Genius Party Beyond

Genius Party Beyond

(„Genius Party Beyond“ directed by various, 2008)

Genius Party BeyondSie gehören zu den beliebtesten Extras, die man bei frisch erworbenen Filmen finden kann: Outtakes und nicht verwendete Szenen. Manchmal sind sie spannend oder auch informativ, dann wieder einfach nur unterhaltsam. Aber würde man eine DVD nur ihretwegen kaufen? Bei Genius Party Beyond ist das quasi der Fall, denn die Anthologie enthält fünf Kurzfilme, die es nicht in die Originalsammlung Genius Party geschafft haben. Da steht schnell der Vorwurf der Geldmacherei im Raum, die Vermutung, mit Resteverwertung die Kunden schröpfen zu wollen. Ganz so schlimm ist es aber nicht, denn wer die ersten sieben Miniwerke gesehen hat, weiß bereits, dass es bei dem Projekt vor allem um die Verwirklichung ungewöhnlicher Ideen ging. Und das gilt dann auch für den zweiten Teil.

Dabei fängt Genius Party Beyond recht konservativ an. Mahiro Maeda – der unter anderem bei den Serien Final Fantasy: Unlimited und Gankutsuou: The Count of Monte Cristo Regie geführt hatte – erzählt in Gala die Geschichte eines Volkes, das mit Hilfe von Musik einen überdimensionalen Felsbrocken zu besänftigen versucht. Das ist nett, hübsch bebildert, aber insgesamt nur wenig bemerkenswert. Vor allem die Musik ist angesichts der Handlung ein bisschen sehr unauffällig.

Zumindest optisch sticht Beitrag Nummer zwei da schon deutlich mehr hervor. In Moondrive von Kazuto Nakazawa (Parasite Dolls) folgen wir einer Bande von Taugenichtsen bei ihrem Versuch, einen Schatz zu heben. Witzig ist dabei vor allem der Einfall, quasi jede Einstellung aus der Totalen zu zeigen und den Blickwinkel dann bis zur nächsten Szene so beizubehalten. Die stilisierten Figuren agieren somit, als wären sie auf einer Bühne. Im Gegensatz dazu ist der Inhalt wieder ziemlich gewöhnlich. Einige Szenen sind komisch, ansonsten erwartet den Zuschauer vor allem typisch japanischer Humor von der Stange.Genius Party Beyond Szene 1

Viel zu erzählen hat auch Wanwa’ the Doggy von Shinya Ohira nicht. Ähnlich zu Happy Machine aus Genius Party steht ein kleines Kind im Mittelpunkt, dessen Ausflug immer surrealer wird. Die Bilder sind im Wachsstiftstil gemalt, was natürlich wunderbar zu der Erzählperspektive eines Kindes passt. Auch wenn der Kurzfilm insgesamt zu lang ist und sich mit dem obigen Kollegen nicht messen kann, im Vergleich zu den beiden Vorgängern ist der farbenfrohe Trip schon spürbar interessanter.

Doch die beiden Höhepunkte hebt sich Genius Party Beyond zu Schluss auf. Blasse Farben, eine heruntergekommene Einrichtung, dazu auch etwas Gewalt – Toujin Kit von Tatsuyuki Tanaka ist der düsterste der fünf Filme. Viel erklärt wird zwar nicht, die bizarre Geschichte um eine Würmerzucht, laufende Stofftiere und Agenten ohne Köpfe fesselt jedoch vom Anfang bis zum Schluss, ist also für die Fans erwachsener, realistisch gezeichneter Science-Fiction-Anime à la Akira oder Ghost in the Shell definitiv einen Blick wert.

Und dann wäre da noch Dimension Bomb. Gibt es bei Wanwa’ the Doggy und Toujin Kit zumindest noch im Ansatz nachvollziehbare Elemente, verzichtet Koji Morimoto (Memories, Animatrix) völlig darauf. Bis zum Schluss ist völlig offen, was hier überhaupt passiert. Der größtenteils wortlose Bilderrausch ist daher für jeden eine Zumutung, der verlässliche Bestandteile wie Handlung oder Charaktere braucht. Wer bei Genius Party aber auch schon vor allem dann Spaß hatte, wenn Realität und Ratio so komplett hinter sich gelassen wurden, findet hier einen faszinierenden Nachschlag, der es auch auf die erste Volume verdient hätte.Genius Party Beyond Szene 2

Insgesamt sollten ohnehin vor allem die mit Genius Party Beyond liebäugeln, die nach der Originalanthologie auf den Geschmack gekommen sind und wissen wollen, welche Sonderbarkeiten sonst noch in Zusammenarbeit mit der Animationsschmiede Studio 4°C (Tekkonkinkreet, Mind Game) entstanden sind. Im direkten Vergleich fällt die zweite Sammlung zwar sicher ab, gerade auch wegen der eher langweiligen ersten Hälfte. Einsteiger sollten also im Zweifelsfall lieber zu Genius Party greifen. Wer sich aber für die optischen Möglichkeiten bei Kurzfilmen interessiert, findet hier viel Material für nur wenig Geld.



(Anzeige)

Verrückte japanische Kurzfilme die zweite – im Vergleich zur ersten Anthologie ist Genius Party Beyond zwar schwächer, alleine für die letzten beiden Beiträge lohnt es sich aber dennoch, auch hier einmal reinzuschauen.
6
von 10