Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert
© déjà-vu film UG

Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert

„Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert“ // Deutschland-Start: 11. Januar 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Manchmal hat man das Gefühl, dass jeder Mensch, der es zu etwas bringt, irgendwann seinen eigenen Dokumentarfilm bekommt. Die Errungenschaft kann dabei sehr unterschiedlich sein, vor allem Leute aus dem künstlerischen oder sportlichen Umfeld sind beliebt. Nun kommt mit Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert mal wieder ein solches Werk bei uns heraus. Der Untertitel verrät dabei das Grundlegende, da weiß man doch, was geboten wird. Porträtiert wird die ostdeutsche Autorin, deren Karriere in der DDR begonnen hat, die aber auch nach der Wende Aufmerksamkeit erhielt. So gewann sie 2020 den Ingeborg-Bachmann-Preis – mit stolzen 80 Jahren. Zu sagen hat die gebürtige Berlinerin also einiges.

Eine Künstlerin blickt zurück

Das tut sie auch in dem Film. Vergleichbar zu Joan Baez: I Am A Noise kürzlich darf die Porträtierte in erster Linie selbst aus ihrem Leben erzählen. Ein solcher Zugang hat Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist sicherlich, dass zwangsläufig die Distanz fehlt. Da ist niemand, der das Werk einordnen könnte und dem Publikum verrät, was das Besondere an der Person ist. Dafür ist Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert deutlich persönlicher. Schon der Titel verweist darauf, wenn die Autorin von ihren Eltern nicht gewollt war. Der Vater forderte eine Abtreibung, nur nach langem Zögern hat sich die Mutter dagegen entschieden. Das Verhältnis zur Mutter war dann später auch maßgeblich. Der Vater hingegen starb 1941, als Schubert gerade mal ein Jahr alt ist.

Solche persönlichen Anekdoten werden in Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert mit beruflichen verbunden. Chronologisch wird vorgetragen, wie die Protagonistin eigentlich als Psychologin arbeitete und nur nebenher schrieb. Doch diese Bücher, viele waren für Kinder geschrieben, nahmen mit der Zeit einen immer größeren Raum in ihrem Leben ein. Spannend ist in dem Zusammenhang vor allem ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Heimat DDR. Zwar war Schubert keine Rebellin, die aktiv gegen das System kämpfte. Dennoch war sie dem Ministerium für Staatssicherheit suspekt und wurde von 1976 bis 1989 observiert. Auch ihre Erfolge im Ausland waren nicht so gern gesehen. Als sie 1980 dazu eingeladen wurde, Teil der Jury vom Ingeborg-Bachmann-Preis zu werden, wurde dies abgelehnt, die Ausreise verboten, während man sie dazu nötigen wollte, das als ihre eigene Entscheidung zu verkaufen.

Zu wenig Einblicke in ihr Werk

Solche Momente machen Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert auch für ein Publikum interessant, das sich stärker für gesellschaftliche bzw. historische Themen interessiert. Der Dokumentarfilm gewährt einen Blick hinter die Kulissen der DDR und zeigt, wie kompliziert es sein konnte, dort künstlerisch tätig zu sein. Was ein wenig kurz kommt, sind tatsächliche Beispiele für die Arbeit der Autorin. Dann und wann ist zwar mal etwas zu hören, wenn sie öffentlich auftritt. Man bekommt aber weniger ein Gespür dafür, wer sie als Künstlerin ist. Doch auch wenn der Dokumentarfilm in der Hinsicht gern mehr hätte bieten dürfen, um auch ein Publikum zu bedienen, das Schubert gar nicht kennt, lohnt sich ein Blick. Das ist gerade auch der Schriftstellerin selbst zu verdanken, die hier als interessante Erzählerin auftritt, der man gerne zuhört.

Credits

OT: „Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Jörg Herrmann
Drehbuch: Jörg Herrmann
Kamera: Eddy Zimmermann, Jean-Pierre Meyer-Gehrke, Lukas Seiler

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert
fazit
In „Sonntagskind – Die Schriftstellerin Helga Schubert“ blickt die ostdeutsche Autorin auf ihr Leben zurück, lässt dabei sowohl ihre Karriere wie auch Privates Revue passieren. Das ist gerade im Zusammenhang mit ihrem schwierigen Verhältnis zur DDR sehenswert, selbst wenn man eher wenig Einblick in ihre Texte an sich erhält.
Leserwertung0 Bewertungen
0
6
von 10