Mr. No Pain erzählt die Geschichte des Bankangestellten Nathan Caine (Jack Quaid), der eine Besonderheit aufweist: Er verspürt keinerlei Schmerzen. In Folge ist er sehr behütet aufgewachsen, achtet peinlich darauf, sich nirgends zu verletzten und führt dadurch ein sehr zurückgezogenes Leben. Als jedoch seine neue Kollegin Sherry Margrave (Amber Midthunder), in die er sich gerade verliebt hat, bei einer Geiselnahme entführt wird, beschließt er, diese Eigenschaft zu nutzen und sie aus den Fängen der Entführer zu befreien, koste es, was es wolle. Anlässlich des DVD-Starts am 26. Juni 2025 haben wir die beiden Regisseure Dan Berk und Robert Olsen zur Actionkomödie interviewt und dabei viel über Schmerzen gesprochen.
Am Anfang versucht Nathan, jeder Verletzung aus dem Weg zu gehen, da er keine Schmerzen spürt. Später merkt er aber, dass diese Schmerzlosigkeit auch ihre Vorteile hat. Ist diese Eigenschaft mehr Fluch oder Segen?
Dan Berk: Ein Fluch, eindeutig. Schmerzen sind ein wichtiges evolutionäres Werkzeug für uns. Es gibt solche Fälle von Schmerzlosigkeit ja wirklich und das sind Krankheiten, die einem das Leben sehr schwer machen können. Wir wollten auch sensibel damit umgehen und diese Eigenschaft nicht verharmlosen. Das war uns sehr wichtig. Deswegen zeigen wir Nathan am Anfang, wie er unter dieser Situation leidet und sehr isoliert lebt, ohne viele soziale Kontakte. Wenn du dir ständig Sorgen darüber machen musst, ob du dich unbemerkt verletzt, ist das eine große Belastung. Es stimmt zwar, dass Nathan einen Nutzen für seine Schmerzlosigkeit entdeckt. Aber das ist schon ein sehr spezieller Fall, im alltäglichen Leben ist das ein Fluch.
Du hast eben gesagt, dass Schmerzen wichtig sind in der Evolution. Inwiefern?
Robert Olsen: Nehmen wir an, dass du barfuß über spitze Steine läufst. Wenn du da keine Schmerzen hast, wirst du nicht merken, wie du deine Füße verletzt, bis du irgendwann gar nicht mehr laufen kannst. Dein Körper sagt dir da, was du zu tun und zu lassen hast. Schmerzen sind wie Angst auch ein notwendiges Mittel für uns um zu überleben. Leben bedeutet auch, das richtige Gleichgewicht zu finden: Wie viel Schmerz ist okay? Wie viel Angst ist okay? Beides kann natürlich auch übertrieben werden. Wenn du so viel Angst hast, dass du nicht mehr aus dem Haus gehst, dann läuft da etwas verkehrt. Aber es wäre eben auch verkehrt, einfach über die Straße zu laufen, ohne Angst, von einem Auto erwischt zu werden.
Dan Berk: Ich sage meinen Kindern immer, dass Mut nicht bedeutet, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, mit seinen Ängsten umgehen zu können und diese zu überwinden. Wenn du überhaupt keine Angst hast, erlebst du wahrscheinlich nicht mal das Mittagessen mehr. Da gibt es eine Menge da draußen, wovor du Angst haben und entsprechend reagieren solltest.
Aber stellen wir uns einmal vor, ihr hättet einen Tag lang diese Superkraft der Schmerzlosigkeit. Was würdet ihr damit anfangen?
Robert Olsen: Ich würde es vermutlich genießen, keine Rückenschmerzen oder so zu haben. Das ist jetzt eine langweilige Antwort, aber ich würde wahrscheinlich laufen gehen, ohne mir Gedanken darüber zu machen, was das mit meinem Körper macht. Nach einem Tag würde ich vielleicht auch zu kleinen körperlichen Verletzungen übergehen, wie zum Beispiel eine Nadel in meine Hand zu stechen, nur um es einmal auszuprobieren. Aber nichts, das zu dauerhaften Schmerzen führen würde.
Dan Berk: Ich würde mir wahrscheinlich eine Reihe von Tattoos stechen lassen, auf der Brust und dem Rücken oder an irgendwelchen schmerzhaften Stellen.
Robert Olsen: Oder Piercings.
Dann lasst uns hoffen, dass das alles nach einem Tag verheilt ist.
Dan Berk: Stimmt, das wäre dann doof. Außerdem kann es natürlich sein, dass wir am nächsten Tag die Entscheidung schon wieder bereuen. Und das dann alles rückgängig zu machen, wäre mit weiteren Schmerzen verbunden.
Robert Olsen: Wir müssten dann den Dschinn bitten, uns noch einmal zu helfen.
Schmerzen sind dabei etwas Subjektives. Was für den einen ganz schlimm ist, kann für andere harmlos sein. Manchen sind Schmerzen auch egal. Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr empfindlich, was Schmerzen angeht?
Dan Berk: Ich bin schon sehr empfindlich. Meine Frau würde das bestätigen, dass ich wie ein Baby heule, wenn ich mir den Zeh stoße. Ich bin auch sehr tollpatschig, weswegen ich mich ständig irgendwie verletze. Sie sagt dann immer, dass ich völlig überreagiere und die Kinder erschrecke.
Robert Olsen: Ich bin auch eher empfindlich. Aber es gelingt mir doch immer wieder, dann an etwas anderes zu denken. Wenn ich beim Zahnarzt bin, stelle ich mir zum Beispiel vor, gerade gefoltert zu werden, weil man den Aufenthaltsort meiner Frau herausbekommen will. Da will ich dann ganz besonders tapfer sein. Insgesamt würde ich aber sagen, dass wir nicht gerade Masochisten sind.
Euer Film ist zum Teil ja schon sehr gewalttätig. Und auch wenn euer Protagonist keine Schmerzen empfindet, zuckt man beim Zusehen schon zusammen. Warum tun wir uns das dennoch an? Warum kann es Spaß machen, gewalttätige Filme anzuschauen?
Dan Berk: Es gibt verschiedene Arten von gewalttätigen Filmen. Auch wenn es bei uns heftig zugeht, wird das immer in einem humorvollen Kontext gezeigt. Mr. No Pain ist kein Torture Porn, du sollst hier lachen, das macht den Spaß bei uns aus. Aber es war für uns wichtig, dass das Publikum dennoch zusammenzuckt. Darüber haben wir im Vorfeld schon viel nachgedacht. Wenn Nathan keine Schmerzen hat und man das auch sieht, würde das Publikum dann als Spiegel auch nichts empfinden? Denn wenn das passiert, fällt der gesamte Film in sich zusammen. Aber wir haben uns im Vorfeld viele Actionfilme angeschaut. Da ist eine Szene in Tödliche Versprechen – Eastern Promises, wo der gefrorene Finger einer Leiche abgetrennt wird, und wir sind beide zusammengezuckt. Da war uns klar, dass unser Film funktionieren würde. Wenn es eine Wirkung zeigt, einer Leiche einen gefrorenen Finger abzuschneiden, dann wird es definitiv eine Wirkung haben, wenn Jack Quaid ein Pfeil ins Bein geschossen wird.
Wo wir schon bei Jack sind: Warum habt ihr ihn für die Hauptrolle ausgesucht? Wonach habt ihr gesucht?
Dan Berk: Wenn wir an einer Geschichte arbeiten, denken wir immer darüber nach, wer die Traumbesetzung wäre. Wir haben uns zu der Zeit gerade The Boys angeschaut und wussten, dass er perfekt wäre. Für uns wurde deshalb ein Traum wahr, als er zugesagt hat. Wir brauchten jemanden, der lustig ist und ein großartiger körperlicher Komiker ist, der gleichzeitig aber auch Filmstar-Qualitäten hat. Wir wollten außerdem jemand haben, der jünger ist. Wenn du dir das Actiongenre anschaust, du braucht da definitiv ein paar neue Gesichter und frisches Blut.
Vielen Dank für das Interview!
(Anzeige)