Crimson Peak
© Universal Pictures

Crimson Peak

(„Crimson Peak“ directed by Guillermo del Toro, 2015)

Crimson Peak
„Crimson Peak“ läuft ab 15. Oktober im Kino

Eine junge Frau aus gutem Haus, die Schriftstellerin werden will? Das geht nun wirklich nicht! Der eigenwilligen Edith Cushing (Mia Wasikowska) war es aber schon immer gleich, was andere von ihr halten. Und so verliebt sie sich auch gegen den ausdrücklichen Willen ihres Vaters in den geheimnisvollen Baronett Sir Thomas Sharpe (Tom Hiddleston), heiratet ihn später sogar, um mit ihm und seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) in das heruntergekommene Anwesen „Crimson Peak“ zu ziehen. Zunächst ist Edith ganz verzaubert von den weiträumigen Gemächern und der märchenhaften Einrichtung aus einer anderen Zeit. Dann jedoch häufen sich die Anzeichen, dass da ein dunkles Geheimnis in den Mauern lauert.

Nachdem sich Guillermo del Toro zuletzt in Pacific Rim vor den japanischen Monsterfilmen verneigte, kehrt er nun zu seinem geliebten Horrorgenre zurück. Während Blade II oder Hellboy aber in erster Linie Actionspektakel waren und sein Meisterwerk Pans Labyrinth in einer Märchenwelt zu Hause war, standen hier eher klassische Gothic Novels Pate. Schon das Jahr der Erzählung – Crimson Peak spielt um die Wende zum 20. Jahrhundert – verrät, dass hier bewusst keinen modernen Horrortrends hinterhergelaufen werden soll, man sich vielmehr an den Geistergeschichten von einst orientiert.

Das hat den schönen Nebeneffekt, dass del Toro hier ganz beiläufig noch einen Kostümfilm drehen konnte. Und wer den Trailer gesehen hat, weiß dass hier nicht geknausert wurde, vor allem die Damen laufen in detailverliebten, ausschweifenden Kleidern herum, die Frisuren sind so kunstvoll angerichtet, dass man gar nicht wissen will, wie lange beim Dreh die tägliche Vorbereitungszeit war.

Ohnehin ist die opulente Optik der größte Pluspunkt des Films: Wie del Toro hier mit Farben spielt, starke Kontraste zwischen Schwarz, Weiß und Rot aufbaut, das muss ihm erst einmal jemand nachmachen. Vor allem aber das Anwesen raubt einem beim Betreten den Atem, wenn Blätter durch das löchrige Dach herunterschweben und die einst so prachtvolle Eingangshalle mit einem Teppich belegen. Und auch danach ist Crimson Peak am stärksten, sobald wir mit Edith durch die Gänge schleichen, nach und nach ihr Zuhause erkunden, das bezaubernd, luxuriös, unwirklich und bedrohlich zugleich ist.

Doch so sehr man den Film auch lieben möchte für seine beeindruckenden Bilder und natürlich auch die hochkarätige Besetzung, hinter dieser schönen Fassade wartet nicht unbedingt das Grauen, sondern eher die latente Langeweile. Das liegt zum einen an den Geistern, denen Edith immer häufiger begegnet und die schon sehr nach Computerprodukt aussehen. Zu dem verfallenen Gebäude passt das so gar nicht, man bekommt nie wirklich den Eindruck, dass hier ein aus Zeit und Tod verschwundenes Wesen haust.

Besonders bedauerlich ist aber, dass sich del Toro und sein Ko-Autor Matthew Robbins (Das Wunder in der 8. Straße) so sehr an alten Vorlagen orientiert haben, dass offensichtlich kein Platz mehr für etwas Eigenes blieb. Wer auch nur etwas Erfahrung im Horrorgenre hat, wird schnell wissen, was hier gespielt wird. Aber auch Neulingen wird das dunkle Geheimnis viel zu früh verraten, was wohl im Drehbuch als Twist gedacht war, ist zu dem Zeitpunkt der Aufklärung längst keines mehr. Und auch wenn es darum geht, die Zuschauer das Fürchten zu lehren, zeigen sich die beiden erschreckend einfallslos, begnügen sich mit der Variation einiger weniger Situationen, die für sich genommen schon kaum originell waren – da waren Low-Budget-Produktionen wie Der Babadook oder It Follows deutlich weiter. Ansehen kann man sich Crimson Peak schon, gerade seiner ansprechenden Hülle wegen. Angesichts der großen Namen, die damit verbunden sind, ist der Film jedoch eine ziemliche Enttäuschung.



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Ein versierter Horrorregisseur, eine hochkarätige Besetzung und opulente Bilder – die Erwartungen an „Crimson Peak“ waren hoch. Wirklich erfüllt werden sie jedoch nicht, trotz der schönen Verpackung bleibt die erschreckend einfallslose Hommage an alte Gothic Novels ohne echte Spannung.
6
von 10