
Jun Takashina (Jun Tamegai) ist ein Karatemeister mit Leib und Seele. Nicht nur übt er geduldig mit seinen vielen Schülern, er trainiert zudem jeden Tag, um noch besser zu werden. Als seine Frau Aki (Emi Mamashita) Selbstmord begeht, bricht für ihn wie auch Adoptivtochter Rina (Ren) eine Welt zusammen. Von der Kampfkunst will er nichts mehr wissen und er nimmt eine Arbeit bei seinem Freund Sayama (Hitoshi Kusanagi) in dessen Werkstatt an. Eines Tages wird Rina von einer Unbekannten entführt und einige Schläger versuchen, Jun ebenfalls zu kidnappen, doch der erfahrene Karatemeister kann seine Angreifer mit Leichtigkeit abwehren. Zudem findet Jun heraus, dass der Tod seiner Frau alles andere als ein Suizid war, denn die Reporterin war einer chinesischen Verbrecherorganisation auf die Spur gekommen, die in Japan seit vielen Jahren Drogen verkauft. Kurz vor ihrem Tod soll Aki Jun und Rina noch ihre Recherche mitgegeben haben, wovon die beiden aber nichts wissen. Für langes Überlegen haben sie aber keine Zeit, denn die Gangster geben nicht auf, um an die Informationen zu gelangen.
Kein CGI, nur Kampfkunst
Eine große Liebe zum Actionkino war für Yuuki Osada der Hauptgrund, warum er unbedingt selbst Filme machen wollte. In den nächsten Jahren sollte er unter anderem als Regieassistent bei Jackie Chan sein Fähigkeiten im Actiongenre erweitern, wobei er insbesondere die Arbeit der Stuntman einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterließ. Für sein erstes Actionprojekt Traverse, das zuletzt noch auf dem Japan Filmfest Hamburg zu sehen war, wollte er vor allem auf echte Stunts wert legen und so weit wie es geht auf CGI verzichten. Eine große Hilfe waren ihm dabei die zahlreichen in unterschiedlichen Kampfkünsten geschulten Darsteller, allen voran Jun Tamegai, der auch im echten Leben ein Karatemeister ist. Die technische Seite seines Beruf beherrscht Osada schon sehr gut, doch, wie bei vielen frühen Werken eines Regisseurs, schleichen sich Schwächen ein. In Traverse wäre dies zum einen die Geschichte an sich und die allzu klischeehaften Bilder.
In den 80er Jahren brauchte man gefühlt für einen gelungenen Actionstreifen nicht viel. Phantom Kommando, Die City Cobra oder Bloodsport sind tolle Filme, aber ihr erzählerisch sind alle drei Filme nun nicht wirklich Meilensteine. Aber genau das müssen sie auch nicht sein. Osadas Traverse versteht sich als ein Vertreter dieser Art des Actionkinos, das zwar einen modernen Touch hat, aber in erster Linie auf Aspekten wie Nostalgie aufbaut. Sofern man einen Vergleich haben will, wäre hier wohl ein Film wie The Last Kumite ähnlich, der sich auf den Kultstatus der genannten Filme verlässt. Traverse hat nun nicht das Budget dieser Filme, doch die Regie holt das Beste bei jenen Punkten heraus, in denen ein Actionfilm überzeugen muss. Die Kampfszenen könnten durchaus einen etwas dynamischeren Schnitt gebrauchen, doch ihre Choreografie und die Kameraarbeit überzeugen. Vor allem Jun Tamegai kann in diesen Szenen durch seine stoische Art überzeugen, sodass man seine Schwächen in den dramatischen Momenten des Filmes fast schon vergessen kann. Besonders als Kontrast zu den sehr „auffälligen“ Kontrahenten, die ihm die Drogenmafia in den Weg stellt, ist diese Art interessant und bringt sogar etwas Humor in die ein oder andere Szene.
Die ausgetretenen Pfade eines Actionhelden
Nostalgie allein mag ein paar Dinge retten, doch über die schwache Geschichte in Traverse kann man leider nicht hinwegsehen. Generell lässt sich sagen, dass man die Unsicherheiten des Drehbuchs und der Regie gerade dann merkt, wenn gerade einmal keine Action zu sehen ist und das ist leider sehr oft der Fall (wenn man einmal vom Finale absieht). Die Geschichte eines in der Kampfkunst geschulten Helden, der auf Rache sinnt und sich mit einem übermächtigen Feind anlegt, ist nun wirklich nicht neu. Traverse ist zudem sehr unsicher inszeniert, da sich Osada mehr als einmal auf unnötige Rückblenden verlässt, um Sachverhalte zu klären. Dazu kommt noch, dass man durch diese Momente einmal mehr Gelegenheit erhält, das steife Schauspiel zu „bewundern“. Die Bilder und Dialoge sind klischeehaft und bisweilen sogar etwas umständlich. Man kann nur hoffen, dass die Passion des Regisseurs fürs Actiongenre vielleicht im nächsten Film etwas mehr zur Geltung kommt und er nicht mehr nur im ersten Gang fährt.
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