Cheap Thrills

Cheap Thrills

(„Cheap Thrills“ directed by E.L. Katz, 2013)

Cheap ThrillsPrivat? Oh, da läuft alles prima für Craig (Pat Healy). Er ist glücklich mit der hübschen Audrey (Amanda Fuller) verheiratet, sie haben einen kleinen Sohn, es könnte einfach nicht besser laufen. Getrübt wird das junge Glück aber von den ständigen Geldsorgen. Audrey hat keine Arbeit, der gescheiterte Autor Craig hält sich mühsam mit einem Werkstattjob über Wasser. Als er den auch noch verliert und sie zudem 4500 Dollar Schulden zahlen müssen, ansonsten droht der Rausschmiss aus der Wohnung, ertränkt der Familienvater seinen Kummer in einer Bar.

Dort läuft er nicht nur seinem alten Schulfreund Vince (Ethat Embry) über den Weg, sondern auch Colin (David Koechner) und Violet (Sara Paxton), die gerade ihren Geburtstag dort feiern. Man versteht sich auf Anhieb, trinkt zusammen, feiert ein bisschen und vergisst dabei das liebe Geld. Denn Colin ist reich, sehr reich. Und offensichtlich gelangweilt. Um sich diese zu vertreiben, stachelt das Ehepaar die beiden zu Wettkämpfen auf. Da winken zum Beispiel demjenigen 50 Mäuse, der als erster seinen Tequila getrunken hat. Und wer der Stripperin einen Klaps auf den Hintern gibt, bekommt sogar 200. Einfach, infantil, harmlos. Doch dabei bleibt es nicht, denn mit der Zeit werden die Aufgaben immer riskanter, brutaler, aber eben auch lukrativer.

Cheap Thrills Szene 1

Jahrelang hatte sich E.L. Katz seine Brötchen mit dem Schreiben über Horrorfilme oder Musik verdient, später auch mit dem einen oder anderen Drehbuch. Das Schreiben überließ er hier zwar anderen, dennoch merkt man seinem Regiedebüt an, wie viel Genreerfahrung der Amerikaner mit sich bringt. Er lässt sich viel Zeit damit, seine Charaktere einzuführen, ihre Situation zu erklären, das Prinzip der albernen Wetten zu etablieren, nur um dann heftig die Daumenschrauben anzuziehen. So bleibt bei aller Absurdität, die später gezeigt wird, die Grundidee dahinter immer plausibel und nachvollziehbar. Wortwörtlich ist das nicht zu nehmen, satirisch überzeichnet ist das Ganze schon. Aber hinter dem komischen Äußeren verbirgt sich eine beißende Gesellschaftskritik.

Dass wir alle irgendwo bestechlich sind, unbeliebte Arbeiten übernehmen, wenn der Preis stimmt, ist kein großes Geheimnis. Dafür reicht ein Blick auf das tägliche TV-Angebot, in denen sich Stars, Möchtegernstars, aber auch Normalos erniedrigen, für ein bisschen Geld, ein bisschen Ruhm. Und der große Spaß bei Cheap Thrills besteht darin, eben diesen Preis bei Craig und Vince zu finden. Wie weit werden sie gehen? Wann überwiegt der Ausblick auf eine finanzielle Belohnung die moralischen Skrupel? Dass hier alles komplett aus dem Ruder läuft und wir später schockierende Szenen am laufenden Band zu sehen bekommen, ist nicht wirklich überraschend. Das eigentlich Erschreckende dabei ist aber, wie schnell die Freundschaft über Bord geworfen wird, wie leicht sie sich dazu aufstacheln lassen, sich gegenseitig zu bekämpfen.Cheap Thrills Szene 2

Pat Healy durfte ja schon im Drama Compliance, dass ihm Manipulationen und grausame Spielchen nicht fremd sind. Dieses Mal steht ihm mit Ethan Embry ein ebenbürtiger „Gegner“ gegenüber, dessen Vince ebenso finanziell angeschlagen ist und sich Hals über Kopf in den Strudel aus Gier und Gewalt stürzt. Im Vergleich dazu erfahren wir über das vermögende Ehepaar fast gar nichts. Aber das müssen wir auch nicht, denn sie repräsentieren die andere Seite, Leute, die aufgrund ihres Reichtums außerhalb der Gesellschaft und der Gesetze stehen. Dass uns Katz das Geschehen aus den Augen der Verlierer zeigt, uns zu den Komplizen von Craig und Vince macht, ist das Gemeine von Cheap Thrills: Bei allem Unterhaltungswert stellen wir uns als Zuschauer zwangsweise die Frage, wie wir in einer solchen Situation reagieren würden. Und es ist ganz gut, dass wir die Antwort darauf wohl nie erfahren werden.

Cheap Thrills erscheint am 20. März auf DVD und Blu-ray



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Überzogener, harter Schocker und satirische Gesellschaftskritik in einem: Cheap Thrills stellt nicht nur seinen Protagonisten, sondern auch den Zuschauern die Frage, wie weit sie für Geld gehen würden. Das ist unterhaltsam, zynisch und gleichzeitig beunruhigend.
7
von 10