00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse

00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse

(„00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ directed by Helge Schneider, 2013)

00 Schneider – Im Wendekreis der EidechseLange haben die Anhänger des gepflegten Nonsens auf die Rückkehr ihres Idols warten müssen. In Nebenrollen war Helge Schneider zwar immer mal wieder zu sehen, zuletzt im grausamen Ohne Gnade. Doch was seine eigenen Filme angeht, da mussten – oder durften? – die Zuschauer fast ein Jahrzehnt ohne ihn auskommen, seit Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm hatte Schneider nicht mehr auf dem Regiestuhl gesessen. Und das war 2004 gewesen.

Nun sind längere Pausen immer mit einem gewissen Risiko verbunden, schließlich läuft man Gefahr, in der Zwischenzeit vom Publikum vergessen worden zu sein. Das mag im Fall der „singenden Herrentorte“ ein bisschen schwieriger sein, dafür ist sein Schaffen dann doch zu speziell. Aber um ganz sicherzugehen, kramte Schneider für sein Comeback eine Figur aus der Mottenkiste, die zu seinen bekanntesten überhaupt zählen: der schnodderige Kommissar Roy Schneider. Der hatte schon 1993 einen Auftritt in Schneiders erstem Langfilm gehabt (Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem) und war ein Jahr drauf sogar als Hauptfigur zu sehen (00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter).

00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse Szene 1

Viel geändert hat sich in den fast zwanzig Jahren seit seinem großen Einsatz nicht. Schneider mag älter geworden sein, trägt aber noch immer einen Trenchcoat, der damals schon nicht mehr zeitgemäß aussah, seine bevorzugte Waffe ist nach wie vor sein brillanter Verstand, mit dem er Jagd auf kuriose Verbrecher macht. Zwei sind es diesmal, die das heimische Mühlheim in Angst und Schrecken versetzt: ein gefährlicher Sexualverbrecher (Rudi Olbrich) und der frisch getürmte deutsch-türkisch-belgische Meisterverbrecher Jean-Claude Pillemann (Rocko Schamoni), auch Eidechse genannt, weil er seine Opfer mit einer ätzenden Flüssigkeit bespuckt. Und auch privat hat der erfahrene Polizist einiges zu tun, der unangekündigte Besuch seiner amerikanischen Tante Tyree (Tyree Glenn Jr.) bringt ein ganz schönes Chaos mit sich.

Das verspricht so einiges an Handlung, doch wer Schneiders frühere Filme kennt, weiß dass es sich dabei mehr um die Parodie einer Geschichte handelt. Viel passieren tut auch hier nicht, der Charme von 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse liegt eher in dem bewussten Verzicht auf alles, was wir gemeinhin von einem guten Film erwarten. Da werden Szenen aneinandergereiht, die weder miteinander noch mit dem Plot etwas zu tun haben. Die Rollen werden größtenteils von Laien übernommen, die nicht einmal so tun, als wären sie Schauspieler. Und auch die Männer in schlecht aufgemachten Frauenverkleidungen dürfen nicht fehlen.00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse Szene 2

Und wie immer werden sich die Geister daran scheiden, ob und warum man sich das anschauen sollte. Am besten fährt auch bei 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse, wer Absurditäten zu schätzen weiß. Wenn Kommissar Schneider bei einer Abkürzung durch die Stadt auf einmal in den Bergen ist oder eines der Opfer regungslos auf dem Boden liegen bleiben soll, damit der Tatort nicht verändert wird – da darf man schon einmal schmunzeln. Laut gelacht wird bei Schneider hingegen traditionell wenig, dafür fehlt es an Pointen im eigentlichen Sinn, oft genug passiert streng genommen auch nichts. Neue Fans wird Helge Schneider also auch 2014 kaum gewinnen. Wer sich aber schon seinerzeit für seinen doch recht speziellen Humor begeistern konnte, darf sich freuen, dass das Multitalent im Alter kein bisschen normal zu werden droht.

00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse ist seit 11. April auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Wer eine Handlung braucht, richtige Charaktere, gute Schauspieler oder zumindest witzige Pointen, der braucht sich an 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse erst gar nicht zu versuchen. Langjährige Fans freuen sich hingegen darüber, dass Helge Schneiders Filme so absurd wie eh und je sind.
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von 10