Workingmans

Workingman’s Death

(„Workingman’s Death“ directed by Michael Glawogger, 2006)

Diese österreichisch-deutsche Co-Produktion zeigt uns fünf Bilder zur Arbeit im 21. Jahrhundert. Arbeit die vor allem vom Reizwort Globalisierung geprägt ist. Arbeit die sich ein durchschnittlicher Europäer oder Bewohner der westlichen Hemisphäre wohl kaum vorstellen kann, von der wir aber alle schlussendlich profitieren. Im ersten Kapitel begleitet die Kamera illegale Bergarbeiter in der Ukraine. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Stilllegung unzähliger Kohleminen gibt es immer noch eine Gruppe von perspektivlosen Männern und Frauen die sich tagtäglich ohne besondere Schutzvorrichtungen oder passendes Werkzeug in die Gruben wagen um irgendwie überleben und ihre Familien versorgen zu können.

Schnitt und Szenewechsel in das warme Indonesien wo wir verschweißte Schwefelträger begleiten. Auch hier ist Sicherheit am Arbeitsplatz eher ein schlechter Witz als Realität. Der perverse Kontrast zwischen Arm und Reich wird nochmals verdeutlich wenn schaulustige Touristen mit ihren Hightech-Kameras sich unmittelbar am Ort des Geschehens mit den Arbeitern ablichten lassen.

Noch einmal wechseln wir Kontinent, diesmal geht es nach Nigeria, genauer gesagt nach Port Harcourt einer der größten Fleischumschlagplätze der Welt. Für mich eindeutig das widerlichste Kapitel. Schonungslos hält die Kamera drauf wenn das Schlachtvieh seinem Metzger begegnet, das Ganze geschieht mehr oder weniger inmitten einer Müllhalde das sich Stadt nennt. Auch hier erzählen uns direkt die Betroffenen ihren Arbeitsalltag und präsentieren dem Publikum stolz ihre Fähigkeiten. Dagegen wirkt zu Beginn der Job der pakistanischen Schweißer wie ein gemütlicher Bürojob. Sie zerlegen alte Öltanker um mit den riesigen Stahlplatten Geschäfte zu machen. Dass dabei öfters mal jemand samt den tonnenschweren Material ins Meer stürzt wissen alle Beteiligten aber dennoch, so erklären die Befragten, ist es ein sicheres Einkommen in Zeiten wie diesen.

Den Abschluss bilden die Stahlarbeiter in Liaoning, China. Geblendet durch massive Propaganda und motiviert durch in der Gesellschaft tief sitzende Patriotismusgefühle stellen sie quasi die Klimax der globalisierten Arbeit dar. Jeder weiß dass ihr Land, da es nun draußen am Weltmarkt agiert, konkurrenzfähig sein muss, jeder ist sich bewusst dass er tagtäglich ein Opfer bringt aber jeder ist auch davon überzeugt man müsse seinem Land diesen Dienst erweisen.

Unterschiedlicher hätte Michael Glawogger wohl kaum seinen Film gestalten können. Glaubt man seinen Aussagen in den Extras so ergab sich vieles von Alleine. Er kam beispielsweise nach Nigeria um etwas über die (was könnte naheliegender sein?) Ölfelder und Plattformen zu filmen, doch als er am Hafen den Schlachtplatz vorfand kam er nicht weiter. Sein Streifen ist allerdings keine reine Dokumentation, sondern viele Szenen sind gestellt, was ich persönlich für ein großes Manko halte. Er und seine Mitarbeitern beteuern zwar dass die Arbeiten keineswegs unrealistisch dargestellt sind, dennoch wären mir Unspektakuläre dafür aber ungezwungene Szenen lieber gewesen. Alleine die eingefangenen Bilder der (nicht gestellten) Umgebung sprechen ja Bände. Gut hingegen sind dass die Betroffenen selbst zu Wort kommen, kein Kommentator aus dem Off belehrt uns mit irgendwelche Fakten oder sonstiges.

Ein Film den ich trotz meiner Kritik aber dennoch uneingeschränkt empfehlen möchte. Man muss nicht notgedrungen durch Glawoggers Werk zum Globalisierungsgegner werden, dies entscheidet schlussendlich jeder für sich selbst, aber allein die Bilder erweitern den Horizont ungemein. Wie zu Beginn erwähnt, wirken die Jobs im Film unvorstellbar, fast schon surreal und realitätsfern, nicht so jedoch für die Betroffenen.



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