David Oyelowo ist ein britischer Schauspieler, Filmproduzent und Regisseur. Seit seiner Mitwirkung in Kinofilmen wie Der letzte König von Schottland – In den Fängen der Macht, The Help und Interstellar ist Oyelowo international bekannt. Für seine Rolle als Martin Luther King in Ava DuVernays Selma bekam er sehr viel Anerkennung und war unter anderem für einen Golden Globe als Bester Hauptdarsteller nominiert. Neben seiner Arbeit in Kinofilmen und Serien ist er auch nach wie vor auf der Theaterbühne zu sehen, zuletzt in der Rolle des Coriolanus aus William Shakespeares gleichnamigem Stück.
Simone Missick ist eine US-amerikanische Schauspielerin, die durch ihre Rollen in Serien wie Ray Donovan, Scandal und Wayward Pines bekannt ist. Besonders ihre Mitwirkung bei den Marvel-Serien Luke Cage, The Defenders und Iron Fist brachte ihr viel Beachtung ein, ebenso wie ihre Hauptrolle in der zweiten Staffel der Serie Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm.
Missick und Oyelowo sind zum ersten Mal gemeinsam in der neuen Serie Government Cheese vor der Kamera zu sehen. Sie spielen Hampton und Astoria Chambers, die gegen Ende der 1960er ihre jeweils eigene Vorstellung vom amerikanischen Traum in die Realität umsetzen wollen.
Anlässlich des Starts der Serie am 16. April 2025 auf Apple TV+ unterhalten wir uns mit Simone Missick und David Oyelowo über die Themen der Serie, ihre Aktualität und die Figuren, die sie spielen.
Unter government cheese versteht man ein Lebensmittel, was im Zweiten Weltkrieg aufgrund von Lebensmittelknappheit hergestellt und an Familien von US-amerikanischen Soldaten verteilt wurde. Eigentlich hat dies wenig mit einer Serie zu tun, in der es um Träume, Schicksal und Familienkonflikte geht, oder?
David Oyelowo: Government cheese ist verarbeiteter Käse und wurde, wie du schon sagst, im Zweiten Weltkrieg hergestellt, weil man die Familien der US-Soldaten versorgen wollte. Die Regierung hat sich jedoch verkalkuliert und zu viel hergestellt. Der Käse blieb daraufhin über viele Jahre in Lagerhäusern, bis man auf die Idee kam, diesen Käse sozial schwachen Familien zu geben, die sich echten Käse oder andere Lebensmittel nicht leisten konnten. Dieser Käse wurde zu einer Art Delikatesse, zumindest wenn man den Aussagen vieler Menschen Glauben schenkt, die ihre Kindheit in sozial schwachen Gegenden der USA in den 1980er erlebten. Sie sprechen geradezu nostalgisch von den grilled cheese-Sandwiches, die ihre Mütter und Väter ihnen als Kinder servierten.
In Government Cheese geht es um Menschen, die aus Nichts versuchen, Etwas zu machen. Hampton, die Figur, die ich spiele, ist im Gefängnis und hat scheinbar alles verloren, als er auf einmal diese göttliche Eingebung hat. Er träumt von einer neuen Art Bohrmaschine, einer Erfindung, die seine Familie wieder zusammenführen kann und ihnen Wohlstand bringt. Der government cheese steht also, wenn du es so willst, für die Bestrebungen der Figuren, etwas aus ihrem Leben zu machen, auch wenn die Begleitumstände nicht immer die besten sind.
Government Cheese, vor allem der satirische Aspekt der Serie, scheint inspiriert zu sein vom Black Cinema der 1960er und 1970er Jahre. Gab es eine konkrete Inspiration für die Serie?
Simone Missick: Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Kino die Inspiration für die Serie war, auch wenn die Idee sicherlich nahe liegt. Paul Hunter und Aeysha Carr sind die kreativen Köpfe hinter Government Cheese und in erster Linie bot Pauls Leben die Vorlage für die Serie, ihre Themen und die Figuren. Astoria und Hampton sind in gewisser Weise Versionen von Hunters Eltern.
In den Drehbüchern gibt es sehr viele biblische Anspielungen und satirische Überspitzungen. David und mir ging es viele Male so, dass wir einen Dialog gelesen haben und uns dachten, dass dies so abstrus sei und uns niemand so etwas abkaufen würde. Paul überraschte uns jedes Mal mit der Geschichte aus seinem Leben, die ihm als Inspiration diente.
Um deine Frage zu beantworten, es gibt keine vergleichbare Serie zu Government Cheese. Natürlich verstehe ich, wenn du oder andere Zuschauer gewisse Parallelen zu Literatur, Filmen oder Theater erkennen, aber bei der Entstehung gab es diese Inspirationen nicht. Das Leben Paul Hunters bot die Grundlage für die Figuren und ihre Ambition, sich über ihren derzeitigen Stand innerhalb der sozialen und wirtschaftlichen Hierarchie der Gesellschaft zu erheben.
David Oyelowo: Genau das hat mich an Government Cheese interessiert und deswegen wollte ich unbedingt mitwirken. Ich würde eher Parallelen zu den Filmen von Spike Jonze oder Wes Anderson sehen. Government Cheese hat jedoch einen ganz eigenen Stil, der einzigartig ist, aber zugleich Vergleiche, wie der in deiner Frage zulässt.
Simone, du bist dafür bekannt, dass du besonders jungen Schauspielern und Schauspielerinnen gerne Ratschläge für ihre Karriere gibst, fürs Vorsprechen und für die ersten Dreharbeiten. Wenn du an deine Figur in Government Cheese oder die anderen Figuren denkst, was für einen Ratschlag für ihr Leben würdest du ihnen mitgeben?
Simone Missick: Ich würde ihnen raten, ihre Träume nicht aus den Augen zu verlieren und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um sich diese zu erfüllen. Als ich für Government Cheese besetzt wurde, bemerkte ich schnell, dass ich an einem Projekt mitwirkte, bei dem jeder, von David und Paul bis hin zu den Menschen, die an den Kostümen und am Make-up arbeiteten, an die Vision glaubten, die das Projekt antrieb. Wir alle verfolgten leidenschaftlich diese Vision.
Ein Hobby wie Stabhochsprung mag zunächst etwas unüblich wirken, doch wenn man es mit einer ebenso großen Leidenschaft verfolgt, dann ist das ansteckend. Man darf sich dabei nicht abschrecken lassen, auch wenn die Reaktionen der Umwelt nicht immer freundlich sind.
Bezogen auf deine vielen Rollen in Shakespeare-Adaptionen fürs Theater hast du einmal gesagt, David, dass du es schätzt, wenn eine Figur einen Bezug zur Gegenwart hat. Wie sieht dieser Bezug bei deiner Rolle in Government Cheese aus?
David Oyelowo: Ich bin Vater und Ehemann, daher kann ich verstehen, was Hampton antreibt. Er will für seine Familie sorgen. Natürlich sehen wir in Government Cheese ein sehr spezifisches Schicksal, nämlich das einer afroamerikanischen Familie, die 1969 in der San Fernando Valley lebt. Aber was sie antreibt, können wir problemlos auf uns alle übertragen.
Generell würde ich sagen, dass mich Rollen und Geschichten interessieren, die einen Bezug zu unserer Lebensrealität zulassen. Wir können sehr viel aus der Geschichte und eben auch aus Geschichten lernen, beispielsweise, wie wir als Menschen miteinander leben können oder ob noch andere Gesellschaftsformen als die uns bekannten möglich sind. Hierbei spielt es für mich keine Rolle, ob ich in einer Komödie oder eine Tragödie mitspiele.
Ich glaube fest daran, dass das Publikum stets nach einer Verbindung zu der eigenen Lebenswirklichkeit sucht. Als Geschichtenerzähler ist es unsere Verantwortung, dies zu ermöglichen.
Vielen Dank für das tolle Gespräch.
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