Mia Madre
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Mia Madre

(„Mia Madre“ directed by Nanni Moretti, 2015)

Mia Madre
„Mia Madre“ läuft ab 19. November im Kino

Ihre Ehe ist gescheitert, auch die aktuelle Beziehung ist am Ende: Die Regisseurin Margherita (Margherita Buy) schwimmt nicht unbedingt im Liebesglück. Aber zum Jammern hat sie keine Zeit, da gibt es zwei viel gravierendere Baustellen. Da wäre zum einen ihre Mutter (Giulia Lazzarini), welche im Krankenhaus liegt und mit der es gesundheitlich stetig bergab geht – auch wenn Margherita davon nicht wirklich etwas wissen will. Zum anderen muss sie sich mit dem berühmten amerikanischen Schauspieler Barry Huggins (John Turturro) herumärgern, der bei dem Dreh ihres neuen Films einfach nicht so will wie sie.

Wenn Filmemacher Filme übers Filmemachen drehen, dann meistens aus einem von zwei Gründen. 1 Sie wollen sich darüber lustig machen, das Filmgeschäft und sonderbare Eitelkeiten kritisieren, die Abgründe aufzeigen. 2. Sie wollen in Erinnerungen schwelgen, mit viel Sinn für Nostalgie einer verlorenen Zeit hinterhersehnen. Mia Madre hat von beidem etwas und ist doch keins wirklich davon. Wenn die Welt der Filme aufs Korn genommen werden soll, dann vor allem durch die Figur des schwierigen Schauspielers Barry Huggins, der mit seiner Mischung aus Exzentrik und Selbstüberschätzung für die humorvollen Momente sorgt, teilweise auch deutlich ins Klamaukige abdriftet.

Das steht in einem recht starken Kontrast zu den ansonsten leisen Tönen der französisch-italienischen Tragikomödie. Immer wieder denkt Margherita über ihre Arbeit nach, darüber eine Filmemacherin zu sein. Und doch ist das fast beiläufig, viel wichtiger sind die persönlichen Verflechtungen der einzelnen Figuren. Viel davon ist von dem Gefühl des Verlustes begleitet: Margherita ist dabei, ihre Mutter zu verlieren, ihre eigene Tochter kapselt sich ab, die Beziehungen sind zu Ende. Immer wieder wird dieses Motiv des Verlustes auch an anderen Stellen eingeflochten. Nicht zufällig handelt der Film von Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, Margheritas Mutter war früher eine Lateinlehrerin – eine Sprache, die aus der realen Welt schon vor langer Zeit verschwunden ist.

Auch wenn man immer wieder schmunzeln darf, ist Mia Madre deshalb dann doch eher von Melancholie geprägt als von Humor. Regisseur und Ko-Autor Nanni Moretti lässt seine Protagonisten darüber nachdenken, worauf es im Leben ankommt. Was das überhaupt ist, so ein Leben. Ganz zielgerichtet ist das nicht: Gerade weil hier munter zwischen Film und Privatleben gewechselt wird, zwischen ernst und albern, ist nicht immer ganz klar, in welche Richtung Moretti hier eigentlich will. Ob er überhaupt in eine Richtung will. Und doch ist das nicht weiter schlimm, denn der autobiografisch gefärbte Film überzeugt eben auf einer menschlichen Ebene. Durch seine Dialoge, die präzisen Darstellungen seines Ensembles. Trotz der diversen Parallelen und Querverweise ist Mia Madre dann auch kein verkopftes Werk, sondern eines, unter dessen intellektueller Fassade Gefühle das Sagen haben. Auch wenn ihnen hier die Leute nicht immer zuhören mögen.



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Ob bei der Arbeit oder privat, im Leben einer Regisseurin geht hier alles drunter und drüber. Das kann manchmal komisch sein, ist aber vor allem von Melancholie geprägt, dem Gefühl des Verlustes. Manchmal ist der Wechsel etwas ziellos, dafür überzeugt „Mia Madre“ aber auf der persönlichen Ebene der Figuren.
7
von 10