
Mariano (Santiago Magariños) und Juan (Ezequiel Martínez) sind seit sechs Jahren ein Paar. Um der Hektik von Buenos Aires zu entfliehen, ziehen sie mit ihrem Hund in ein abgelegenes Haus auf dem Land. Sie können sich den Umzug leisten, da Juan als Schriftsteller erste Erfolge feiert. Aber forciert hat den Ausbruch aus der Großstadt eher Mariano, der mit seinem Job als Grafikdesigner unzufrieden war, und in ihrem neuen Zuhause eine Gärtnerei eröffnen möchte. Ihr Leben scheint harmonisch, bis der Besuch ihrer Freundin Carla (Nazarena Rozas) Fragen aufwirft. Sie verkündet ihre Schwangerschaft und spricht von Problemen mit ihrem Freund Javier. Während dies keine direkte Unruhe stiftet, bringt es das Paar dennoch dazu, über die Zukunft und die Vereinbarkeit ihrer individuellen Lebensentwürfe nachzudenken.
Entschleunigter Beziehungsfilm
Mit Was wir gemeinsam schufen präsentiert der argentinische Regisseur Nicolas Teté eine leise, aber eindringliche Momentaufnahme eines Paares, das den Schritt aus der Großstadt Buenos Aires in die ländliche Abgeschiedenheit wagt. Tetés Regie zeichnet sich durch Zurückhaltung aus und vermeidet die Klischees des klassischen Beziehungskinos. Statt großer Konflikte oder dramatischer Wendungen erleben wir hier den Alltag eines Paares: Spaziergänge mit dem Hund, gemeinsames Kochen, Essen, Sex und endlose Gespräche – oft bei einer Tasse Mate. Dabei fängt die Kamera mit langen, statischen Einstellungen und behutsamen Schwenks die Szenen ein und erzeugt eine fast theaterhafte Atmosphäre. Besonders auffällig ist, dass Schnitte sparsam eingesetzt werden, außer in bestimmten Momenten, wie der ersten Sexszene oder einer Fotosession Marianos, um seine Gärtnerei bei Instagram zu bewerben.
Ein zentrales Thema des Films ist eindeutig die Freiheit – sowohl in Bezug auf die physischen Zwänge der Stadt als auch auf die emotionalen Bindungen innerhalb einer Beziehung. Der Hund des Paares, der trotz fehlender Leine bei Spaziergängen stets in Juans Nähe bleibt, dient als Metapher für diese ambivalente Haltung gegenüber der Freiheit. Juan hat dabei durchaus ein schlechtes Gewissen, dass er mit einer Sache Geld verdient, die ihm Spaß macht, während andere einen „Scheißjob“ haben. Mariano seinerseits weiß nicht, ob er Juan zu sehr dazu gedrängt hat, die Großstadt zu verlassen. Beide stellen sich scheinbar insgeheim die Frage, ob ihre individuellen Lebensentwürfe tatsächlich zu einem gemeinsamen verschmelzen können, obwohl sie sich zweifelsfrei lieben.
Oberflächlich, aber dennoch faszinierend
Freundin Carla fungiert im Film als eine Art Katalysator. Ihre Schwangerschaft und die damit verbundenen Beziehungsprobleme mit ihrem Freund Javier lösen bei Juan und Mariano eine Reflexion über ihre eigene Beziehung aus. Während Carla das Zusammensein der beiden idealisiert, entgegnen diese ihr mit ungeschönter Ehrlichkeit – ihre Partnerschaft mag stabil sein, aber auch sie sind nicht frei von Zweifeln und Routinen, die sie manchmal wie ein altes Ehepaar wirken lassen. Doch obwohl die Figuren über tiefgehende Themen wie Liebe, Partnerschaft und die Bedeutung von Arbeit philosophieren, bleibt vieles oberflächlich. Die existenziellen Krisen, die insbesondere Juan verspürt, wirken angesichts der doch privilegierten Lebensumstände etwas konstruiert. Seine Schuldgefühle darüber, als erfolgreicher Schriftsteller ohne finanzielle Sorgen leben zu können, während andere in tristen Berufen feststecken, scheinen nicht wirklich handlungsrelevant.
Aber trotz der dialoglastigen Inszenierung und der fehlenden dramatischen Zuspitzung entwickelt der Film eine eigene Faszination. Die Alltäglichkeit der Handlung, die realistische Darstellung einer langjährigen Beziehung und die natürlichen Darstellerleistungen verleihen ihm eine gewisse Sogwirkung. Denn das Zusammenspiel der drei Hauptdarsteller wirkt authentisch; man nimmt ihnen die enge, langjährige Vertrautheit ab. Was wir gemeinsam schufen ist ein leises, entschleunigtes Kammerspiel, das sich Zeit für seine Figuren nimmt. Ohne große Spannungsbögen, aber mit feinen Beobachtungen und authentischem Schauspiel zeichnet Nicolas Teté ein intimes Porträt einer Beziehung, die sich in einem sanften Wandel befindet. Der Film mag aufgrund seiner ruhigen Erzählweise und seines Fokus auf Alltägliches zu ereignislos wirken, doch gerade darin liegt seine stille Faszination.
OT: „Lo que escribimos juntos“
Land: Argentinien
Jahr: 2024
Regie: Nicolas Teté
Drehbuch: Nicolas Teté
Musik: Ignacio Herbojo
Kamera: Juan Cobo
Besetzung: Ezequiel Martinez, Santiago Magariños, Nazarena Rozas
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