Drive Away Dolls
© Focus Features

Drive-Away Dolls

Drive Away Dolls
„Drive-Away Dolls“ // Deutschland-Start: 7. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Jamie (Margaret Qualley) hat gern Sex, oft und mit vielen Leuten – sehr zum Leidwesen ihrer Partnerin Sukie (Beanie Feldstein). Als diese irgendwann die Schnauze voll hat, setzt sie ihre untreue Freundin vor die Tür, will mit dieser nichts mehr zu tun haben. Und was nun? Erst einmal weg, gemeinsam mit der unscheinbaren Marian (Geraldine Viswanathan) beschließt sie, nach Tallahassee zu fahren. Dummerweise kommt es dabei aber zu einer folgenschweren Verwechslung. Als sie einen Wagen nehmen, der für einen Dienstleister dorthin gefahren werden muss, ahnen sie nicht, dass sich im Kofferraum heiße Ware befindet, die eigentlich für andere gedacht ist. Das bleibt nicht ohne Folgen, denn während die beiden jungen Frauen durch das ganze Land fahren, sind ihnen die Killer Arliss (Joey Slotnick) und Flint (C. J. Wilson) auf den Fersen …

Knallig und humorvoll

Mit ihren gemeinsamen Filmen haben die Brüder Joel und Ethan Coen Filmgeschichte geschrieben, Titel wie Fargo (1996) und The Big Lebowski (1998) genießen Kultstatus. Inzwischen scheint das Duo aber die Zusammenarbeit beendet zu haben, die letzte Gemeinschaftsarbeit liegt schon mehrere Jahre her. Dafür versuchen sie sich an eigenen Filmen. So gab Joel 2021 mit Macbeth sein sehenswertes Solo-Debüt, bei dem er das bekannte Stück neu adaptierte. Nun zieht Ethan nach. 2022 hatte er schon mit dem Dokumentarfilm Jerry Lee Lewis: Trouble in Mind ein erstes eigenes Werk vorgelegt. Mit Drive-Away Dolls folgt jetzt noch ein fiktionales Werk, mit dem der US-Amerikaner versucht, an die alten Erfolge anzuschließen.

Dabei könnten die jeweiligen Erstlingsfilme der zwei Brüder unterschiedlicher kaum sein. Während Joel ein künstlerisch ambitioniertes Schwarzweiß-Drama drehte, mag es Ethan lieber knalliger und humorvoller. Von Anfang an schlägt er eher schrille Töne an, mit einem Hang zum Derben, wenn wir Jamie beim unbekümmerten Herumvögeln zusehen. Daran wird sich auch später nichts ändern, wenn Drive-Away Dolls zu einem Mix der verschiedensten Genres wird. So handelt es sich gleichzeitig um eine Komödie, bei der zwei Freundinnen unbewusst ein großes Chaos anrichten, und um einen Thriller, wenn zwei Killer sich ihnen an die Fersen heften. Der Film ist dabei ein Roadmovie, wenn die Protagonistinnen quer durchs Land fahren. Später kommen noch Elemente einer Romanze dazu, wenn die beiden sich näherkommen, obwohl sie grundverschieden sind. Ein solch bunter Mix kann Spaß machen, tut es hier teilweise auch. Da sind immer wieder Stellen dabei, die einen zum Lachen bringen.

Ziellos und manchmal fade

Gleichzeitig wird es aber auch trotz der Farben, trotz der krakeelenden Figuren, zwischendurch etwas fade. Coen und seine Co-Autorin Tricia Cooke haben gleichzeitig ganz viel und irgendwie nichts zu erzählen. Ob es die Liebesbeziehung ist, die nicht wirklich glaubwürdig daherkommt, die unterentwickelten Figuren oder der Inhalt des Kofferraums, das ist alles nicht wirklich erwähnenswert. Dafür darf man bei Drive-Away Dolls darüber grübeln, in welchem Jahr der Film eigentlich spielen soll. Wenn beispielsweise auf einem Tisch groß die Platte Hasten Down the Wind von Linda Ronstadt gezeigt wird und gleichzeitig ein Lied von ihr gespielt, sollte man meinen, dass beides zusammengehört. Doch sowohl Long Long Time wie auch Blue Bayou, das danach zu hören ist, stammen gar nicht von dem Album, sind entweder früher oder später erschienen.

Das kann eine Nachlässigkeit sein, Unkenntnis – oder beabsichtigter Teil dieses Rätsels, wenn da noch ganz andere Sachen vorkommen, die alle nicht zusammenpassen. So oder so: Das muss einen nicht stören, ist sicherlich nicht der wichtigste Aspekt des Films. Den wenigsten werden diese kleinen Irritationen überhaupt auffallen. Unterhaltsam ist es ja auch, wenn Drive-Away Dolls den größten Quatsch erzählt und eben durch diese ständigen Wechsel nie klar ist, was als nächstes geschieht. Außerdem geht auch das Ensemble als Argument durch, weshalb man sich den ziellosen Roadtrip einmal anschauen kann. Ein Klassiker, wie es die großen Filme der Coens waren, ist das hier aber nicht. Da hilft dann auch ein später Kurzauftritt eines bekannten Schauspielers nicht mehr.

Credits

OT: „Drive-Away Dolls“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Ethan Coen
Drehbuch: Ethan Coen, Tricia Cooke
Musik: Carter Burwell
Kamera: Ari Wegner
Besetzung: Margaret Qualley, Geraldine Viswanathan, Beanie Feldstein, Colman Domingo, Joey Slotnick, C. J. Wilson

Bilder

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Drive-Away Dolls
fazit
„Drive-Away Dolls“ ist eine seltsam ziellose Mischung aus Komödie, Thriller, Roadmovie und queerer Romanze. Das klingt wild, macht zum Teil auch durchaus Spaß. Zwischendurch gibt es aber auch viel Leerlauf, trotz des Getöses wird die Fahrt durch ein bescheuertes Amerika manchmal fad.
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