Männer Al Dente

Männer al dente

(„Mine vaganti“ directed Ferzan Özpetek, 2010)

Während in Deutschland zum Beispiel ein Fatih Akin exzellente Familiendramen abliefert, gibt es in Italien mit Ferzan Özpetek einen sehr ähnlich begabten Filmemacher, auch er mit türkischen Wurzeln. Mit Männer al dente belebte er die sogenannten commedia all’italiana wieder und erhielt Anfang dieses Jahres bei der Berlinale dafür sehr viel Lob. Er macht übrigens keinen Hehl daraus, das ihn diese historische Filmära besonders prägte, das auf der vor kurzem erschienenen DVD enthaltene Interview mit Özpetek, beleuchtet diesen Sachverhalt sehr gut.

Tommaso Cantone (Riccardo Scamarcio) ist Teil eines Familienbetriebs der schon seit Jahrzenten durch die Herstellung von Pasta in Saus und Braus lebt. Tommaso, der jüngste von drei Geschwistern, studiert weit weg von zu Hause in Rom BWL um eines Tages die Geschicke der Firma auch leiten zu können, zumindest glaubt dies sein Vater Vincenzo (Ennio Fantastichini). In Wahrheit möchte Tommaso nämlich viel lieber Autor werden und ist außerdem bei seinen raren Besuchen immerzu darauf bedacht seine Homosexualität zu verbergen. Diesen Sommer möchte er seiner konservativen Familie allerdings reinen Wein einschenken, dumm nur dass ihm da sein Bruder Antonio (Alessandro Preziosi) zuvorkommt und bei voll versammelten Abendessen sich als schwul outet. Was folgt ist nicht nur ein Herzinfarkt des Vaters, sondern Antonio wird verstoßen, was Tommaso dazu bewegt nochmals sein eigenes coming-out zu überdenken.

Männer al dente hält hervorragend die Balance zwischen Komik und Dramatik und tritt in meinen Augen nie ins Fettnäpfchen, das das Thema „Homosexualität“ immer noch darstellt. Im Gegensatz zu I Love You Philip Morris gibt es hier genügend Figuren im Film die hier Contra sind allerdings nutzt Özpetek diese dazu eine Gesellschaft äußerst humorvoll zu karikieren. Die räumliche Begrenzung des Streifens auf Süditalien darf dabei nicht so streng gesehen werden, denn schließlich findet man die gezeigten Problematiken flächendeckend. Die klassische, italienische Familie bietet sich aber wunderbar dafür um die kuriosen Situationen nochmals überspitzter darzustellen, außerdem sind die Originalaufnahmen in Lecce einfach nur wunderschön anzusehen.

Neben Scamarcio und Fantastichini gefällt vor allem die bezaubernde Nicole Grimaudo (Baarìa), aber auch Nebendarsteller wie Giorgio Marchesi, der geächtete Schwager aus Napoli, oder Tommasos ebenfalls schwule Freunde (Carmine Recano, Gianluca De Marchi, Mauro Bonaffini, Matteo Taranto) aus Rom die nicht nur für einen Lacher sorgen, wissen zu überzeugen.

Die Ausstattung der Disc selbst ist mit gut einer Stunde Bonusmaterial recht ordentlich ausgefallen, auch Bild und Ton (DD 5.1 auf Deutsch sowie Italienisch) lassen nichts zu wünschen übrig, wer lieber Full HD und DTS haben möchte, greift am besten zur ansonsten „baugleichen“ Blu Ray Disc.

Ein insgesamt rundes Paket also, das ohne viel Schnickschnack ein breites Publikum anspricht aber dabei nie sein Niveau verliert. Ich wurde in den etwas mehr als 110 Minuten prächtig unterhalten und mit einem niedlichen Soundtrack (bestehend aus vielen neuen wie alten italienischen Songs) beschallt. Geheimtipp!

Männer al dente ist seit 11.11 auf Blu Ray und DVD erhältlich



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