
So ein Faultier mag es gern gemütlich und ohne große Unruhe. Das hat sich aber leider erledigt, als der Dschungel von Stürmen heimgesucht wird und die Tiere notgedrungen wegziehen müssen. Und so beschließt die Familie Faultier, in die Großstadt zu ziehen, den alten Foodtruck im Schlepptau, um dort mit ihren alten überlieferten Familienrezepten ein neues Leben zu beginnen. Das klappt nur leider nicht so gut wie gedacht. Das größte Problem: Sie sind langsam, viel zu langsam für das geschäftige Treiben in der Stadt, wo das mit dem Essen sehr schnell gehen muss. Die Kundschaft geht deshalb lieber wieder zur Konkurrenz. Während der Rest ihrer Familie keinen Bedarf sieht, etwas zu ändern, will Tochter Laura nicht tatenlos zusehen. Ihr großes Vorbild ist dabei die Gepardin Dotti Pace, die ein Fast-Food-Imperium betreibt …
Die Tiere sind los!
Bei Animationsfilmen ist es gang und gäbe, dass Tiere vermenschlicht und zu Hauptfiguren gemacht werden, gerade Disney setzte früher darauf, dass das Publikum sich an solchen Titeln erfreut. Dabei gibt es prinzipiell keine Grenzen, so ziemlich jede Art bietet sich dafür an. Das zeigt schon ein Blick auf das Kinoangebot: In den letzten Monaten hatten wir so unterschiedliche Titel wie Bernard Bär: Mission Mars, Mufasa: Der König der Löwen, Fuchs und Hase retten den Wald und Niko: Reise zu den Polarlichtern, bei Letzteren spielten Rentiere die Hauptrolle. Mit Familie Faultier – Kochen auf der Überholspur darf nun eine weitere Tierart in den Mittelpunkt rücken, wenn wir – der Titel verrät es bereits – eine Faultierfamilie kennenlernen und sie während ihrer Anpassungsschwierigkeiten in der Großstadt begleiten.
Mit Tieren kennt man sich bei Like A Photon Creative, die auf Familienfilme spezialisierte australische Produktionsfirma hat im Rahmen seines The Tales from Sanctuary City Franchises schon mehrere Titel produziert, bei denen es um die tierischen Bewohner geht. Diese wurden sogar überwiegend bei uns veröffentlicht: Der Wunschtraumbaum, Combat Wombat und Wettkampf der Tiere – Daisy Quokkas großes Abenteuer wurden allesamt auf DVD veröffentlicht. Mit Familie Faultier – Kochen auf der Überholspur findet nun erstmals ein Film der Reihe seinen Weg in die Kinos. Ob er so viel besser ist als die Kollegen, darüber lässt sich zwar streiten. Aber es ist doch eine willkommene Bereicherung für das hiesige Angebot, da das Werk durchaus unterhaltsam ist und zumindest der jüngeren Zielgruppe Spaß machen dürfte.
Sympathisch mit Tempoproblemen
Zum Teil liegt der natürlich an dem starken Kontrast zwischen den Protagonisten und den übrigen Figuren. Faultiere sind geradezu notorisch langsam. Diese dann in einem hektischen Großstadtsetting zu platzieren, ist eine gute Idee. Tatsächlich spielt das Thema auch eine Rolle, wenn es maßgeblich um die Schwierigkeit geht, sich an das veränderte Tempo anzupassen. Theoretisch hätte man das auch mit einer ganz grundsätzlichen Debatte verbinden könne, wie schnell es im Leben denn gehen muss. Familie Faultier – Kochen auf der Überholspur schneidet das aber nur an, etwa beim Thema Genuss, ohne das dann zu vertiefen. Etwas mehr hat das Regieduo Tania Vincent und Ricard Cussó, das zuvor auch Arkie und die Stadt des Lichts gedreht hat, zu Familienzusammengehörigkeit zu sagen. Auch die schwierige Balance aus Tradition und Neustart wird angesprochen, da muss die Familie nach einem Weg suchen.
Insgesamt geht es bei dem Film, der 2024 auf dem Annecy Festival Premiere feierte, aber doch mehr darum, die Zuschauer und Zuschauerinnen zu unterhalten, anstatt sie zum Nachdenken zu bringen. Zu dem Zweck darf es dann wie bei vielen Animationsabenteuern für Kinder sehr hektisch und chaotisch werden, Familie Faultier – Kochen auf der Überholspur verliert dabei leider etwas die Besonderheit der Hauptfiguren aus dem Blick. Der Film verrennt sich zudem auf der Zielgeraden, wenn es gar nicht mehr um die eigentliche Geschichte geht, sondern es zu seltsamen Entwicklungen kommt, quasi aus dem Nichts. Das ist ein bisschen schade, weil das Potenzial der ursprünglichen Geschichte so nicht ganz ausgenutzt wird. Insgesamt ist das aber schon sympathisch und irgendwie süß. Wer auf der Suche nach einem Film für den Nachwuchs ist, wird bedient.
OT: „The Sloth Lane“
Land: Australien
Jahr: 2024
Regie: Tania Vincent, Ricard Cussó
Drehbuch: Tania Vincent, Ryan Greaves
Musik: Ack Kinmonth
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