Die glorreichen Sieben 2016
© Sony Pictures

Die glorreichen Sieben (2016)

(„The Magnificent Seven“ directed by Antoine Fuqua, 2016)

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„Die glorreichen Sieben“ läuft ab 22. September im Kino

Dass Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) bei seinen Geschäften keinen Spaß versteht und auch für Meutereien nur wenig Verständnis aufbringt, daran lässt er keinen Zweifel. Zur Not lässt er einfach ein paar Unschuldige erschießen, um den Bewohnern von Rose Creek zu zeigen, dass sie ihm zu seinen vorgegebenen Bedingungen ihr Land zu verkaufen haben. Emma Cullen (Haley Bennett), die auf diese Weise ihren Mann verloren hat, will diese Unterdrückung nicht länger hinnehmen und macht sich deshalb mit Teddy Q. (Luke Grimes) auf die Suche nach jemanden, der es mit Boque aufnimmt. Und dabei wird sie fündig, nach und nach schließen sich der Kopfgeldjäger Sam Chisolm (Denzel Washington), Spieler Josh Farraday (Chris Pratt), der Gesetzlose Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo), der Fährtenleser Jack Horne (Vincent D’Onofrio), Scharfschütze Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), der Krieger Red Harvest (Martin Sensmeier) und Auftragskiller Billy Rocks (Byung-Hun Lee) der Sache an.

Und in unserer heutigen Ausgabe von „Wer hat denn nach diesem Remake gefragt?“ präsentieren wie: Die glorreichen Sieben. Weshalb man, bei allem Verständnis für Hollywoods Suche nach bekannten und erfolgsversprechenden Stoffen, sich dafür entschieden hat, den Westernklassiker von 1960 neu auflegen zu wollen, das werden wohl nur die Betroffenen selbst beantworten können. Denn so richtig groß ist das öffentliche Interesse an dem Genre eigentlich nicht, zumindest nicht in dem Maße, dass ein Budget von knapp 140 Millionen Dollar gerechtfertigt wäre, die der Film gekostet haben soll. Mehr noch als die Frage nach der Rentabilität interessiert einen als Zuschauer aber die nach dem Unterhaltungsfaktor. Und die ist glücklicherweise deutlich einfacher und positiver zu beantworten.

An der Geschichte selbst wurde nur relativ wenig geändert, der Kampf einer kleinen Schar wackerer Männer gegen einen übermächtigen und besonders gemeinen Feind wird daher jeder schon kennen – selbst die, die weder die Vorlage noch das japanische Original Die sieben Samurai gesehen haben. An Überraschungen war man bei Die glorreichen Sieben nicht interessiert, ebenso wenig an Versuchen, durch ständige Zitate, Anspielungen oder übertriebene Selbstironie dem Zeitgeist näherzukommen. Stattdessen verließen sich die Filmemacher hier auf die titelgebenden (Anti-)Helden. Und natürlich die Stars, welche in deren Rollen schlüpfen durften.

Vor allem Denzel Washington und Chris Pratt sind es, die hier immer wieder in den Vordergrund geschubst werden, wohl auch weil sie derart unterschiedliche Typen repräsentieren, dass sie sich gegenseitig gut ergänzen. Washington ist der aufrechte No-Nonsens-Gesetzeshüter, eine Respektsperson, die jeden Spaß schon im Keim erstickt. Und Pratt darf mal wieder den kumpelhaften Halunken geben, den er schon in Guardians of the Galaxy und Jurassic World gezeigt hat. Ein Mensch, der alles andere als seriös ist, mit dem man aber ohne zu zögern ein Bier trinken gehen würde. Er hat dann auch die meisten Lacher auf seiner Seite, zumindest in den ersten zwei Dritteln des Films ist er maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass die an und für sich düstere Geschichte geradezu heiter daherkommt. Auch die anderen fünf haben ihre Momente, müssen sich jedoch eindeutig hinter den beiden Alphatieren einordnen. Verständlich ja, aber auch recht schade, denn mit einem Asiaten, einem Indianer, einem Mexikaner, einem durchgeknallten alten Mann und einem lebensmüden Kriegsveteranen ist das Septett so bunt und spannend besetzt, wie man es in diesem Bereich nur selten zu sehen bekommt.

Immerhin während der Kampfszenen, vor allem dem knapp halbstündigen großen Showdown dürfen auch die Herren aus der zweiten Reihe ihren Platz an der Front bekommen. Es hat dann fast schon was von einem Superheldenfilm à la Avengers oder Batman V Superman: Dawn of Justice, wie sie hier mit ihren jeweiligen Spezialfähigkeiten Jagd auf die bösen Buben machen. Ganz verabschieden will man sich an der Stelle zwar nicht von markigen Onelinern und kuriosen Auftritten, doch der Ton wird deutlich härter, das Tempo höher. Ein bisschen weniger ausufernd hätte das vielleicht schon sein dürfen, gerade der Beginn, wenn im Sekundentakt völlig unbekannte Figuren dran glauben müssen. Dafür passiert hier so viel, wird so oft von Ort zu Ort gesprungen, dass heutige Actionfans sich nicht langweilen werden, zumal es hier fast wohltuend physisch zugeht. Und wenn später dann auch ein paar Protagonisten ihr Leben lassen müssen, stimmt der Popcorn-Blockbuster vielleicht sogar die versöhnlich, denen die düstere Stimmung früherer Western fehlt, als Filme noch nach Dreck und Blut schmecken durften. Das tut Die glorreichen Sieben insgesamt nur selten, ist insgesamt aber doch eine überraschend unterhaltsame Mischung traditioneller wie moderner Elemente.



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Auch wenn es „Die glorreichen Sieben“ vielleicht nicht unbedingt gebraucht hätte und die Geschichte keinerlei Experimente anstellt, so ist das Western-Remake insgesamt doch recht unterhaltsam, gerade auch wegen der bunt zusammengestellten Anti-Helden-Truppe.
7
von 10