Red Dead Redemption
© Rockstar Games

Red Dead Redemption

Red Dead Redemption

Inhalt / Kritik

Kaum ein Filmgenre dürfte vergleichbar starke Schwankungen im Hinblick auf dessen Popularität erfahren haben wie der Western. So gab es Hochphasen, etwa während der Stummfilmzeit oder zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Auch die europäischen Spaghetti-Western der 1960er und 1970er haben bedeutende Klassiker hervorgebracht, etwa Für eine Handvoll Dollar (1964) oder Spiel mir das Lied vom Tod (1968). In den 1990ern feierte das Genre wieder ein großes Comeback, Der mit dem Wolf tanzt (1990) und Erbarmungslos (1992) machten die Filme wieder massentauglich. Doch dazwischen waren immer wieder lange Phasen, in denen sich niemand dafür interessierte. Momentan siechen Western auch etwas vor sich hin. Zwar gibt es immer mal wieder Hochkaräter, die mit großen Namen verbunden sind, darunter The Ballad of Buster Scruggs (2018) von den Coen-Brüdern oder The Power of the Dog (2021), das Jane Campion einen Oscar einbrachte. Aber diese Filme richten sich doch eher an ein Arthouse-Publikum, weniger an die breite Masse.

Ein Western-Spiel erobert die Welt

Ganz anders im Bereich der Videospiele, wo sich Titel mit der Thematik größerer Beliebtheit erfreuen. Vor allem die Reihe Red Dead wurde zu einem weltweiten Blockbuster. Los ging es 2004 mit Red Dead Revolver über einen Kopfgeldjäger, der 1880 die Mörder seiner Eltern jagt. Die Kritiken waren solide, die Verkaufszahlen waren gut. Doch es war das sechs Jahre später veröffentlichte Red Dead Redemption, mit dem die Reihe richtig populär wurde. Mehr als 23 Millionen Mal wurde das Spiel verkauft. Und auch die Resonanz der Kritiker und Kritikerinnen war herausragend, es gab diverse Preise. Durch die aktuellen Portierungen für die PlaySation 4 und die Nintendo Switch dürften die Verkaufszahlen noch einmal ein gutes Stück steigen. Und das verdient: Tatsächlich ist das Spiel mehr als ein Jahrzehnt später noch immer etwas Besonderes, selbst wenn die Optik natürlich in die Jahre gekommen ist und mit dem Prequel Red Dead Redemption 2 das Prinzip weiter verfeinert wurde.

Erzählt wird in Red Dead Redemption, wie der Revolverheld John Marston 1911 Jagd auf ehemalige Bandenmitglieder macht – durch Druck von oben. Wie es dazu kam, wird mit der Zeit verraten, im Laufe des Spiels erfahren wir mehr über den Protagonisten. Tatsächlich ist das hier ein Werk, das sehr narrativ angelegt ist. Gerade in den Gesprächen mit Bonnie MacFarlane, die unseren Anti-Helden zu Beginn rettet, wird vieles verraten. Die Rancherin dient dabei aber nicht nur als erzählerisches Mittel, sondern fungiert auch als eine Art Tutorial. Sie führt uns durch die Gegend, zeigt die Orte und weiht uns in diverse Spielmechaniken ein. Beispielsweise gehen wir früh mit ihr auf Hasenjagd, treiben Vieh zusammen oder fangen Wildpferde ein, die gezähmt und als Reitpferde genutzt werden können. Überhaupt gibt es hier nebenher eine ganze Menge zu tun, vom Hufeisenwerfen über Glücksspiel bis zu Duellen.

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Es bleibt dabei den Spielern und Spielerinnen überlassen, was sie davon tun wollen. Für die Geschichte sind diese Nebentätigkeiten irrelevant, sie tragen aber ungemein zur Atmosphäre bei. Man hat bei diesem Open-World-Vertreter wirklich das Gefühl, Teil einer Welt zu werden. Schade ist in der Hinsicht nur, dass die vielen Leute, die in der Stadt umherlaufen, doch nur Hintergrund sind. So viel Arbeit in die Geschichte und die Spielmechanik investiert wurde, die Figuren sind oftmals nur Teil der Kulisse. Andererseits dürften viele auch so überwältigt sein von den Möglichkeiten. Sobald erst einmal das anfängliche Händchenhalten, das mit sehr viel Text einhergeht, vorbei ist, lässt Red Dead Redemption viele Freiheiten. Wer will, kann sich natürlich auf die Haupthandlung konzentrieren und den Rest ignorieren. Aber selbst dann muss schon einiges investieren, bis die Spielmechaniken verinnerlicht sind und man weiß, was zu tun ist.

Sind diese Hürden genommen, entfaltet das Spiel seine eigentliche Faszination. Ob man nun Jagd auf Verbrecher macht oder seinem neu gezähmten Pferd die Gegend erkundet, man vergisst dabei schnell die Außenwelt und auch die Zeit, taucht ein in eine Welt, wie man sie vorher eben nur aus Filmen kannte. Der Unterschied: Hier wird zumindest zu einem gewissen Grad die Geschichte selbst mitbestimmt. Für Western-Fans ist das ein Traum. Wer nichts mit dem Setting anfangen kann, darf zumindest bewundern, wie viel Arbeit in Red Dead Redemption gesteckt wurde. Übrigens dürfen auch Horror-Fans einen Blick riskieren: Neben dem Hauptspiel, das größtenteils sehr um Realismus bemüht ist, enthält die späte Portierung auch die Erweiterung Undead Nightmare. Darin wird dann mal nicht gegen Banditen gekämpft, sondern gegen Zombies. Das ist inhaltlich weniger ambitioniert als das reguläre Spiel, welches überraschend menschlich ist. Spaß macht es trotzdem.

Credits

OT: „Red Dead Redemption“
Land: USA
Jahr: 2010
Producer: Steve Martin, Josh Needleman, David Kunkler
Designer: Christian Cantamessa, Leslie Benzies
Artist: Joshua Bass, Daren Bader, Nick Trifunovic
Texte: Dan Houser, Michael Unsworth, Christian Cantamessa
Publisher: Rockstar Games
Entwickler: Rockstar San Diego
Plattformen: Nintendo Switch, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360

Bilder

Trailer

Kaufen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Red Dead Redemption
fazit
„Red Dead Redemption“ wurde 2010 zur Sensation, indem es das Western-Setting für ein Open-World-Spiel nutzte. Das Ergebnis beeindruckt noch immer durch die vielen Optionen und das Gefühl, Teil einer Welt zu werden, in der man alles machen kann. Es dauert aber eine Weile, bis man drin ist und die diversen Spielmechaniken verinnerlicht hat, die es braucht, um alles auszunutzen und das stark narrative Spiel auch zu genießen.
Leserwertung3 Bewertungen
4