films war in der Zeit dann auch kein Platz, die Actionszenen des zweiten finden ebenfalls keine wirkliche Entsprechung. Wenn Eternal Fantasy dafür etwas eigenes entwickelt hätte, der Verzicht auf Liebgewonnenes würde nicht so schwer wiegen. Doch es sind allenfalls die gelegentlichen Slapstick-Elemente, die dem Anime ein eigenes Gesicht geben. Die sind nett, ja, reichen aber nicht aus, um dem enttäuschenden Rest etwas entgegenzusetzen. Gleiches gilt für die neu eingeführten und an und für sich vielversprechenden Figuren, die gar nicht erst die Gelegenheit bekommen, zu echten Charakteren zu werden.

Natürlich ist es schön, die alten Haudegen wieder auf dem Bildschirm zu sehen, zumal das wie einst schon verpflichte Traditionsstudio Toei Animation (Captain Future, Goldorak – Kampf der Welten) bei der Wiederauflage schön die Balance zwischen traditionellen Designs und moderner Technik hält. Nur bringt das wenig, wenn die Helden nicht wirklich etwas zu tun bekommen. Dass die Direct-to-Video-Produktion wie alles andere um den Galaxy Express 999 nie auf Deutsch erschienen ist, lässt sich daher vergleichsweise gut verschmerzen. Wer seine Sammlung komplettieren möchte, kann dies recht günstig mit dem US-Import tun. Aus der Feder Matsumotos gibt es da aber deutlich Spannenderes.



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Visuell kann man „Eternal Fantasy“ kaum einen Vorwurf machen, Fans des Klassikers freuen sich ohnehin, die beliebten Figuren wiederzusehen. Inhaltlich kann der Anime jedoch nicht überzeugen, hält sich zu lange mit Fanservice auf, die neuen Elemente bekommen nicht genug Raum zur Entwicklung, bevor die Geschichte plötzlich abbricht.
5
von 10