Ali Baba und die 40 Raeuber

Ali Baba und die 40 Räuber

(„Ari Baba to Yonjuppiki no Tōzoku“ directed by Hiroshi Shidara, 1971)

Ali Baba und die 40 Raeuber33Generationen sind vergangen seit Ali Baba und seine Frau den Räubern den wertvollen Schatz abgeluchst haben. Von dem Gold und den Juwelen ist inzwischen jedoch kaum mehr etwas übrig, nur eine alte verstaubte Öllampe liegt noch in der geheimen Schatzkammer herum. Zur großen Überraschung von Ali Baba dem 33. beherbergt diese einen Dschinn, der ausgesprochen mächtig ist, dummerweise jedoch an einer Katzenphobie leidet. Um den Geist dennoch einsetzen zu können und das Volk nach Herzenslust um Gold und Essen erleichtern zu können, beschließt der verarmte Despot, sämtliche Katzen des Landes zu beseitigen. Der kleine Goro ist darüber nicht allzu glücklich, umso mehr, da er ein Nachkomme eben jenes Räubers ist, den Ali Baba seinerzeit bestohlen hat.

Man könnte Ali Baba und die 40 Räuber als eine Art Schwesterprodukt von Die Schatzinsel bezeichnen. Beide nehmen eine alte, bekannte Geschichte, wandeln sie stark ab und bevölkern sie mit anthropomorphen Tieren. Beide ersetzen den Abenteuerschwerpunkt der Vorlage mit einer großen Dosis Slapstick. Beide wurden von dem Traditionsstudio Toei Animation anlässlich des eigenen 20. Geburtstages produziert. An beiden war Studio-Ghibli-Begründer Hayao Miyazaki (Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland) beteiligt, führte zwar keine Regie, beeinflusste aber Optik und Inhalt. Während Die Schatzinsel aber auch 45 Jahre später noch adäquate Unterhaltung für zwischendurch bietet, ist Ali Baba und die 40 Räuber an vielen Stellen eine Zumutung.

Dabei ist die Idee hinter dem Film durchaus reizvoll: An Stelle der ursprünglichen Geschichte wird eine Fortsetzung in der fernen Zukunft erzählt, in der ausgerechnet die Ahnen der beiden Hauptfiguren aus Ali Baba und die 40 Räuber gegeneinander antreten. Nur dass dieses Mal die Vorzeichen umgekehrt sind: Ali Baba ist der Schurke, der Räuber der Held. Und auch die Idee eines katzenfürchtenden Lampengeists ist recht witzig. Das Ergebnis ist es jedoch weniger, ein Großteil des Films besteht darin, dass Pro- wie Antagonisten hektisch durch die Gegend rennen und alles Mögliche dabei zu Bruch geht. Das erinnert mehr an amerikanische Cartoons als an einen Anime, selbst für einen mit 55 Minuten nicht unbedingt langen Film ist das einfach nicht genug Stoff, sodass recht bald schon Langeweile droht.

Für ein bisschen Abwechslung sorgen die gelegentlichen Lieder, die aber nur bedingt Ohrwurmqualitäten haben. Immerhin wird es währenddessen manchmal schön absurd-psychedelisch, Ali Baba und die 40 Räuber erinnert da an einen kunterbunten Drogentraum. Bemerkenswert ist auch die Nacherzählung der Originalgeschichte, welche sich mit ihrem grausamen Ende – die Räuber werden durch kochendes Öl getötet – nicht nur inhaltlich deutlich von dem Rest des Films unterscheidet, sondern auch durch eine stimmungsvolle Schatten-Silhouetten-Optik à la Die Abenteuer des Prinzen Achmed und Tales of the Night überzeugt.

Der Rest der Adaption ist da schon weniger hübsch, eigentlich sogar ausgesprochen hässlich. Die Figuren sind unansehnlich gestaltet, Animationen werden dreist recycelt, auch die detailarme Stadt kann den Vergleich mit der in Die Schatzinsel nicht standhalten. Dass ausgerechnet Miyazaki, der nach dem Film Toei den Rücken kehrte, um an Lupin III zu arbeiten, hier beteiligt gewesen sein soll, man mag es sich kaum vorstellen. Sammler mit Vollständigkeitsanspruch können sich aufgrund der historischen Bedeutung den Film holen, wer jedoch einfach nur einen unterhaltsamen Zeichentrickausflug in den alten Orient sucht, der ist bei Sindbad oder Aladin und die Wunderlampe besser aufgehoben.



(Anzeige)

„Ali Baba und die 40 Räuber“ ist eine Fortsetzung der bekannten Geschichte, die zwar einige witzige Ideen hat, deren Slapstickdauerfeuer aber schnell langweilig wird und die zu allem Überfluss auch noch hässlich aussieht.
4
von 10