Furyo – Merry Christmas, Mr- Lawrence
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Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence

Furyo – Merry Christmas, Mr- Lawrence
„Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence“ // Deutschland-Start: 2. Dezember 1983 (Kino) // 11. Mai 2017 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1942 befiehlt Captain Yonoi (Ryuichi Sakamoto) mit eiserner Hand über ein japanisches Kriegsgefangenenlager. Gehorcht man ihm nicht, wird man hart bestraft, sodass keiner auch nur wagt, sich gegen den Captain und seine Männern, unter ihnen der sadistische Sergeant Hara (Takeshi Kitano) aufzulehnen. Lieutenant Colonel John Lawrence (Tom Conti) ist wegen seiner Kenntnisse der japanischen Sprache gelungen, so etwas wie ein Verständnis zwischen den Gefangenen und den japanischen Offizieren herzustellen, dass es ihm erlaubt, besonders harte Strafen manchmal abzuwehren.

Als eines Tages Major Jack Celliers (David Bowie) als Gefangener ins Lager kommt, ändert sich jedoch alles. Trotz seiner offenen Rebellion gegen die Befehle Yonois verbindet die beiden eine gemeinsame Vergangenheit, weshalb der japanische Offizier zunächst nur zaghaft einschreitet. Nach einer wiederholten Demütigung Yonois vor seinen eigenen Männern, kann er das Verhalten Celliers’ nicht länger dulden und greift zu härteren Maßnahmen.

Körper als Schlachtfeld

Nach einer längeren Abstinenz von Filmemachern meldete sich Regisseur Nagisa Oshima (Im Reich der Sinne, Im Reich der Leidenschaft) mit Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence zu Beginn der 80er Jahre wieder zurück. Der Film basiert auf dem Roman The Seed and the Sower von Autor Laurens van der Post, in dem er seine Erlebnisse im Krieg verarbeitete. Für Oshima war dies die erste Produktion außerhalb seiner Heimat Japan sowie seine erste Zusammenarbeit mit einer internationalen Besetzung. Dem Hauptthema seiner Werkes – der Körper als Spiegelbild der Gesellschaft und der Politik – blieb er auch in diesem Werk treu und behandelte zugleich den Zusammenprall zweier Kulturen während des Krieges, was viele Kritiker bis heute zum Anlass nehmen, Furyo mit Filmen wie Die Brücke am Kwai zu vergleichen.

Ähnlich wie in David Leans Films stehen Menschen in Konflikt, deren Ideale eigentlich sehr viele Parallelen aufweisen. Celliers und Yonoi mögen aus unterschiedlichen Kulturen kommen, aber ihr Verständnis von Aspekten wie Ehre, Demut und Scham sind sehr ähnlich, selbst wenn die Konsequenzen jeweils andere sein mögen. Vor allem Scham spielt eine wichtige Rolle in ihrer Konfrontation, was ihre Szenen bisweilen wie ein Geduldsspiel wirken lässt, was Sakamoto und Bowie mit entsprechenden darstellerischen Leistungen betonen. Gleiches gilt für Tom Contis und Takeshi Kitanos Figuren, wobei insbesondere Kitanos Figur so etwas wie einen Sonderfall darstellt. Oshima zeigt Machtspiele und Manipulation, genauso wie die Folgen für den Körper, der durch harte Arbeit oder die Strafen der Offiziere verletzt wird. Das Schlachtfeld ist bei Oshima der Körper, die Wunden und Narben Zeugnisse von unzähligen Konflikten und Bluttaten. Helden gibt es nicht, zumindest nicht im militärischen Sinne, dafür aber eine Form der Menschlichkeit, von der die Figuren jedoch noch weit entfernt sind.

Das Unmenschliche an der Uniform

In Interviews über die Dreharbeiten betont vor allem Conti immer wieder, wie beeindruckt er von Kitanos Darstellung als Hara ist. War Kitano bis zu diesem Zeitpunkt in erster Linie als Komiker bekannt, veränderte sich nun das Bild, das man von diesem Mann hatte, der als Hara nicht nur seine Intelligenz beweist, sondern auch sein Verständnis für die emotionale Lage seiner Figuren. Generell ist Furyo kein Film, der mit viel Pathos aufwartet oder mit eindrucksvollen Effekten, denn der Krieg findet ganz woanders statt. Im Falle von Hara bemerken wir den Widerspruch von den Prinzipien, welche die Uniform von ihm verlangt, und seiner eigenen Neigung, die sich erst gegen Ende wirklich zeigt. Yonoi ist Gefangener dieser Prinzipien, doch Hara will aufbegehren, ist aber letztlich zu schwach für eine Rebellion, die von ihm jene Menschlichkeit erfordern würde, die man bei allen Figuren, außer vielleicht Lawrence vorfindet. Oshima erzählt vom Regeldiktat und dem Dilemma eines Menschen, der nicht gegen dieses ankommt. Die Uniform wird zu einer Fessel, die Anteilnahme und Menschlichkeit verbietet.

Credits

OT: „Senjo no meri kurisumasu“
Land: Japan, UK
Jahr: 1983
Regie: Nagisa Oshima
Drehbuch: Paul Mayersberg, Nagisa Oshima
Vorlage: Laurens van der Post
Musik: Ryuichi Sakamoto
Kamera: Toichiro Narushima
Besetzung: David Bowie, Ryuichi Sakamoto, Tom Conti, Takeshi Kitano, Jack Thompson

Trailer

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Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence
fazit
„Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence“ ist ein Anti-Kriegsfilm, der davon erzählt, wie ein Konflikt jegliche Menschlichkeit unmöglich macht und was dies mit Menschen macht. Nagisa Oshima gelingt ein schauspielerisch überzeugender und spannender Film, bei dem vor allem die darstellerische Leistung Takeshi Kitanos hervorzuheben ist.
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