Hoehenkoller
© 20th Century Fox

Höhenkoller

(„High Anxiety“ directed by Mel Brooks, 1977)

HoehenkollerAls der Leiter des „Instituts für sehr sehr Nervöse“ recht plötzlich an einem Herzinfarkt steht, ist für den renommierten Psychiater Dr. Richard H. Thorndyke (Mel Brooks) die große Stunde gekommen. Zwar leidet dieser selbst an diversen geistigen Leiden – darunter eine riesige Höhenangst –, dennoch soll er nun die Anstalt übernehmen. Erschwert wird dieser Neuanfang durch Dr. Charles Montague (Harvey Korman) und Oberschwester Diesel (Cloris Leachman), die sich ein klein wenig seltsam verhalten und wohl auch nicht allzu begeistert sind über den Neuankömmling. Und auch sonst geht in der Psychiatrie einiges nicht mit rechten Dingen zu. Warum haben manche der Patienten so unerwartete Rückfälle? Und was hat es mit den mysteriösen Lichtsignalen auf sich, die Thorndyke erhält?

Eines musste man Mel Brooks ja lassen, es gab so ziemlich nichts, was für ihn nicht als Material für Parodien dienen konnte. Ob es nun Western (Blazing Saddles), Horrorfilme (Frankenstein Junior) oder Stummfilm-Komödien (Silent Movie) waren, für den notorischen Blödel-Regisseur war eigentlich alles zum Lachen. Und so dürfte sich keiner ernsthaft gewundert haben, als er sich 1977 mit einem der ganz großen humoristisch auseinandersetze: Alfred Hitchock, der Meister der Spannung.

Im Grunde war Höhenkoller dann auch ungefähr das, was ein derartiges Gipfeltreffen erwarten ließ. Nur vielleicht nicht ganz so gut. Dabei zeigte Brooks wie bei den vorangegangenen Filmen großes Talent darin, die zu verulkenden Vorlagen zu nehmen und erstaunlich stimmungsvoll wiederzugeben. Ob es das Hotel ist, die finstere Anstalt oder auch schon einmal ein Leuchtturm, das hätte durchaus alles direkt aus einem Hitchcock-Film genommen werden können, zusammen mit der gewohnt passenden Musik könnte man die Komödie auf den ersten Blick dann auch für ein tatsächlich Werk des berühmten Regiekollegen halten. Gewissermaßen ist es das auch, diverse Handlungselemente sind recht offensichtliche Anspielungen, für die es nicht einmal Kenner brauchen, um die Parallelen zu entdecken. Wenn nicht gar direkte Kopien. Ob Psycho oder Die Vögel, Die 39 Stufen oder Vertigo, sie alle standen hier irgendwann einmal Pate.

Doch das ist gleichzeitig auch ein wenig das Problem von Höhenkoller: Der Film hält sich zu sehr an die Originale. Wo Frankenstein Junior bekannte Szenen nahm, um daraus etwa völlig Neues zu machen, begnügt sich Brooks hier mit Imitationen, die er mit der für ihn typischen Albernheit verzerrt wiedergibt. Das kann durchaus mal lustig sein, besser funktionieren aber oft die Gags, die eigentlich gar nichts mit Hitchcock zu tun haben. Oder auch mit der Handlung.

Wunderbar ist beispielsweise eine Flughafenszene, die sich Brooks mit Madeline Kahn teilt. Die hatte zuvor in zwei anderen seiner Parodien mitgemacht und zeigt sich deshalb mit dem Altmeister als eingespieltes Team. Auch sonst vertraute der Filmemacher größtenteils auf bewährte Kollegen, die bereits mit ihm vor der Kamera gestanden hatten. Und sie alle erledigen ihre Aufgabe mit Bravour: Die skurrilen Figuren gehören neben der tollen Ausstattung zu den großen Stärken der Komödie, die trotz der manchmal etwas zu bemühten Verweise unterhaltsam ist und sich nicht wirklich hinter den anderen Werken des Komikers verstecken muss.



(Anzeige)

Und nun auch Hitchcock: In „Höhenkoller“ nahm sich Mel Brooks des Suspense-Meisters an, zog viele seiner Filme durch den Kakao. Das ist aufgrund von Besetzung, Figuren und einer liebevollen Ausstattung unterhaltsam, auch wenn die parodistischen Elemente diesmal die weniger gelungenen sind.
7
von 10