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© BR/Ariane Krampe Filmproduktion/Hendrik Heiden

Polizeiruf 110: Little Boxes

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„Polizeiruf 110: Little Boxes“ // Deutschland-Start: 17. September 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Dawoud Alrashid (Lucas Janson), der als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einer Universität tätig ist, tot aufgefunden wird, scheint dies mit einem Vergewaltigungsfall zu tun zu haben, der kurze Zeit zuvor publik geworden ist. Schließlich hat jemand groß „Rapist“ auf seine Schultern geschrieben. Doch wer war die Frau, an dem das Verbrechen verübt worden sein soll? Das weiß niemand. Cris Blohm (Johanna Wokalek), Dennis Eden (Stephan Zinner) und Otto Ikwuakwu (Bless Amada), die gemeinsam an dem Fall arbeiten, brauchen auch nicht wirklich auf eine Antwort zu hoffen. Schließlich führen die Ermittlungen sie in das linke universitäre Umfeld, in dem man der Polizei grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, was die Befragungen deutlich erschwert …

Plumpe Satire auf den Kulturkampf

Seit Kurzem darf wieder am Sonntagabend gerätselt werden, das Erste hat nach der Sommerpause die Krimireihen wiederbelebt. Zum Auftakt wurde dem Polizeiruf 110 der Vortritt gelassen. Gut war der Einstand jedoch nicht. Tatsächlich reichte es bei Du gehörst mir nicht einmal fürs Mittelmaß, die Geschichte um eine Kindsentführung war gleichermaßen langweilig und konstruiert. Bei Little Boxes sieht es im Hinblick auf die Qualität nicht besser aus. Auch der 407. Fall der ARD-Produktion liefert keinen guten Grund, warum man sich am Abend vor den Fernseher setzen sollte. Das liegt jedoch weniger an der Langeweile. Vielmehr hatte man es sich hier offensichtlich zur Aufgabe gemacht, das Publikum anderthalb Stunden nerven zu wollen.

Genauer nahm man sich hier den gerade an Stammtischen und in Online-Foren vehement ausgefochtenen Kulturkampf als Vorbild und strickte eine ganze Geschichte drumherum. So wird jede Begegnung mit dem linken Unibetrieb zu einer Kampfansage gegenüber der Polizei, dazu fliegen die üblichen Schlagworte durch die Gegend. Bemerkenswert ist das insofern, da die beiden Hauptfiguren eine Frau und ein Schwarzer sind, was eigentlich Türen öffnen sollte. Stattdessen werden die beiden in Polizeiruf 110: Little Boxes von kontinuierlicher Aggression getroffen. Das wird dann schon mal absurd, wenn eine offensichtlich sehr vermögende Frau mit Migrationshintergrund Blohm beschimpft, sie lebe ein Leben voller Privilegien.

Als Krimi frustrierend

Dieser Absurdität ist man sich beim BR, wo der Film entstanden ist, sicherlich bewusst gewesen. Über weite Strecken scheint sich Drehbuchautor Stefan Weigl dann auch dem Anti-Woke-Kampf verschrieben zu haben, indem er jeden Einsatz gegen Rassismus, Patriarchat und ähnliches ins Lächerliche zieht. Versucht man sich dabei einem Publikum anzubiedern, das sich von einem woken öffentlich-rechtlichen Fernsehen gegängelt fühlt? Vielleicht. Gut möglich, dass man die Zuschauer und Zuschauerinnen im Blick hatte, die schon vom Gedanken genervt sind, wenn eine Frau und ein Schwarzer im Mittelpunkt stehen. Welcher Grund auch immer dahinterstecken mag, das Ergebnis ist anstrengend. Polizeiruf 110: Little Boxes ist zuweilen sogar eine richtige Zumutung, wie da ganz verkrampft auf witzig gemacht wird. Und das wieder und wieder und wieder.

Wenn die beiden bei dem Fall aufgrund der Totalblockade der Befragten nicht vorankommen, ist das nicht nur für sie frustrierend, sondern auch für das Publikum daheim. Für Leute, die Krimis in erster Linie anschauen, weil sie rätseln wollen, ist das hier wenig geeignet. Es ist nicht einmal so, dass Polizeiruf 110: Little Boxes den Diskussionen etwas hinzuzufügen hätte. Wenn man diese Themen schon anschneidet, dann bitte mit etwas mehr Tiefgang. Immerhin, die beiden Hauptfiguren machen Spaß, gerade auch in Kombination. Solange sich der Krimi auf diese konzentriert, funktioniert der Film schon ganz gut. Sie werden nur völlig verschwendet an ein Werk, das mit seinem ständigen Augenzwinkern nur ein Augenrollen provoziert.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Little Boxes“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Dror Zahavi
Drehbuch: Stefan Weigl
Musik: Fritz Busse, Dror Zahavi
Kamera: Gerhard Schirlo
Besetzung: Johanna Wokalek, Stephan Zinner, Bless Amada, Christiane von Poelnitz, Matthias Bundschuh, Canan Samadi, Victoire Laly, Lise Risom Olsen, Katrin Lux

Bilder

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Polizeiruf 110: Little Boxes
fazit
„Polizeiruf 110: Little Boxes“ versucht sich an diversen Reizthemen, wenn eine weiße Kommissarin und ihr schwarzer Kollege im linken Uni-Umfeld unterwegs sind und dort nur beschimpft werden. Der Versuch, woke Ansichten ins Lächerliche zu ziehen, ist repetitiv und anstrengend. Als Krimi taugt der Film auch nicht. Nur die beiden Hauptfiguren machen etwas Spaß.
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