In Meinem Himmel

In meinem Himmel

(„Lovely Bones“ directed by Peter Jackson, 2009)

Nach der Verfilmung von J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe und seinem King Kong Remake, bediente sich diesmal Peter Jackson beim Bestellerroman The Lovely Bones von Alice Sebold. In über zwei Stunden Laufzeit erzählt uns der Film die tragische Geschichte der Salmons, einer amerikanische Familie dessen älteste Tochter Susie (Saoirse Ronan) brutal ermordet wurde. Nachdem wir kurz mit Zeit, die 70er Jahre, und Lage, irgendwo in einer typischen Vorstadt, vertraut gemacht wurden, verschwendet der Regisseur nicht allzu viel Zeit um Susies Tod und ihren Mörder zu zeigen. Anders als erwartet baut er also keinen typischen Thriller auf, sondern es ergibt sich für den Zuschauer ein interessantes Szenario das die Trauerbewältigung der Angehörigen in den Mittelpunkt rückt. Leider schweift Jackson in dieser Hinsicht aber immer genau dann ab wenn es denn mal richtig interessant würde.

Der Vater (Mark Wahlberg), fortan von Rachegefühlen getrieben, will unbedingt den Mörder seiner Tochter aufspüren und für Gerechtigkeit sorgen, da die Polizei (Michael Imperioli) mit dem Fall anscheinend überfordert ist. Die Mutter (Rachel Weisz) erleidet mehr oder weniger einen Nervenzusammenbruch und verlässt die Familie um irgendwo im Süden auf einer Orangenplantage zu arbeiten und sich somit abzulenken. Das bietet Susan Sarandon die Gelegenheit sich als Grandma Lynn auszutoben. Die Kosmetiknärrin und Alkoholsüchtige übernimmt für kurze Zeit die Mutterrolle, ein Abschnitt im Film der wirklich tolle und humorvolle Bilder präsentiert und eine ganz andere Gangart einlegt, was durchaus willkommen ist.

Das alles wäre wie gesagt eigentlich eine interessante Basis um näher auf die Gefühle und Reaktionen der Salmons einzugehen, doch werden diese meisten von Sequenzen aus der Zwischenwelt – was immer das sein mag – unterbrochen in der sich Susie befindet. Von dort aus kann sie (noch) aktiv Einfluss auf ihre Verwandten im Diesseits üben. Dies wird nicht näher erklärt, sondern führt vereinfacht gesagt dazu dass ihr Vater, Jack, ihrem Killer (Stanley Tucci) auf die Schliche kommt.

Die Parts in der Zwischenwelt sind sehr farbenfroh gestaltet und optisch, wenn auch mit viel Green Screen, durchaus ansprechend inszeniert. Der verwendete mystische Touch in diesen Szenen, vermutlich um keiner der uns bekannten Religionen auf die Füße zu treten, wirkt mitunter allerdings sehr nebulös und sprach mich nicht wirklich an. Selbiges gilt für den Schluss, der so wirkt als hätten die Macher hier auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass die Zeit leider um sei.

Nach seiner Rolle in der missglückten Videospiel-Adaption Max Payne überzeugt Wahlberg bis auf seine unecht wirkenden, langen Haare im Seventies Style. Dagegen geht Rachel Weisz (The Fountain, Der ewige Gärtner, Constantine) meistens unter, auch weil sie hier ganz deutlich von der Sarandon in ihre Schranken verwiesen wird. Letztere und auch Tucci sind sichtlich bemüht dem Ganzen ihren Stempel aufzudrücken, die insgesamt aber doch sehr aussageschwache Story und die schwammigen und esoterischen Andeutungen, lassen ihre guten Leistungen leider etwas vergessen.

Das bald erscheinende Blu Ray-Release bietet neben dem Hauptfilm auf einer separaten, zweiten BD-Scheibe noch über drei Stunden Bonusmaterial. Hierbei handelt es sich nicht um das übliche Making Of und Trailersammelsurium, sondern um eine Art Produktionstagebuch, das relativ detaillierte Einblicke in den Drehverlauf bieten. Lobenswert auch das Wendecover um bei Bedarf das FSK-Logo verschwinden zu lassen.

Wer den Film im O-Ton anschauen möchte darf sich auf eine DTS-HD Master-Spur freuen, der Rest bekommt es lediglich in Dolby Digital um die Ohren. Bildtechnisch bietet die Blu ein sehr scharfes und farbenkräftiges Bild, das vor allem die oben beschriebenen Zwischenwelt-Sequenzen gut aussehen lässt.
Letztendlich blieben bei mir gemischte Gefühle übrig, denn wirklich schlecht ist The Lovely Bones mit Sicherheit nicht. Peter Jackson hätte wohl gut daran getan etwas detaillierter auf die Zwischenwelt einzugehen oder diese ganz wegzulassen um sich auf die einzelnen Figuren zu konzentrieren. Warum wird beispielsweise nicht näher auf die Psyche des Mörders eingegangen?  Schauspielpotenzial und finanzielle Möglichkeiten hatte man ja mehr als genug.



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