Stroszek

Stroszek

Inhalt / Kritik

„Stroszek“
„Stroszek“ // Deutschland-Start: 20. Mai 1977 (Kino)

Bestimmt nicht mein Lieblingsfilm von Werner Herzog, aber durchaus ein Streifen, den man zumindest einmal gesehen haben sollte. Die durchgehend depressive Stimmung passte zwar überhaupt nicht zu diesem wunderbaren Herbstwetter, aber die Jahreszeit war wenigstens die richtige für diesen doch sehr anstrengenden 115 Minuten-Brocken.

Die Geschichte erzählt von Bruno Stroszek (Bruno S.), einem alkoholisierten Kleinkünstler, der wegen kleineren Gaunereien im Berliner Gefängnis sitzt. Der Zuschauer beginnt allerdings damit, wie Bruno kurz vor seiner Entlassung, dem Gefängnisdirektor (Alfred Edel) schwören muss, dass er nie wieder Alkohol zu sich nehmen oder gar nur ein Wirtshaus betreten wird. Bruno verlässt also die Anstalt und kehrt auf den Weg nach Hause erstmals bei der Bar „Bier-Himmel“ ein, wo er, nachdem er sich natürlich ein kühles Bier bestellt hat, auf seine ehemalige Freundin und Prostituierte Eva (Eva Mattes) trifft. Die Frau wird gerade von ihren Zuhältern (Wilhelm von Homburg und Burkhard Driest) beschimpft und bedroht. Bruno bietet ihr deshalb kurzerhand an bei ihm zu übernachten. Seine alte Wohnung hat nämlich der Vermieter und etwas betagte Freund Herr Scheitz (Clemens Scheitz) nur seinetwegen freigehalten.

Von Sicherheit kann dort allerdings nicht die Rede sein, denn die Zuhälter brechen einfach in Brunos Heim ein und verwüsten es, Eva wird dabei natürlich nicht verschont. Um endlich diesen Horror zu entkommen, beschließt das Paar nach Amerika zu flüchten. Dort soll alles besser, größer und vor allem einfacher sein. Sie lauschen neugierig den Geschichten von Scheitz, der Bekannte in den USA hat und selbst über den Atlantik flüchten möchte. Eva schwärmt davon, wie es leicht sein soll in Amerika reich zu werden und nachdem das Geld für die Überfahrt beisammen ist, macht sich das Trio also auf nach Wisconsin, wo sie bereits ein schäbiger Mann namens Clayton (Clayton Szalpinski) mit einem „Wilcomen“-Schild erwartet. Bei ihm soll übrigens Stroszek Arbeit als Kfz-Mechaniker finden, Eva hingegen soll als Bedienung in einem Restaurant arbeiten.

Eigentlich gibt es keinen wirklichen erfreulichen Moment im Film. Ganz im Gegenteil: Es herrscht totale Depression und Hoffnungslosigkeit. Der Tapetenwechsel von Berlin zu Wisconsin ist zwar sichtbar, aber eigentlich wird alles nur viel dreckiger, schlammiger und grauer. Nie während des gesamten Streifens hatte ich das Gefühl von Hoffnung, ständig überkam mich Unbehagen. Ähnlich wie Stroszek sah ich keinen Ausweg aus der misslichen Lage.

Herzog schwärmte über Brunos Performance, doch weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll, da es mir oft so vorkam als spiele er nicht den „Deppen“, sondern dass er tatsächlich einer ist. Vielleicht ist genau das der Knackpunkt, schließlich enthält der Film ja gewisse Elemente aus Bruno S. echten Leben. Der Film wurde nämlich ganz speziell auf ihn zugeschnitten, sozusagen als Entschädigung weil Werner Herzog ihm nicht wie versprochen die Hauptrolle in Woyzeck gab. Die minimalistische, musikalische Untermalung fand ich übrigens wie in anderen Herzog-Filmen sehr gelungen und äußerst passend zu der Atmosphäre in der jeweiligen Szene.

Sollte dies für jemanden der erste Herzog-Film sein, so würde ich diesem sofort abraten ausgerechnet Strozszek als Startpunkt zu wählen, da man meines Erachtens dadurch eher abgeneigt als angetan sein könnte, weitere Werke dieses Ausnahmeregisseurs zu betrachte. Und dies wäre wahrlich ein großer Fehler.

Credits

OT: „Stroszek“
Land: Deutschland
Jahr: 1977
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog
Musik: Chet Atkins, Sonny Terry
Kamera: Thomas Mauch, Edward Lachman
Besetzung: Eva Mattes, Bruno S., Clemens Scheitz

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Deutscher Filmpreis 1978 Beste Hauptdarstellerin Eva Mattes Nominierung

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