There Is a Stone Ishi ga aru
© Fugu Filmverleih

There Is a Stone

„There Is a Stone“ // Deutschland-Start: 23. November 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wohnt die Frau (Ogawa An) ja in Tokio. Doch sie will einmal etwas anderes sehen, etwas anderes erleben, und reist daher zu einem kleinen Ort. So ganz kann sie nicht sagen, was genau sie dort erwartet. Ziellos streift sie umher, auf der Suche nach einer Sehenswürdigkeit oder wenigstens anderen Menschen. Zunächst bleibt sie eine Zeit lang bei Kindern, die Fußball spielen. Später begegnet sie irgendwann einem Mann (Kanou Tsuchi), der damit beschäftigt ist, Steine über den Fluss flitzen zu lassen. Nach einem holprigen Start bleibt sie bei diesem und verbringt die nächsten Stunden mit ihm. Sie unterhalten sich, spielen gemeinsam Spiele oder lassen auch mal nur die Natur auf sich wirken …

Ein Film ohne Geschichte

Natürlich gibt es Filme in den unterschiedlichsten Formen und Varianten. Ob es das Genre ist, die Tonalität oder auch der Gehalt, im Grunde ist alles möglich. Eines eint aber einen Großteil aller Filme: Sie erzählen eine Geschichte. Wir lernen Figuren kennen, die irgendetwas machen, am Ende hat sich etwas verändert. Schließlich braucht es Ziel, einen Sinn und Zweck. Aber es gibt auch Ausnahmen. There Is a Stone ist eine solche Ausnahme, wenn das Narrative auf ein Minimum reduziert wird. So könnte man zwar alles ganz genau beschreiben, was die beiden Figuren in dem japanischen Drama tun. Man würde dabei aber kein wirkliches Ergebnis erreichen.

Ein bisschen erinnert das an Slice-of-Life-Geschichten, wie man sie ebenfalls in Japan oft findet. Bei denen schauen wir uns den Alltag von Figuren an, lernen diese bei unspektakulären Ereignissen kennen und tauchen so mit der Zeit stärker in deren Leben ein. There Is a Stone behält diese Beiläufigkeit und das rein Beobachtende bei. Der Film verweigert einem jedoch die Möglichkeit, den zwei Charakteren näherzukommen. So erfahren wir nie, wer diese eigentlich sind, bis zum Schluss erhalten sie keine Namen. Und auch die Informationen über ihre Leben sind spärlich gehalten. Dann und wann kommt da zwar mal etwas durch. So weiß man beispielsweise früh, dass die Protagonistin aus Tokio kommt. Auch später wird etwas über sie verraten. Und doch hat man nicht den Eindruck, im Anschluss wirklich viel gelernt zu haben.

Zwischen belanglos und wahrhaftig

Darum ging es Regisseur und Drehbuchautor Tatsunari Ôta aber auch gar nicht. Inspiriert von einem eigenen Erlebnis, bei dem ein Nachmittag damit „verschwendet“ wurde, sich Steine am Fluss anzuschauen, besteht sein Film in erster Linie darin, wie die beiden Unbekannten Zeit miteinander verbringen. Dabei könnte man erwarten, dass es um eine romantische Annäherung geht. There Is a Stone ist aber weniger ein Liebesfilm als vielmehr ein Werk über eine Gemeinschaftlichkeit, selbst wenn diese nur temporär ist. Für einen Moment finden zwei Fremde eine Basis, die eigentlich völlig banal ist, auf ihre Weise aber wahrhaftig. Die beiden spielen irgendwelche Spiele, die man eher bei Kindern erwarten würde, werden sogar selbst wieder zu Kindern, wenn sie sich simplen Tätigkeiten hingeben und dabei irgendwie den Tag verbummeln.

Das kann man dann selbst als belanglos empfinden. Viele werden mit dem Film nichts anfangen können, der sich sehr den üblichen Sehgewohnheiten verweigert und nicht grundlos in der experimentelleren Forum-Sektion der Berlinale gezeigt wurde. Und doch hat There Is a Stone Charme. Es tut irgendwie gut, den beiden dabei zuzusehen, wie sie durch eine Nicht-Geschichte spazieren und dabei doch realer sind als viele Figuren, die man sonst in Filmen zu Gesicht bekommt. Die dokumentarische Anmutung des Dramas hat daran sicherlich ihren Anteil. Ôta zeigt uns eine Welt, an der viele vorbeilaufen würden, hält darin inne und zeigt, wie schön es ist, im Moment zu sein und bei sich zu sein. Selbst wenn sich sonst niemand für einen interessiert.

Credits

OT: „Ishi ga aru“
Land: Japan
Jahr: 2022
Regie: Tatsunari Ôta
Drehbuch: Tatsunari Ôta
Musik: Shu Oh
Kamera: Yuji Fukaya
Besetzung: An Ogawa, Tsuchi Kanou

Bilder

Trailer

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There Is a Stone
fazit
„There Is a Stone“ als minimalistisch zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Wenn wir hier zwei Menschen zusehen, wie sie an einem Fluss entlanglaufen, irgendwelche Spiele spielen oder einfach nur die Welt wahrnehmen, dann ist das als Geschichte sehr dünn. Gleichzeitig ist das Drama wahrhaftig und lebendig, wenn wir hier wieder lernen, einfach nur im Moment zu sein.
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