
Die 11-jährige Amanda (Lilly Winger Schmidt) traut ihren Ohren kaum, als sie hört, was ihre Lehrerin da von ihr verlangt. Soll sie sich doch ernsthaft um den neuen Mitschüler Lars (Adrian Øverjordet Vestnes) kümmern. Dabei hat der doch das Down-Syndrom, womit Amanda nichts zu tun haben will. Zu groß ist ihre Sorge, dass sich die anderen über sie lustig machen könnten. Aber alles Protestieren hilft nichts, an diesem Schicksal führ kein Weg vorbei. Widerwillig lässt sie sich darauf ein, verbringt Zeit mit ihm und stellt dabei fest, dass Lars doch irgendwie ganz nett und witzig ist. Könnte sie vielleicht wirklich Freundschaft mit ihm schließen? Da ist nur ein Problem: Die anderen in ihrer Klasse können nichts mit dem Jungen anfangen und machen sich über diesen lustig, was Amanda in eine schwierige Lage bringt …
Festivalhit für ein junges Publikum
In den letzten Jahren hat es fast unzählige Filme gegeben, die sich für Toleranz einsetzen. Ob es nun die Herkunft ist, die religiöse Überzeugung oder auch die sexuelle Orientierung, es finden sich viele Werke, die sich für einen respektvollen Umgang stark machen. Und das gilt auch für Menschen mit dem Down-Syndrom. Hierzulande gab es beispielsweise die Fernsehproduktionen Marie fängt Feuer: Brüder und Toni, männlich, Hebamme: Das Glück der anderen, in Frankreich wurde die Komödie Was ist schon normal? zu einem gigantischen Überraschungshit, der spanische Themenbeitrag Wir sind Champions erhielt gleich zwei Remakes. Nun kommt mit Lars ist LOL noch ein norwegisches Werk hinzu, das dem Publikum Menschen mit dieser Besonderheit näherbringen will.
Manche könnten dieses schon kennen, wurde das Familiendrama 2024 doch von einem Filmfest zum anderen weitergereicht. Sowohl in Deutschland wie auch international wurde die Geschichte um eine holprige Freundschaft viele Male gezeigt, bevor nun auch ein regulärer Kinostart bei uns ansteht. Außerdem basiert der Film auf dem auch hierzulande veröffentlichten Roman Lars, mein Freund von Iben Akerlie, die gemeinsam mit Regisseur Eirik Sæter Stordahl das Drehbuch geschrieben hat. Es ist also schon ein bewährter Stoff, der es da in unsere Kinos schafft. Tatschlich ist die positive Resonanz hier auch gerechtfertigt, Lars ist LOL schafft es, auf alltagsnahe Weise die junge Zielgruppe an dieses Thema heranzuführen und sie damit vertraut zu machen.
Nicht originell, aber sympathisch
Ältere Zuschauer und Zuschauerinnen können aber ebenfalls reinschalten. Klar, man weiß hier ziemlich genau, was geschehen wird. Der Film nimmt nicht für sich in Anspruch, originell zu sein oder eine völlig neue Geschichte zu erzählen. Ob es die Freundschaft ist, die sich nach dem holprigen Start entwickelt, oder die obligatorische Zuspitzung, wenn die Freundschaft wieder auf der Kippe steht: Das sieht man alles schon von weitem kommen. Nennenswerte Überraschungen gibt es in Lars ist LOL nicht. Die Entwicklung der Protagonistin folgt dem bewährten Schema. Bei Lars selbst gibt es überhaupt keine Entwicklung, der ist am Ende noch genau so, wie wir ihn am Anfang kennengelernt haben.
Was dem Film an Originalität fehlt, das macht er aber durch Charme wett. Der Festivalhit ist einfach sympathisch, arbeitet mit Figuren, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Zum Ende hin hat er auch ein paar schöne Einfälle, wenn die gemeinsame Liebe der beiden jungen Menschen zu einem Bindeglied wird. Gerade das Finale dürfte nicht wenige berühren, wenn Amanda einiges dafür tut, um die Freundschaft zu erhalten. Ein bisschen umständlich ist das zwar schon, aber man sieht sich das Ergebnis doch gern an. Zudem kann man ja nie früh genug mit der Toleranz anfangen und Menschen etwas Einfühlungsvermögen nahelegen. Allein deshalb schon ist Lars ist LOL eine willkommene Ergänzung für das hiesige Kinoprogramm, der man ein möglichst großes Publikum wünschen würde. Gerade in einer Zeit, in der Andersartigkeit wieder als Makel angesehen wird, ist dieses Plädoyer für mehr Gemeinschaft wohltuend.
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